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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
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irgendwo und hat Angst, nach Hause zu kommen.“
    Franziska nahm ihre Tochter in den Arm, wie schon lange nicht mehr. „Natürlich können sie bei uns schlafen, wenn sie sich dadurch sicherer fühlen.“ Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: „Du hast Recht, er muss schnell gefunden werden, bevor er eine größere Dummheit begeht. Bisher hat er nur bewiesen, dass er kein Verantwortungsgefühl hat.“
    „Ja, aber erst muss er gefunden werden.“
    „Ja, mein Schatz und zwar schnell. Es treibt sich viel kriminelles Gesindel im Outback rum. So ein Zusammentreffen wäre für ihn das Aus. Dann käme jede Hilfe zu spät. Was sagt denn überhaupt Neil dazu?“
    Als Sabrina antworten wollte, sah sie, dass Neil auf sie zukam, und darum beendete sie schnell das Thema.
    „Liebling, was meinst du, wollen wir diesen kostbaren Regen nicht mit einer Flasche Rum begießen? Ich meine aber eine von der ganz besonders guten Sorte?“
    „Ja, ich hole eine, ich glaube, ich kann heute auch einen guten Schluck vertragen.“
    „So war das aber nicht gemeint. Ich gehe schon selbst.“
    „Neil, lass mich gehen. Ich möchte mir etwas die Beine vertreten“, antwortete Sabrina.

    Nächtlicher Besuch

    Randy machte seinen ersten Halt am Fluss, wo die alten Rieseneukalyptusbäume standen. In deren Schatten ruhte er sich aus. Nur mit Mühe konnte man das alte Flussbett noch erkennen.
    „Was mache ich als Nächstes?“, fragte sich Randy.
    „Zurück kann ich nicht. Oder doch, was habe ich schon getan? Auf jeden Fall bin ich zu schnell weg. Ich habe weder Geld, noch etwas zum Essen mitgenommen. Auch wäre es gut, wenn ich mein Gewehr mit hätte und Munition, damit ich mir meine Nahrung selbst jagen kann. Letzteres wäre auch zur Verteidigung gut, egal ob mich nun ein Tier angreift oder ein Mensch. Nur, wie komme ich ungesehen nach Hause. Pah – nach Hause, wie sich das anhört. Ich habe nun kein Zuhause mehr. Und warum? Nur weil ich selbst Angst vor der Schlange hatte. Ich musste doch meine eigene Haut retten. Es war keine Zeit, den Mädchen die Fesseln zu lösen. Und dann, wie Grandpa vor mir stand, so als wäre ich ein Schwerverbrecher. Ich hab doch weiter nichts getan, als mich in Sicherheit zu bringen. Was soll’s. Nun ist es zu spät. Ein Zurück gibt es für mich auf keinen Fall mehr. Australien soll ja groß sein. Jetzt ruhe ich mich erst richtig aus, und dann mache ich einen Plan, wie ich noch einmal ungesehen nach Hause komme.“
    Mit seinen Gedanken sehr zufrieden schlief Randy ein. Er hatte es nicht eilig mit seinem Plan. Er ernährte sich von Wurzeln, wie er es von seinem Dad gelernt hatte. An einem Flaschenbaum löschte er seinen Durst. Es verging Tag um Tag, bis er sich endlich entschließen konnte, zur Farm zu reiten. Von weitem beobachtete er dort ein reges Treiben. Viele große Laster brachten irgendetwas.
    „Ach, das werden die Tanks sein. Ziemlich ungünstig, bei so viel Trubel dort aufzukreuzen. Ich habe zwar tüchtigen Hunger, aber es ist wirklich besser, wenn ich mich noch ein paar Tage gedulde.“
    Also ging Randy zurück und fand dabei einen günstigen Unterschlupf, eine alte verlassene Höhle. Letzteres hoffte er zumindest. Er döste und trödelte vor sich hin, wie er es sich schon immer gewünscht hatte. Seinen Hunger stillte er mit wilden Feigen und Beeren. Randy bekam nicht mit, wie die Tage vergingen. Als er eines Abends von seinem Tagschlaf erwachte, stellte er fest, dass es regnete. Er wusste nicht, wie angenehm sich Regen anfühlen konnte. Denn als es vor zehn Jahren das letzte Mal regnete, war er noch ein Baby. Also ging er ganz vorsichtig aus der Höhle. Zuerst streckte er eine Hand hinaus, zog sie aber schnell wieder zurück. Er versuchte es noch einmal. Dann hielt er seinen Fuß in den Regen. Es war angenehm. Plötzlich erinnerte er sich an die Geschichten der Erwachsenen, wie sie im Regen manchmal tanzten oder schufteten bis zum Umfallen. Er fasste all seinen Mut zusammen und trat hinaus. Ja, das war sehr angenehm, wenn da nicht der Hunger in seinem Magen nagen würde. Hunger nach fester Nahrung, nach einem Stück Brot.
    „Morgen versuche ich es noch einmal“, sprach er wieder zu sich. „Bei diesem Wetter ist sicher keiner draußen, der mich beobachten kann. Quatsch – warum gehe ich nicht jetzt in der Nacht. Ich Idiot, warum bin ich nicht schon eher auf diese Idee gekommen. Da sitzt ich hier und warte, und die Lösung liegt so nah.“
    Gesagt, getan. Randy steckte sein Messer an den Gürtel

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