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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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warf einen kurzen Blick zu den Nachbarhäusern, dort war jedoch niemand zu sehen. Schließlich gelangte er auf die Rückseite des Hauses. Sofort fiel Jennerwein auf, dass die Terrassentür nur angelehnt war. Er öffnete sie vorsichtig. Er spähte hinein und trat in die Wohnung. Er schaltete sein Mobilfunkgerät aus. Wenn jemand im Haus war, wollte er ihn nicht aufschrecken. Leise zog er die Waffe aus dem Holster, nur feine Katzenohren hätten das fffffft gehört, als das Stahlrohr aus dem Leder glitt. War da nicht noch ein Geräusch gewesen? Nein, nichts. Das unregelmäßige Surren des Verkehrs draußen, das Gezwitscher der Vögel im Garten, sonst nichts. Er durchsuchte das kleine Haus langsam und gründlich. Im Wohnzimmer war niemand. Auch Schlafzimmer und Bad waren leer. Einen zweiten Stock oder einen Keller gab es nicht. Er musste sich getäuscht haben. Er öffnete die Tür zur Küche. Strenger Beifußgeruch schlug ihm entgegen, ein Wasserhahn tropfte. Jennerwein senkte die Waffe.

    »Wir hätten ihn einsperren sollen, das ist meine Meinung«, sagte Ludwig Stengele im Polizeirevier.
    »Am besten ist, wir packen ihn während der Befragung bei seiner Ehre als Wahrer der alten Sitten und Gebräuche«, sagte Maria. »Sein Leben dreht sich um den Erhalt dieser Alm, das ist sein einziges Interesse.«

    Ganshagel war nirgends mehr zu packen, Ganshagels Leben drehte sich um gar nichts mehr. Ganshagel saß in der Mitte der Küche, auf einem Stuhl, sein Kopf war nach hinten gefallen, die Augen waren weit geöffnet. Jennerwein trat schnell einen Schritt näher. Er steckte die Pistole wieder zurück ins Holster und fühlte den Puls des Leblosen. Er griff an die Halsschlagader. Er war zu spät gekommen. Auf den ersten Blick waren keine äußeren Verletzungen zu erkennen. Ein kurzer Rundblick: Im Zimmer gab es keine Kampfspuren. Jennerwein wollte noch den Pupillenreflex prüfen, um ganz sicherzugehen, dass Ganshagel tot war, und dann das Team rufen. Er hatte die Hand schon ausgestreckt, da fiel sein Blick auf das Waschbecken hinter der Leiche von Ganshagel. Es war bis über den Rand hinaus voll, jedoch nicht mit Geschirr, wie er das erwartet hätte, sondern mit Milchtüten, Gemüse, halbvollen Flaschen und Lebensmittelboxen aus Plastik. Merkwürdig. Er trat einen Schritt näher. Zwei Flaschen waren zerbrochen. Er beugte sich über das Chaos –

    Ein Lichtblitz, ein beißender, stechender Schmerz am Hinterkopf, automatisch hob Jennerwein die Hände, um sich zu schützen. Es folgte kein weiterer Schlag, doch der eine Schlag genügte, um ihn taumeln zu lassen, um ihn zu Boden zu schicken. Er wollte sich am Rand des Spülbeckens festhalten, doch er glitt ab. Ein Schlag mit einem schweren, stumpfen Gegenstand, kein Faustschlag, dachte Jennerwein während des Falls. Er konnte im Fallen zwei Beine erkennen, die an ihm vorbeihuschten, zu den Beinen gehörte eine Gestalt, die etwas in der Hand trug. Er wollte sich aufrappeln, sein Körper gehorchte ihm nicht. Das Telefon klingelte, zehnmal, zwanzigmal. Jedes Klingeln verstärkte den dumpfen Schmerz zu einem beißenden Stechen. Jennerwein versuchte, sich zu konzentrieren.

    »Da vorn ist sein Haus«, sagte Ursel Grasegger und deutete auf den kleinen, gelben, einstöckigen Würfel, der einmal ganz allein auf der Wiese gestanden hatte und den jetzt schicke alplerische Zweitwohnungen im Landhaus-Stil umgaben. Ignaz klingelte, einmal, zweimal, dreimal.

    Jennerwein hörte Stimmen, es waren bekannte Stimmen, jemand rüttelte ihn an den Schultern.
    »Um Gottes Willen … Was ist denn hier los?! … Jennerwein, sind Sie in Ordnung? … Jetzt reden Sie doch, was ist denn passiert?«
    Es waren mehrere Stimmen. War die von Maria darunter? Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Und was mit ihm geschehen war.
    »Herr Kommissar, kommen Sie zu sich!«
    Die Schmerzen am Kopf ließen etwas nach, sie waren aber immer noch stechend und pulsierend. Im Hintergrund hörte er eine entsetzte Männerstimme:
    »Um Gottes willen, da schau her: Den Ganshagel hat es erwischt! Ich rufe den Krankenwagen.«
    Jennerwein griff sich an den Hinterkopf. Er betrachtete seine Hand, sie war voll Blut. Und wer rüttelte ihn da an den Schultern?
    »Kommissar Jennerwein! Geht es Ihnen gut?«
    Langsam hob er den Kopf und sah auf.
    »Was machen Sie denn hier?«, sagte er zu der Frau, die sich über ihn gebeugt hatte. Es war nicht Maria. Es war Ursel Grasegger.
    »Was wir hier machen? Der Ganshagel hat uns eine SMS

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