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Untergrundkrieg

Titel: Untergrundkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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anfangs gar nicht gehen wollte.
    Übrigens war das Gespräch mit Frau Takatsuki das erste für dieses Buch.

    Meine Arbeitsstelle ist in Kamiyacho, und von Kawasaki brauchte ich über eine Stunde dorthin, obwohl ich die Fahrt nie als besonders lang empfunden habe. Eine Stunde Fahrt zur Arbeit ist ja ziemlich normal für eine Angestellte.
    Die Züge sind immer sehr voll, also gehe ich an normalen Tagen früh – gegen halb sieben – aus dem Haus, denn ich mag das Gedränge nicht. Besonders in der Odakyu-Linie sind eine Menge komischer Typen unterwegs ( lacht ). Es macht mir auch nichts aus, früh aufzustehen, aber ausgerechnet an dem Tag hatte ich mich verspätet.
    Ich stehe um halb sechs auf, frühstücke und mache mich auf den Weg. Um halb acht bin ich dann in der Firma. Die Arbeit beginnt erst um neun, also habe ich anderthalb Stunden Zeit, gemütlich am Schreibtisch zu sitzen, Zeitung zu lesen und noch etwas zu essen.
    Ich bin jetzt seit fünf Jahren bei meiner Firma beschäftigt. Ich habe zwar Politik und Wirtschaft studiert, aber als ich dort anfing, wurde ich drei Monate ausgebildet und entwickle jetzt Software für innerbetriebliche Zwecke. In unserer Abteilung arbeiten etwa 150 Personen, mehr Männer als Frauen.
    Der Anschlag am 20. März fiel zwischen zwei Feiertage, sodass nur ungefähr die Hälfte der Kollegen zur Arbeit kamen, aber weil wir nichts Besonderes vorhatten, habe ich mir nicht freigenommen.
    Weil mein Mann in Yotsuya arbeitet, fuhren wir meist zusammen mit der Odakyu-Linie in die Stadt, aber an dem Tag war ich eben spät dran und ging allein aus dem Haus.
    Ich stieg in Kasumigaseki aus, um wie immer in die Hibiya-Linie zu wechseln, aber weil die Bahnen so voll waren und ich bis zu meinem Arbeitsbeginn noch etwas Zeit hatte, wollte ich den Rest doch lieber zu Fuß gehen. Ich brauche dafür etwa fünfzehn Minuten. Plötzlich sah ich, dass auf dem Bahnsteig ein Bahnbediensteter lag, dem es sehr schlecht zu gehen schien. Seine Kollegen standen nur herum und unternahmen nichts. Das wunderte mich. Ich blieb stehen, um das Ganze zu beobachten. Normalerweise hätte ich mich gleich auf den Weg die Treppe hinauf gemacht, um in die andere Bahn umzusteigen, doch nun zögerte ich.
    Kurz darauf kam ein anderer Bahnbeamter die Treppe herunter. »Aha«, dachte ich. »Der hat einen Krankenwagen gerufen. Dann will ich mal gehen.« Aber plötzlich fühlte ich mich selbst ganz elend. »Das kommt davon, wenn man bei so was zuschaut. Das belastet«, dachte ich. Frauen sind ja auch sensibler in solchen Dingen, nicht wahr? Also beschloss ich, lieber sofort nach draußen zu gehen.
    Als ich die Treppe hochging, war mir ganz schummrig im Kopf, meine Nase lief und die Augen tränten mir. Ich dachte, ich hätte mir eine Erkältung eingefangen. Dann wurde alles dunkel um mich herum, was ich dem Fieber zuschrieb. Wenn man Fieber hat, ist man doch so ein bisschen weggetreten, oder? Ich ging ein Stück weiter, aber mir wurde immer elender. »Hätte ich mir bloß nicht angeguckt, wie der Mann da lag«, dachte ich.
    Als ich in der Firma ankam, taten mir die Augen noch immer weh. Auch meine Nase lief noch, und meine Augen tränten. Ich jammerte ziemlich herum. Die Augen taten mir so weh, dass ich nicht arbeiten konnte. Der Raum war dunkel, und ich schaute nach, ob das Licht nicht ausgeschaltet war. Wie konnte es so dunkel sein, wo doch alle Lichter an waren? Als hätte ich eine sehr dunkle Sonnenbrille auf. Alle wunderten sich und fanden es überhaupt nicht dunkel.
    Einige Zeit später kam der Geschäftsführer und fragte: »Fühlt sich hier irgendjemand nicht wohl?« Ich sagte ihm, dass mir die Augen so wehtaten. Im Fernsehen hatten sie genau diese Beschwerden geschildert, und er schickte mich ins Krankenhaus. Zu diesem Zeitpunkt wusste man aber noch nicht, dass es sich um Giftgas handelte. Irgendeine Explosion in der U-Bahn, mehr war nicht bekannt. Noch eine Kollegin aus unserer Firma war verletzt worden, viel schlimmer als ich. Sie musste eine Woche im Krankenhaus liegen.
    Schließlich stellte sich heraus, dass das Sarin nicht in der Bahn, mit der ich gefahren war, freigesetzt worden war, sondern dass ich es auf dem Bahnsteig eingeatmet hatte. Es kam aus einem Zug auf dem gegenüberliegenden Gleis. Ich war hinten ausgestiegen, und das Gas war vorne in der anderen Bahn, also genau da, wo ich ausstieg … Das war Pech, aber der Bahnbeamte in Kasumigaseki ist ja sogar gestorben.
    Als ich aus dem Bahnhof kam, waren keine

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