Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Sie ja kein Problem darstellen!“
Franziska schaute sich den Namen des Anwaltes auf dem Zettel an Marty Williams . Ein gut klingender Name für einen Anwalt, dachte sie.
„Würden Sie ihm bitte diesen Brief überreichen? Wir haben eine Zeit lang zusammen studiert und teilten uns eine Bude . Er wird sich freuen, wieder etwas von mir zu hören.“
Franziska verstaute in ihrer Handtasche Brief und Zettel, und verabschiedete sich von Will McArthur.
Als Franziska die neu asphaltierte Straße entlang der Küste fuhr, dämmerte es bereits. Es war ein herrlich warmer Morgen. „Wann war ich zum letzten Mal am Meer? Oh das ist schon lange her“, sprach sie zu sich selbst „ja richtig, das war, als ich mit Sabrina hier in Brisbane ankam. Jeden freien Tag nutzte ich damals mit Sabrina, um im Meer zu toben. Gott wie lange ist das her?“ Franziska rechnete kurz nach. „Dreizehn? Nein vierzehn Jahre schon. Du lieber Himmel, wo ist bloß die Zeit geblieben? Ja meine Gute, wir werden langsam alt! Das merkt man vor allem an den Kindern. Ob Kevin mich überhaupt wiedererkennt?“
Durch lautes Hupen wurde Franziska aus den Gedanken geholt. Sie zuckte zusammen und stellte fest, dass sie zu weit auf die rechte Fahrbahn gekommen war, im letzten Moment zog sie das Steuer herum und konnte somit haarscharf einen Zusammenstoß verhindern. Sie fuhr an den linken Fahrbahnrand und musste erst einmal zur Ruhe kommen. Ihre Hände zitterten. „Ich darf mich durch meine Gedanken nicht mehr ablenken lassen, sonst komme ich wahrscheinlich nie in Sydney an.“
Franziska stieg aus, schaute auf das Meer und ließ sich von der puren Natur verzaubern. Sie setzte sich gedankenverloren in den blass gelben Meeressand. Die Sonne stieg soeben purpurrot aus dem Meer auf und warf glutrote Streifen auf das Wasser. Und die weißen weiten Wellen von der Flut gedrängt, schäumten und rauschten näher und näher... Möwen kreischten über ihr und holten sie aus ihrem Traum in die Wirklichkeit zurück. Die Wellen schwappten einladend ans Ufer. Sie zog ihre Schuhe und Strümpfe aus und lief über den Strand. Erst tippte sie mit den Fußspitzen ins Wasser, als sie merkte, dass das Wasser eine angenehme Temperatur hatte, ging sie bis zu den Knien hinein. Den Rock raffte sie nach oben, damit er nicht nass wurde. Sie wusste nicht genau, wie lange sie so im Wasser hin und her lief, doch plötzlich wurde ihr bewusst, warum sie hier war. Als sie wieder im Auto saß, versuchte sie sich nur auf die Straße zu konzentrieren. Die ungefähr achthundert Kilometer schaffte sie bequem bis zum späten Nachmittag.
Im Zentrum von Sydney schaute sie sich nach einem geeigneten Hotel um. Bei einem Zeitungshändler fand sie eine Broschüre ‚Hotelführer’. Franziska versuchte ihr Glück im ‚ Hotel Inter-Continental Sydney ’ und hatte auch Erfolg. Es war nicht das billigste Hotel, aber es war direkt im Zentrum und somit in unmittelbarer Nähe zum Gerichtshof. Sie las, dass dieses Hotel schon seit 1851 bestand.
Der Empfangschef in vornehm gekleidetem Smoking fragte: „Wie lange gedenken Sie bei uns zu bleiben, Madam?“
„Da ich geschäftlich hier in der Stadt bin, kann ich noch nicht genau sagen, wie lange ich bleiben werde.“
Mit der Antwort zufrieden, übergab er ihr den Schlüssel. Ein Page übernahm den Koffer und führte sie in ihr Zimmer. Es war bequem eingerichtet, und am schönsten fand Franziska das Bad. Es war hellblau gefliest und hatte eine Badewanne, die sie als Erstes ausprobierte. Erst als das Wasser langsam kalt wurde, beendete sie das Vergnügen.
Nach einer angenehmen, erholsamen Nacht, und einem stärkenden Frühstück, suchte sie den Gerichtshof auf.
„Wohin möchten Sie Madam?“, fragte der Portier.
„Zu dem Anwalt Marty Williams.“
Der Portier schaute Franziska über seinen Brillenrand an und sagte: „Haben Sie einen Termin?“
Franziska fühlte sofort, dass von ihrer Antwort einiges abhing. „Nein, aber ich muss ihn in einer dringenden Angelegenheit sprechen.“
„Ja, ja, das sagen alle.“ Er blätterte ruhig in einem Buch und meinte schließlich: „Den frühesten Termin, den ich Ihnen geben kann, wäre in, – äh – drei Wochen.“
„Was???“ brüllte Franziska entsetzt, so dass ihr Echo durch den hohen Raum hallte.
„Pst!!“, machte der Portier „Sie können hier doch nicht so laut rumschreien.“
Leiser und doch erregt antwortete sie: „Aber ich kann nicht drei Wochen warten. Ich wohne hier in einem Hotel. Bis ich
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