Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
den Vorschlag dankend an.
Elf Wochen nach Cecilias Heimkehr war das neue Haus zum Einzug fertig, und Franziska plante, mit Neil und Sabrina nach Brisbane zu fahren, um Möbel einzukaufen.
Am Nachmittag vor ihrer Abreise meldete sich unverhofft Marty Williams.
„Mrs. Goodman“, sagte er am anderen Ende der Leitung „ich muss Sie unbedingt sprechen. Ist es Ihnen möglich, nach Sydney zu kommen?“
Nach einer kurzen Pause des Nachdenkens sagte sie: „Natürlich, wir kommen morgen vorbei. Ich denke, am späten Nachmittag sind wir bei Ihnen.“
„Sehr schön, bis morgen also.“
„Ich habe Neuigkeiten für euch“, sagte sie, als alle am Tisch saßen, um den Nachmittagstee zu trinken. „Wir kaufen eure Möbel nicht in Brisbane, sondern in Sydney!“ Sie schaute in fragende Gesichter.
„Eben habe ich von Mr. Williams die Nachricht erhalten, dass wir umgehend nach Sydney kommen sollen.“
„Oh je“, sagte Sabrina, die plötzlich kreidebleich wurde.
Franziska schaute sich in der kleinen Runde um, und jeder sah fragend aus.
„Mehr kann ich euch nicht dazu sagen. Tut mir leid.“
Ein tiefer Seufzer war zu hören, der von Neil kam. „Jetzt, wo wir in unser neues Haus einziehen könnten, müssen wir vielleicht ganz von der Farm weg.“
Niemand sagte etwas dazu. Wahrscheinlich hatten die anderen ähnliche Gedanken.
„Auf jeden Fall wird unser erster Weg zum Anwalt sein. Und je nachdem, wie das Ergebnis ausfällt, kaufen wir danach die Möbel oder fahren sofort nach Hause, um unseren Kram einzupacken“, erklärte Franziska.
„… Haben Sie die Absicht, diese Miss. Agnes Hardwick, wegen vorsätzlichen Betruges anzuzeigen, Mrs. Goodman?“
Nach einem kleinen Moment des Überlegens sagte Franziska etwas gönnerhaft: „Wahre Größe zeigt man nur durch Vergebung! Oder?“
Dabei sah sie jedem ins Gesicht und entdeckte nickendes Wohlgefallen.
Auch Marty Williams war mit diesem Ausgang zufrieden und schüttelte nun Franziska und Kevin die Hand.
„Als sie damals mit diesem Problem zu mir kamen, erwähnten Sie, dass Sabrina die Farm überschrieben werden sollte, die Sie für sie bis zur Volljährigkeit verwalteten. Allerdings war es durch den Rechtsstreit damals nicht möglich. Ich hoffe, dass ich Ihrer Entscheidung nicht vorgegriffen habe! Ich nahm mir die Freiheit, die notwendigen Unterlagen dafür schon vorzubereiten.“
„Ist das wahr, Mum?“ Sabrina, die neben ihrer Mum saß, drückte vor Freude fest die Hand der Mutter. „Danke!“
„Wieso danke, du hast sie doch geerbt. Wir haben nur ein bisschen darauf aufgepasst“, erwiderte Kevin.
Dann ging alles sehr schnell. Sabrina unterschrieb die vorbereiteten Unterlagen, und Franziska zeichnete als Einverständnis dagegen.
Anschließend legte der Anwalt Mr. Marty William ihr die Honorarrechnung vor.
Franziska bezahlte und legte als Dank noch etwas obendrauf.
„Und diesen Umschlag hier übergeben Sie bitte ihrem Informanten, der so erfolgreich für uns in Irrland recherchiert hat.“
Mr. Williams nahm den Umschlag dankend an.
„Er wird sich sehr darüber freuen, Mrs. Goodman. Auch ich spreche Ihnen nochmals meinen herzlichsten Dank für ihre Großzügigkeit aus.“
Damit verabschiedeten sie sich von einander.
Als sie wieder vor dem Gerichtsgebäude standen, sagte Kevin mit einem schelmischen Gesichtsausdruck: „Hoffentlich läuft uns heute kein Reporter über den Weg, um ein Interview mit uns zu machen.
Darf ich zur Feier des Tages alle zu einem köstlichen Abendessen einladen?“
Am anderen Morgen ging dann die Familie zum Einkauf des Mobiliars über.
Cecilia
1960
Franziska hatte sich vorwiegend von der Farmarbeit zurückgezogen. Sabrina und Neil leiteten gemeinsam die Farm, und damit sich Franziska nicht ganz überflüssig vorkam, übernahm sie die Betreuung der Kinder. Die Zwillinge waren nun bereits drei Jahre, und Cecilias Tochter wurde vier. Cecilias Gesundheit war zwar stabil, aber es wurde immer schwieriger, mit ihr ein vernünftiges Wort zu reden. Sie nutzte jede Gelegenheit, um ihrer Familie das Leben zur Hölle zu machen. Sie schrie grundlos die Kinder an und machte jeden für ihre Krankheit verantwortlich. War sie in der Wohnung allein, sorgte sie für Unordnung. Allerdings alles unter dem Deckmantel der Verwirrung. Fred bezweifelte dies aber manchmal.
„Das ist nicht mehr die Cecilia, die ich über alles geliebt habe“, beichtete er Kevin. Fred wischte sich verlegen über die Augen.
„Was war denn los? Wenn du es
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