Untergrundkrieg
fürs Skilaufen und machte gar nichts anderes mehr. Dabei hat er auch Yoshiko kennen gelernt.
Er war das erste Mal von zu Hause fort und führte ein eigenes Leben, aber er schien sich nicht einsam zu fühlen. Er fand Freunde, verdiente Geld und amüsierte sich auf die Art, die ihm eben gefiel.
Als ich die Nachricht von Eijis Tod bekam, wurde es ganz leer in meinem Kopf. Ich habe schon von dieser Leere im Kopf gehört, es gibt sie wirklich. Ich verstand gar nichts.
Seine Firma und die Polizei haben versucht uns anzurufen, aber wir waren alle unterwegs. Davor hatte ich Miso 19 angesetzt. Sonst mache ich das immer im April, aber diesmal hatte ich einen Monat früher damit angefangen, weil ich doch nach der Geburt von Eijis Kind helfen wollte. Am 20. März war sehr schönes Wetter, deshalb habe ich gewaschen und alles Mögliche andere gemacht. Mein Mann war seit dem Morgen draußen und beschnitt die Apfelbäume. Ich habe einen etwas zu hohen Blutdruck und bin ins Krankenhaus gefahren, um ein Medikament abzuholen. Deswegen war die ganze Zeit niemand zu Hause.
Zuerst wollte ich auf dem Heimweg noch Blumen kaufen, weil ja Frühlingsanfang war, bin aber davor doch noch kurz nach Hause gefahren. Da klingelte das Telefon. Inzwischen hatte jemand meine Schwester erreicht. »Ich hab es schon x-mal bei dir probiert. Seht ihr denn kein Fernsehen?«
»Wer guckt denn bei einem so schönen Wetter Fernsehen? Dazu habe ich noch genug Zeit, wenn es regnet.« Meine Schwester: »Erschrick nicht, aber mach dich auf etwas sehr Schlimmes gefasst.«
»Wie? Auf was soll ich mich gefasst machen?« »Eben haben sie im Fernsehen gesagt, Eiji ist tot.«
Das war der Moment, in dem in meinem Kopf alles leer wurde. Ich erinnere mich an nichts anderes als an diese Leere. Es war schrecklich. Der Schock hat alles andere ausgelöscht …
Yoshiko hat er ein Jahr vor ihrer Hochzeit nach Hause mitgebracht. Das war im Winter. Eiji besuchte uns nur zweimal im Jahr, zu Obon 20 und zu Neujahr. Ich weiß noch, dass wir gerade mit den Winterarbeiten fertig geworden waren. Yoshiko hat damals nicht bei uns übernachtet, sondern ist am selben Tag noch zurückgefahren.
Ich war eigentlich der Ansicht, dass eine Braut, die auch vom Land stammte, besser wäre. Ich fand, es wäre einfacher für Eiji, wenn er mit einer Einheimischen verheiratet wäre. Aber wie immer hatte Eiji seinen eigenen Kopf und sagte: »Nein, ich will keine vom Land. Mach dir keine Sorgen, Mutter, eine Frau suche ich mir schon selbst.«
Eijis Vater : Mir war das recht. Warum sollte er sich die Frau, mit der er leben wollte, nicht selbst aussuchen? Die Eltern haben da nicht viel mitzureden. Das muss jeder für sich entscheiden.
Mutter: Sie haben in einer Kirche in Aoyama geheiratet. Es war nur eine kleine Feier. »Dort ist nicht genug Platz für so viele Leute«, hat er gesagt. Also haben wir nur mit den neun engsten Familienmitgliedern gefeiert. Meinen Vorschlag, noch eine weitere richtig große Feier bei uns auf dem Land zu machen, hat er abgelehnt. Er sei schließlich nur der zweite Sohn, und sein Bruder würde später das Familienoberhaupt sein. Er wisse ja noch nicht mal, ob er je wieder zurückzöge. Da sei eine besondere Hochzeitsfeier nicht nötig.
Dass Yoshiko schwanger war, erfuhren wir, als sie uns zu Neujahr besuchten. Das Baby sollte im April oder Mai kommen. Allerdings hatte ich es schon geahnt, als sie im August bei uns waren. Yoshiko sah nicht sehr gut aus, und ich sprach sie darauf an. »Es könnte sein«, sagte sie damals.
Vater : Am 20. März habe ich, wie meine Frau schon sagte, die Apfelbäume beschnitten. Seit dem Morgen. Ich mache das immer im März. Das ist ziemlich viel Arbeit, denn wir haben vierzig Apfelbäume. Anfangs hatten wir achtzig gepflanzt, aber sie wurden zu groß, so haben wir einen nach dem anderen gefällt.
Unser ältester Sohn lebt bei uns, aber er wohnt mit seiner Familie in einem anderen Haus. Wir essen auch getrennt. Wenn also bei uns das Telefon klingelt, können sie das bei sich drüben nicht hören. Außerdem war seine Frau ebenfalls schwanger und war gerade unterwegs, um ein Medikament zu holen.
Aber mein älterer Sohn hat bei der Arbeit Radio gehört, und als der Name Eiji Wada genannt wurde, ist er sofort nach Hause gerast. Zuerst hat er versucht, uns anzurufen, aber als niemand ans Telefon ging, hat er sich gedacht, dass wir auf dem Feld sind. Meine Frau war aber inzwischen noch vor ihm nach Hause gekommen und hatte die Nachricht
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