Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Hochwasser.“
Er konnte ja auch zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, dass er sich bald nach Hochwasser sehnen würde. Sollte es doch der letzte Regen für die kommenden zehn Jahre gewesen sein. Es wird die längste und katastrophalste Trockenperiode sein, die der gesamte Kontinent Australien bisher je erlebt hatte.
An der Ortseinfahrt zu Brisbane war eine Tankstelle, wo sie ihr Auto vom Schlamm säuberten.
„Sie benötigen aber auch eine Wäsche“, stellte der Tankstellenpächter schmunzelnd fest. „Wir haben eine Dusche. Die nutzen sonst immer die Roadtrainfahrer. Wenn sie möchten, können sie sich dort frisch machen.“
Dankend nahmen sie das Angebot an. Es war sogar eine Waschmaschine vorhanden. Franziska steckte die verdreckten Sachen rein, und beide warteten in der Zeit, in Badetücher eingewickelt, bis die Wäsche fertig war. Dann zogen sie die noch feuchte Wäsche wieder an. In der Hitze trocknet sie schnell am Körper. Und als sie wieder im Auto saßen, sagte Franziska staunend: „Ich kann immer noch nicht fassen, dass es schon zwanzig Jahre alt sein soll.“
„Tja, Schatz, die Zeit vergeht. Auch wir werden älter.“
Sie nickte träumend: „Wie wahr.“
Vor der Bank sagte Kevin: „Soll ich mit hochkommen?“
„Besser nicht. Lass mich allein mit ihm reden.“
„Wie du willst. Ich warte dort auf der anderen Seite und trinke in der Zeit einen Tee.“
Mr. Will McArthur sah sie durch die breite Tür kommen. Noch immer schön wie damals, dachte er, man sieht ihr die Jahre nicht an. Er schritt auf sie zu.
„Guten Tag, was kann ich für Sie tun, Mrs. Winter?“
„Eben, aus diesem Grund bin ich hier. Ich habe geheiratet und heiße nun Mrs. Goodman.“
„Oh ja, entschuldigen Sie bitte, ich hatte im Moment nicht daran gedacht.“
Inzwischen hatten sie sein Büro erreicht.
„Eben“, sagte sie wieder betont höflich „wenn Sie die Einladung nicht so kurzfristig abgesagt hätten, wäre Ihnen der Name sicherlich nicht entfallen. Wie Ihnen bekannt sein müsste, war es eine Dreifachhochzeit, und da es diese äußerst selten gibt, vergisst man sie auch nicht so schnell.“
„Ich weiß, und ich kann Ihnen versichern, dass mir diese Entscheidung weiß Gott nicht leicht gefallen ist. Ich wollte Sie nicht kränken, aber ich bitte Sie heute und hier um Verzeihung und gleichzeitig um Verständnis für meine Situation.“ Nach einer kleinen Pause, in der er wahrscheinlich nach den richtigen Worten suchte, sprach er weiter. „Sie wissen ganz genau, dass Sie mit der Hochzeit Ihrer Tochter ein gesellschaftliches Tabu gebrochen haben. Das gelang Ihnen auch nur, weil Sie so weit weg wohnen. Ich stehe in der Öffentlichkeit, und was noch wichtiger ist, ich bin von ihr abhängig. Es gibt inzwischen so viele Banken in der Stadt, dass es für alle meine Kunden ein leichtes wäre, uns den Rücken zu kehren. Ich hoffe, das tut unserer Freundschaft keinen Abbruch, und ich würde mich sehr freuen, wenn ich Sie weiterhin als treue Kundin schätzen kann.“
„Natürlich, ich habe nicht die Absicht, zu einer anderen Bank zu gehen. Schließlich haben Sie mich immer gut beraten, aber dass ich mich darüber geärgert habe, können Sie doch sicher verstehen! Übrigens steht doch der Anwalt, den Sie mir empfohlen haben, Mr. Marty Williams, auch in der Öffentlichkeit, und er kam zur Hochzeit, obwohl er gar nicht eingeladen war!“
„Er wusste sicher nicht, wer wen heiratet.“
„Natürlich wusste er es. Er hat es doch ermöglicht, dass Sabrina und Neil ihre Heiratsurkunde erhielten, was ja eigentlich auch illegal war.“
„Na, da staune ich aber.“
„Und ich verzeihe Ihnen nur, wenn Sie das eben Gehörte schnell wieder vergessen. Abgemacht?“ Sie reichte ihm zur Aussöhnung die Hand, und er nahm sie dankend an.
„Abgemacht“, sagte er „worüber haben wir eigentlich gerade gesprochen?“ – beide brachen in Gelächter aus.
Alles, was für die Vorbereitungen nötig war, um Sabrinas und Neils Haus zu bauen, wurde in zehn Tagen erledigt. Franziska hatte nun keine Ruhe mehr und wollte so schnell wie möglich nach Hause kommen. Sie machte sich große Sorgen um Cecilia.
Als sie kurz vor der Farm waren, sahen sie von weitem ein kleines Flugzeug aufsteigen. Es wippte zum Gruß mit den Tragflächen.
„Das ist doch Peter! Da ist Cecilias Zustand sicher schlimmer geworden.“
„Fred hat bestimmt nur Peter um Rat gefragt.“
„Das kann er doch auch über Funk. Nein, Kevin, da ist mehr passiert. Fahr bitte
Weitere Kostenlose Bücher