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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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bereut, dann zieht sie es durch. Die Äbtissin hatte sich als Frau Miller vorgestellt.
    »Schön, Frau Miller, was machen wir nun hier in diesem Ort?«
    »Lassen Sie uns einen Kaffee trinken, Frau Schultheiss. Danach mieten Sie sich einen Jeep. Das untermauert Ihr Alibi. Ich habe ebenfalls noch ein paar Sachen zu besorgen. Dann fahren wir auf eine wunderbare Alm. Ich hoffe, Sie sind gut zu Fuß – das letzte Stück müssen wir nämlich laufen. Ich heiße übrigens Luisa-Maria. Und du?«
    »Marlene.«
    Der Rest war Tagesgeschäft.

49
Squenz Schnock, Ihr spielt das Gehölz in dem Stück.
Zettel Lasst mich das Gehölz auch spielen. Ich will rascheln, dass der Herzog sagen soll: »Noch mal rascheln!«
William Shakespeare, »Ein Sommernachtstraum«
    Entwarnung! Blinder Alarm! Alles auf Anfang! Die Gebrauchsanleitung war natürlich sauber und ordentlich mit in die Originalverpackung aus geriffeltem Karton gesteckt worden, der Zettel ist beim Rumhantieren einfach rausgerutscht, ist auf den Boden des Gartenschuppens gefallen – der Miesepeter hat ihn schlicht und einfach übersehen. Und ich dachte schon, mein geschätzter Schatten wäre unprofessionell vorgegangen. Nein, alles war in bester Ordnung, und nach der ersten Schrecksekunde ist mir ein Stein vom Herzen gefallen – wenn man diesen Vergleich bei einem Klappspaten aus doppeltverzinktem Eisen überhaupt gebrauchen kann.

    Sonst geht es mir gut. Ich bin gestern mal kurz ausgeliehen worden, an das Nachbarehepaar. Ich habe mir davon einiges an Aufregung erhofft, aber, wie soll ich sagen: Es war tödlich langweilig. Ein bisschen Gartenarbeit, ein bisschen Herumgestochere im trockenen Erdreich, ein paar Rasenstücke versetzen, sonst nichts. Wenn es darum ginge, innerhalb von wenigen Stunden ein Grab auszuheben und wieder zuzuschaufeln, ja dann! Ich wäre sofort mit Begeisterung dabei. Aber schlichte Gartenarbeit ist selbstverständlich nicht die standesgemäße Beschäftigung für ein gesuchtes Tatwerkzeug. Dazu braucht man auch keinen Klappspaten mit verzinktem Blatt und patentierten Teleskopstangen. Warum leiht ihr mich aus, wenn ihr mich dann doch bloß zum Rasenkantenbegradigen braucht! Die Nachbarn sind ein spießiges Beamtenehepaar, beide im öffentlichen Dienst, er sammelt Pilze, sie hat in der VHS einen Kurs für Marionettenbau belegt. Kein Alkohol, keine Drogen, keinerlei Suchtpotential. Gewalt: Pustekuchen! Ganz anders geht es zu bei dem Miesepeter und seiner liederlichen Frau. Hier fliegen jeden Tag die Fetzen, hier ist jeden Tag was los. Ich bin froh, dass ich wieder da bin. Vorwürfe, Geschrei, Unterstellungen, Lügen, Türenschlagen, Schweigen. Das nenne ich eine aufregende Ehe! Da fühle ich mich wohl. Wenn es nicht Einrichtungen wie die Ehe gäbe, wären wir Tatwerkzeuge ohnehin beschäftigungslos. Wer war das nochmals, der gesagt hat, die einzige terroristische Vereinigung, die der Staat nicht mit Gefängnis bestraft, wäre die Ehe? Marx? Kant? Ich will jetzt nicht alle aufzählen, irgendein Philosoph wird es schon gewesen sein. Vielleicht war es auch Beckenbauer.

    Ich habe aber dann doch ein interessantes Gespräch dieses konturenlosen Beamtenehepaars belauscht. Es ging um die beiden Morde im Kurort. Zwei Morde innerhalb kürzester Zeit! Der Mann hat sich auf mich gestützt, immer tiefer bin ich ins Erdreich eingesunken, bis über beide Ohren. Die Frau hat dem Mann von dem zweiten Mord an dem Hüttenwirt erzählt, und davon wusste ich ja noch gar nichts! Aber dieser Ganshagel mit seinen blöden Sauren Knödeln, der war mir ohnehin nicht sympathisch. Das hat er nun davon, der Schwätzer. War das ebenfalls das Werk meines Schattens? Vermutlich. Dann ist der Name Äbtissin gefallen. Und ich habe plötzlich begriffen. Wobei ich schon lange so eine Ahnung hatte. Was heißt Ahnung: Wenn ich es mir recht überlege, habe ich es von Anfang an gewusst: Die Tote oben auf der Alm, das war nicht die Äbtissin! Wenn man zwei und zwei zusammenzählt, dann kommt man schnell drauf. Mein Schatten war niemand anderes als die Äbtissin! Es war von einem kriminellen Supergenie die Rede, und ich – ja, ich! – habe dieses Genie auf Schritt und Tritt begleitet. Ich bin natürlich stolz wie Oskar. Die Äbtissin hat sie alle an der Nase herumgeführt! Und alles, was sie bisher angepackt hat, hat geklappt, unter welchem Namen auch immer. Denn wie sagt der Dichter? Durch soviel Formen geschritten, durch Ich und Wir und Du … Mensch, Gottfried! Du und deine treffenden

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