Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)
Fußballmagnaten –«
»Hör auf, das ist jetzt unwichtig. Was uns interessiert, sind die Anmeldungen. Hast du die immer so lax gehandhabt? Also ohne Personalausweis und ohne alles?«
»Aber davon rede ich doch! Wirtschaftsbosse, Medienzaren, Schönheitsköniginnen! Was meinst du, was die für ein Geld in den Ort gebracht haben! Was die für die Tradition getan haben! Den Trachtenverein unterstützt, die Lüftlmalereien erhalten, die St.-Martins-Kirche renoviert – und und und. Und bei solchen Leuten mach ich doch kein G’schiss und verlange einen Personalausweis! Wer ihn hergibt, gibt ihn her. Wer nicht, der eben nicht.«
»Gut, Gansi, jetzt haben wir eine andere Situation. Jetzt ist etwas schiefgegangen. Und da wäre es nicht schlecht gewesen, wenn wir alle Pässe gehabt hätten. Wie sind denn deine Kunden zu dir gekommen?«
»Das hat sich halt rumgesprochen in der internationalen Szene. Bei den Ölmillionären, Bundespräsidenten, Nobelpreisträgern –«
»Aufhören sollst du, habe ich gesagt!«
»Ich habe ein Handy bekommen, nur für die Anmeldungen.«
»Bitte, was? Ein Handy? Von wem?«
»Vom Bürgermeister. Und auf dem Handy bin ich angerufen worden: Nächste Woche, Samstag bis Dienstag, fünfzehn Personen, Medienraum herrichten, Beamer, Overhead-Projektor, was weiß ich.«
»Und so war es diesmal auch?«
»Freilich, fünfzehn Leute, sag ich doch.«
»Der Bürgermeister hat dich also informiert.«
»Nein, Joey, natürlich nicht. Das war einer, der sich immer als ›Veranstalter‹ gemeldet hat.«
»Der Bürgermeister wars nicht?«
»Nein, der nicht. Ich habe nicht nach dem Namen gefragt. Wie hab ich wissen sollen, dass das wichtig ist. Bisher hats ja immer funktioniert.«
Ostler schaltete das Band ab.
»Das war die Aussage von Ganshagel«, sagte er. »Mehr habe ich nicht aus ihm herausbekommen.«
»Halten Sie ihn wirklich für so naiv?«, fragte Jennerwein. »Oder ist es möglich, dass er Ihnen eine Komödie vorgespielt hat?«
»Möglich ist natürlich alles«, antwortete Ostler. »Man hat schon Ochsen Zither spielen sehen, wie man bei uns sagt. Aber ich kenne ihn schon lang, den Ganshagel. Da müsste er sich in letzter Zeit von Grund auf geändert haben. Der ist so, wie er ist.«
»Sie werden im Kurort Joey genannt, Ostler?«, grinste Maria Schmalfuß. »Das finde ich ja putzig.«
Die Tür sprang auf. Nicole Schwattke, die Recklinghäuser Austauschkommissarin, und Franz Hölleisen, der ortskundigste unter den anwesenden Ortskundigen, wurden freudig begrüßt. Man hatte sich schon lange nicht mehr gesehen.
»Wir wollen gleich zur Sache kommen«, sagte Nicole Schwattke und setzte sich mit Hölleisen an den Tisch. »Wie Sie alle wissen, hatten wir die scheinbar einfache Aufgabe, die Teilnehmerliste durchzugehen und die Adressen auf Richtigkeit zu überprüfen.«
Nicole Schwattke verteilte fotokopierte Zettel.
»Sie können sich denken, zu was die Recherchen in diesem Fall geführt haben. Die Liste beginnt mit einem gewissen Klaas Störtebeker aus Hamburg. Klaas Störtebeker! Warum nicht gleich Käpt’n Blaubär oder Hein Blöd! Wir haben in Hamburg angerufen, es sind sogar ein paar Männer des Namens Klaas Störtebeker dort gemeldet –«
»Arme Würstchen!«
»– aber unser Kunde ist eben nicht dabei. Dann der Tunesier. Der Name Chokri Gammoudi wiederum ist in Tunesien sehr häufig, so etwas wie Hans Schmidt oder Franz Müller. Wir haben bei den Kollegen in Tunis und Sfax angerufen, bei der Botschaft, bei der diplomatischen Vertretung, beim Einwohnermeldeamt. Immer die gleiche Leier: Ja, bitte gedulden Sie sich, das ist schwierig, da müssten wir schon genauere Angaben haben –«
»Es sind also Phantasienamen.«
»Ich glaube schon. Sehen Sie sich die Liste an, das sind Namen, die man erfindet, wenn man halt irgendeinen Namen braucht, der Russe heißt Wassili, der Italiener Lucio, der Franzose Pierre – wahrscheinlich hat jeder beim Einchecken den Namen angegeben, der ihm gerade in den Sinn gekommen ist.«
»Es sieht so aus. Aber recherchieren Sie weiter, Nicole. Wir wollen nichts unversucht lassen.«
»Der einzige Name, der heraussticht, ist der von Luisa-Maria Miller, und die hat sogar ihren Personalausweis dagelassen.«
»Dagelassen ist wohl nicht der richtige Ausdruck«, sagte Jennerwein. »Ganshagel hat ihr den Ausweis aus der Handtasche genommen. Sonst hätten wir ihn jetzt bestimmt nicht. Vermutlich hätte sie sonst ebenfalls einen Phantasienamen an der
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