Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)
Gefühl, dass ihr einiges verschweigt«, sagte Hölleisen streng. »Also, raus damit! Sonst behalten wir euch gleich hier. Zwei Zellen haben wir schon noch frei.«
»Viel können wir euch nicht erzählen. Vielleicht eines – aber das ist eine inoffizielle Information.«
»Ihr seid nicht in der Position –«
»Ein bisserl Dankbarkeit für die Rettung von eurem Chef –«
»Also gut, gehen wir in den Garten hinaus. Wenns gar so inoffiziell ist«, sagte Ostler leicht genervt.
»Da, schauen Sie sich das an«, sagte Nicole und deutete auf die kleine Blumenwiese hinter dem Polizeirevier, die sich der Rauchpausen-Terrasse anschloss. »Jetzt knöpft sich Joey die beiden vor.«
»Haidabimbam, ist das ein Hin und Her!«, fluchte Stengele. »Am einfachsten wäre es doch, die Herrschaften einzusperren! Ich hätte gute Lust dazu. Die können Sie auch niedergeschlagen haben, Chef! Und mit Ganshagels Tod haben sie bestimmt was zu tun.«
»Warten Sie, Stengele. Ostler macht das schon. Ich glaube nicht, dass die Graseggers etwas mit dem Tod von Ganshagel zu tun haben. Die schlottern selber vor Angst –«
»Angst haben wir nicht, Ostler«, sagte Ursel. »Das nicht. Aber wir sind eben auch keine Polizeispitzel. Dafür müsst ihr Verständnis haben. Wir haben dir alles gesagt. Dass da oben ein Killerseminar abgelaufen ist, das haben wir zuerst auch nicht gewusst. Dass die tote Frau eine Killerin war, vermuten wir nur.«
Ursel log, ohne rot zu werden. Aber sie log ja auch nur ein bisschen.
»Habt ihr einen Hinweis, wer das sein könnte? Woher sie kommt? Was sie schon auf dem Kerbholz hat?«
»Wir haben gehört, dass es eine Frau gibt, die die ›Äbtissin‹ genannt wird. Sie ist in der Szene berühmt dafür, keine Spuren zu hinterlassen. Arbeitet absolut perfekt, ohne jeden Fehler, eine Zierde ihrer Zunft. Sie wird nirgendwo gesucht, weil sie nirgends erfasst ist. Ihr Trick soll es sein, falsche DNA-Spuren am Tatort zu hinterlassen –«
»Zum Beispiel Spuren von Konkurrenten?«
»Ja, könnte sein. Was wissen wir schon von dieser Szene? Wir sind sauber, das kannst du uns glauben. Wir möchten nur unsere Ruhe haben. Den Ganshagel allerdings, den hätte man nicht so brutal abservieren müssen. Das war kein Schwerverbrecher.«
»Wir sind ganz bestimmt keine Polizeispitzel«, fuhr Ignaz fort. »Aber es ist so, dass der, der die Äbtissin erledigt hat, schon ein ganz großes Kaliber sein muss. Normalerweise verschwindet so einer sofort. Aber der arme Gansi muss einen Fehler gemacht haben.«
»Genau«, bestätigte Ursel. »Oder er muss irgendwas gewusst haben, was auf die Identität von diesem Großkalibrigen hindeutet. Aber was? Pfff! Keine Ahnung.«
Alle Beamten im Besprechungszimmer sahen nun unauffällig aus dem Fenster, sie hatten den Eindruck, dass sich etwas rührte bei der inoffiziellen Befragung des Ehepaares.
»Ich traue ihnen trotzdem nicht«, sagte Stengele.
»Da geht es Ihnen wie mir«, sagte Jennerwein. »Aber wenn man so wenig in der Hand hat wie wir, dann muss man auf solche Hilfstruppen zurückgreifen.«
»Ich finde, das sind keine Hilfstruppen«, sagte Nicole. »Das sind eher zwei Trojanische Pferde.«
»Schaut, dass ihr den Mörder aus dem Kurort vertreibt«, sagte Ignaz. »Fassen könnt ihr ihn sowieso nicht.«
»Mal schaun«, sagte Ostler.
»Und droben auf der Alm braucht ihr schon gar nicht weiterzusuchen. Das sind Profis. Die hinterlassen keine Spuren. Können wir jetzt gehen?«
»Was habt ihr mit der Wolzmüller-Alm zu tun? Warum kennt ihr euch da so gut aus?«
»Wir kennen uns überhaupt nicht gut aus. Wir wissen auch nicht mehr als ihr. Damals haben wir den alten Wolzmüller da oben beerdigt, den Andreas, den armen Almbauern, der überraschend zu Reichtum gekommen ist. Das war vor knapp zwanzig Jahren. Wir sind dann nie wieder hinaufgekommen.«
»Das Grab vom Andreas ist da droben?«
»Ja, mit Sondergenehmigung. Der damalige Bürgermeister hat das erlaubt.«
»Aber sein Grab auf dem Friedhof –«
»Das ist leer.«
»Und der junge Wolzmüller? Das Maler-Genie? Wisst ihr über den was?«
Grasegger’sches Schulterzucken in sonnendurchfluteter Natur.
»An was ist der Alte überhaupt gestorben?«
»Darüber gibt es nur Spekulationen. Die harte Feldarbeit droben auf der Alm. Die kalten Nächte in der zugigen Almhütte. Die einseitige Ernährung. Was weiß ich. Ein zufällig anwesender Doktor hat einen Herzinfarkt festgestellt. Natürliche Todesursache, basta. Wir sind gerufen
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