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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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geschickt. Er hat es ziemlich dringend gemacht. Ein Hilferuf. Wir sind hierhergekommen, und dann haben wir Sie beide gefunden. Ihnen gehts ja anscheinend gut, aber der arme Rainer Ganshagel –«
    »– ist tot, ich weiß.«
    Jennerweins Stimme war kratzig und rau. Er musste sich mehrmals räuspern. Ursel und Ignaz zogen ihn hoch, so dass er in eine sitzende Haltung kam. Ein komisches Gefühl war das schon, dass ausgerechnet diese beiden an ihm herumhantierten. Er fühlte sich überhaupt nicht wohl dabei.
    »Einen Krankenwagen haben wir schon gerufen. Sollen wir noch was machen?«
    Beide blickten sich im Raum um.
    »Sie rühren hier nichts an, verstanden«, warnte Jennerwein.
    »Was sollen wir denn anrühren? Wir wollen Ihnen doch nur helfen.«

    In erstaunlich kurzer Zeit kam der Notarzt, um den Kommissar zu untersuchen.
    »Platzwunde mit tiefen Wundtaschen, wie bei einem Décollement, leichte Gehirnerschütterung«, sagte er. »Da kann ich Sie gleich mal drei Wochen krankschreiben.«
    »Tun Sie mir ein Pflaster drauf, Sie Witzbold«, sagte Jennerwein.
    »Und der da hinten?«, fragte der Notarzt.
    »Für den brauchen wir bloß einen Leichensack.«
    »Verstehe.«
    »Rühren Sie hier nichts an. Ich muss sofort die Spurensicherung anrufen. Danke für Ihre Hilfe, jetzt komme ich schon allein zurecht.«
    »Habe ich Sie nicht heute Nacht noch in der Notaufnahme gesehen?«, fragte der Notarzt. »Im Arztkittel?«
    »Das ist mein Zweitberuf«, sagte Jennerwein. »Und jetzt raus, raus! Es eilt.«

    Kurz darauf saß der leitende Kommissar im Besprechungszimmer des Polizeireviers, er trug einen Druckverband am Kopf.
    »Schauen Sie mich nicht so mitleidig an«, sagte er knurzig. »Ich weiß, dass ich aussehe wie ein Großwesir. Es ist nichts weiter als eine Beule am Hinterkopf. Ich vermute mal, durch eine Taschenlampe.«
    »Sie haben großes Glück gehabt, Hubertus«, sagte Maria.
    »Ich mache mir schwere Vorwürfe wegen Ganshagel. Wir hätten ihn schützen sollen. Aber andererseits: mit welcher Begründung? Aber er muss etwas gewusst haben, was so wichtig war, dass der Täter ihn umbringen musste. Und das wiederum muss etwas mit der Toten auf der Alm zu tun haben.«
    »Sie waren sich hundertprozentig sicher, Chef, dass sonst niemand im Raum war?«, fragte Nicole Schwattke.
    »Ja, ganz sicher. Ich habe das ganze Haus abgesucht. Schließlich habe ich in der Küche Ganshagels Leiche entdeckt. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Waschbecken mit Flaschen, Dosen und Lebensmittelschachteln vollgestopft war. Ich habe es nicht gleich begriffen, eine Sekunde zu spät geschaltet. Dann habe ich auch schon den Schlag gespürt. Die Erkenntnis, wo sich der Angreifer versteckt hat, hat mir nichts mehr genützt.«
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe, Chef.«
    »Er hat den großen Gastronomiekühlschrank ausgeräumt und sich dort drinnen versteckt. Ich könnte mich ohrfeigen, dass ich nicht eher darauf gekommen bin.«
    »Vielleicht hat die Sache mit dem Kühlschrank ja auch etwas Positives«, sagte Stengele. »Er hat sicher Spuren im Inneren hinterlassen. Außerdem haben wir einen Anhaltspunkt bezüglich der Größe des Täters. So geräumig das Ding ist – ich würde da zum Beispiel nicht reinpassen! Jemand in der Größe von Kommissarin Schwattke schon.«
    »Als wir aber am Tatort eintrafen«, sagte Becker, »da war die Kühlschranktür zu. Hat sich der Täter tatsächlich die Zeit genommen, sie wieder sorgfältig zu schließen?«

    »Ja, das war ich«, sagte Ursel Grasegger im Nebenraum, im sogenannten ›Verhörzimmer‹, zu Ostler und Hölleisen. »Ich bin als Erste reingekommen und habe sie zugestoßen. Ich habe einen Blick reingeworfen, der Kühlschrank war leer. Mir ist nur aufgefallen, dass jemand die Gitter herausgenommen hat.«
    »Was denkst du dir denn, Graseggerin! An einem Tatort machst du gleich als Erstes die Kühlschranktür zu!?«
    »Erstens: Woher sollten wir wissen, dass das ein Tatort ist? Zweitens haben wir weder den Kommissar noch Ganshagel gesehen. Der Blick auf beide ist uns eben durch diese Kühlschranktür versperrt gewesen. Und drittens ist das eine automatische Bewegung – wenn man eine geöffnete Kühlschranktür sieht, dann macht man sie eben zu.«
    »Ich dachte, bei euch ist es eher umgekehrt«, sagte Ostler. »Wenn ihr zwei eine geschlossene Kühlschranktür seht, dann müsst ihr sie zwanghaft aufmachen und etwas herausnehmen.«
    Zwei Augenbrauenpaare zogen sich pikiert nach oben.
    »Der Chef hat das

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