Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
träumend fest.
Maggi, die Aborigines, war inzwischen eine attraktive Frau geworden. Sie lief mit einem Bündel Post in der Hand über den Hof. „Soll ich alles ins Büro legen?“, fragte sie.
„Die Zeitung lass bitte hier, den Rest kannst du auf den Schreibtisch legen. – Danke Maggi“, antwortete Franziska. Sie blätterte in der Zeitung. Jedes Mal suchte sie als erstes die Seite, wo von den Heimkehrern aus der Kriegsgefangenschaft berichtet wurde. Sie hoffte, etwas über Kevin zu erfahren, der nun schon zehn Jahre spurlos verschwunden war. Es wäre ja möglich, dass er damals in den Krieg zog, dachte sie.
Sie fand nicht, wonach sie suchte. Aber ein anderer Artikel weckte ihre Neugier.
„Hör mal zu, Fred“, sagte Franziska interessiert und las einen Abschnitt aus der Zeitung vor.
„Wie schon so oft, hat sich die desinfizierende und heilende Wirkung vom Teebaumöl in der Ersten-Hilfe-Ausrüstung unserer Soldaten bewährt. Großer Dank gebührt hiermit denjenigen, die sich mit der verbundenen Mühsal abfinden und die harte Arbeit der Ernte und Destillation auf sich nehmen. Sicher kennt nicht jeder die Gefahren, denen sich die ‚ Cutter ’ in der Erntezeit aussetzen. Von Fliegen und Mücken ganz abgesehen, sind die Cutter einer Reihe von giftigen Schlangen und Spinnen ausgesetzt. Zu allem Überdruss kommt noch die unerträgliche Hitze hinzu. Fast jeder Heimkehrer erwähnt, wie sein Leben durch Teebaumöl gerettet wurde. Der eine verwendete es bei Zahnfleischentzündungen, der andere bei schlecht heilenden Wunden, wo zum Beispiel der gefährliche Wundbrand diagnostiziert wurde. Andere benutzten es bei Stichen von giftigen Insekten, wie der Tsetse-Fliege, der Überträger der Schlafkrankheit, oder der Anopheles Mücke, die die Malaria überträgt. Behandelt man die Stiche sofort, kann Schlimmeres verhindert werden. Die Aufzählung könnte noch die ganze Zeitschrift füllen, wir wollen aber an dieser Stelle nochmals allen unseren Dank aussprechen, die dafür sorgten, dass ein so gutes Wundermittel allen Soldaten ausreichend zur Verfügung stand.“
„Na siehst du, unsere Schufterei wird offiziell anerkannt“, erwiderte er lächelnd.
„Ja, und viele von den hier aufgezählten Anwendungsmöglichkeiten wurden damals von Peter und Sharon erforscht, als sie bei dem Stamm der Bundjalungs die Anwendung des Teebaumes untersuchen durften. Ohne diese Forschungsergebnisse, die beide betrieben haben, hätten wir es sicher nicht geschafft, zu Kriegsbeginn dieses Wundermittel in ausreichender Menge auf den Markt zu bringen.“
„Genau Franziska, denn erst durch ihre Untersuchungen wurden damals allen Pflanzern von Teebäumen die Destillation in so großem Stil ermöglicht. Dein Doktor Wagner aus Deutschland hat hier einiges in Bewegung gesetzt.“
Sie stupste Fred in die Seite. „Was heißt hier dein Doktor ? Es ist Sharons Ehemann, vergiss das nicht.“
Während Franziska die Seiten der Zeitung überflog, plauderte sie weiter: „Weißt du, Fred, manchmal frage ich mich, was aus uns geworden wäre, wenn wir nicht ausgewandert wären. Hätte ich Sabrina groß bekommen? Vielleicht würde mein Mann Martin noch leben? Aber vielleicht hätten wir auch den schlimmen Krieg nicht überlebt?!“
„Dann hätten aber auch deine Angehörigen, Freunde und Bekannte auf der anderen Seite gekämpft. Schließlich waren sie aus unserer Sicht die Feinde!“, bemerkte Fred.
Als Franziska die nächste Seite umblätterte, hielt sie inne, und das Lächeln auf ihren Lippen gefror schlagartig.
„Du siehst aus, als hättest du eben den Teufel entdeckt“, scherzte Fred.
Aus Franziskas Gesicht entwich blitzschnell die Farbe, sie brachte keinen Ton heraus und hielt Fred die aufgeschlagene Seite hin. Zehn Fotos waren da, unter der Überschrift ‚ Unschuldig verurteilt? ’, abgedruckt. Auf einem Foto war zweifellos Kevin zu erkennen.
Seine Augen wurden nun auch riesengroß. „Franziska, was ist da passiert?“
Tränen liefen über Franziskas Gesicht, ihr Unterkiefer zitterte. Sie konnte nicht antworten, hob die Schultern an und schluchzte.
Aus dem kurzen Artikel war lediglich zu entnehmen, dass diese zehn Männer seit neun Jahren behaupten, unschuldig zu sein. Da, wo die Wahrscheinlichkeit eines Fehlurteils am größten ist, sollte das Verfahren neu aufgenommen werden. Franziska war geschockt. „Wovon wird da berichtet. Wo ist er?“, fragte sie, als sie ihre Sprache wieder gefunden hatte.
„Das steht nicht hier. Ich
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