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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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verlassen das Haus durch die Tiefgarage, wir gehen das Stück zum Baumarkt zu Fuß. In diesem Nest kann man alles leicht zu Fuß erreichen. Man hätte mich nach meinem Einsatz in die nächste Aschentonne werfen können, man hätte mich oben auf der Wolzmüller-Alm auch einfach vergraben können – aber ein kleines Restrisiko bleibt immer. Hingegen das Recycling im Baumarkt – eine der genialen Ideen des Schattens. Wir kommen zügig durch den Kassenbereich, es geht auf verschlungenen Wegen zur Gartengeräteabteilung. Nun liege ich wieder zwischen den anderen Klappspaten der Marke Gartenfreund. In der Originalverpackung aus geriffeltem Karton. Der Schatten hat sich leise und grußlos entfernt. Wenn das der nächste Kunde wüsste, dass ich die Äbtissin erledigt habe! Die Top-Auftragskillerin, von der die ganze Szene gesprochen hat. Schade eigentlich, dass das niemals jemand erfahren wird.

20
Unterholzer, Anatol (geb. 1921 in Deggendorf, gest. 1998 ebd.), deutscher Chemiker, Entdecker des Unterholzer’schen Gesetzes.
 
Das ist ein beliebter fingierter Lexikoneintrag, auch »Grubenhund« genannt. Da beim illegalen Abschreiben ganzer Lexika, die dann unter einem anderen Titel und in anderer Sprache publiziert werden, auch die Grubenhunde mit kopiert werden, können diese als Plagiatsfallen dienen, um Verletzungen des Urheberrechts nachzuweisen.
    »Ich habe mich ein wenig in der Gegend um die Wolzmüller-Alm umgesehen«, sagte Stengele im Polizeirevier. »Bin auch gleich auf zwei frische Motorradspuren gestoßen.«
    »Trotz des Regens?«, fragte Jennerwein.
    »In diesem Fall hat der Regen die Spuren im Lehm sogar konserviert. Es sind Spuren von zwei schweren, geländegängigen Motorrädern. Sie gehören nicht zum Bestand der Alm, ich habe mich schon bei Ganshagel erkundigt. Er weiß davon nichts, so behauptet er zumindest. Ich traue dem Kerl allerdings nicht. Die Maschinen waren vermutlich unter einem Zelt geparkt, und die Spuren führen ziemlich zielgerichtet bergabwärts. Die Talfahrt endet an einem kleinen Bach, in dessen Steinbett die Fahrer weiter bergabwärts geschliddert sind. Spürhunde und andere Schnüffler haben auf diese Weise keine Chance mehr.«
    Stengele war der Naturbursch im Team. Er war der Spezialist für alles, was mit Gelände, Wiese, Wald, Berg, Natur, Wasser, Wind und Käsespätzle zu tun hatte.
    »Zwei der Seminarteilnehmer haben also auf diese Weise die Alm verlassen?«
    »Mindestens zwei. Aber eher mehr. Die Fußspuren beim Aufsprung auf die Maschinen deuten darauf hin, dass es vier Personen waren, die auf diese Weise das Weite gesucht haben. Der Bach kreuzt irgendwann eine Straße, da sind sie wahrscheinlich abgestiegen und haben sich verteilt. Oder sie haben sich gleich dort abholen lassen. Meine Herrschaften, das waren Profis! Das war keine aufgeschreckte Horde von lichtscheuen Managern oder anderen weichlichen Bürohengsten. Ich denke, dass da etwas Dramatischeres dahintersteckt.«
    Stengele zögerte. Jennerwein nickte ihm aufmunternd zu.
    »Wenn ich noch etwas Spekulatives sagen darf, Chef. Eine Flucht mit vorher versteckten Motorrädern, eine Abfahrt im Wildbach, das riecht mir alles schwer nach einer Aktion der Fremdenlegion. Wenn nämlich so ein Legionär irgendwo hingeht, wo die Gefahr besteht, dass es brenzlig werden könnte, dann bereitet er genau diese Art des Rückzugs vor. Ich sage nur eins: Tonkin, 1883, General Rollet.«
    »Woher wissen Sie eigentlich so gut Bescheid über die Legion?«, fragte Maria Schmalfuß.
    »Ich habe mal erwogen, mich da zu bewerben«, sagte Stengele leise. »Das ist lange her«, sagte er noch leiser.
    Das hört sich doch verdammt nach verzweifelter Liebe an, dachte die Polizeipsychologin Frau Doktor Maria Schmalfuß. Stengele wusste, dass sie das dachte. Und er lachte ein leises, bitteres Lachen.

    »Kommen wir wieder zum Thema«, sagte Jennerwein schnell und ablenkend. »Es erhärtet sich also der Verdacht, dass wir in ein Wespennest gestochen haben. Ich bin wie Stengele der Meinung, dass das alles andere als eine normale Business-Tagung war. Die Frau ist vielleicht auf etwas gestoßen, was sie nicht hätte entdecken sollen.«
    »Ich habe noch etwas Interessantes gefunden«, sagte Becker. »Vielleicht bringt das Licht in die Sache. Es war ganz in der Nähe des Hinterausgangs vom Medienraum, schon halb im Wald, ich bin fast draufgetreten. Ich habe Fotos davon gemacht.«
    Becker verteilte mehrere Blätter.
    »Igitt!«, kreischte Maria. »Das wird ja

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