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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
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schlief jeden Tag woanders, meist in leeren, baufälligen Häusern. Die Nacht war seine aktive Zeit, da konnte er in der Dunkelheit schnell untertauchen.
    Eines Tages wurde er von Stimmen unter seinem Fenster geweckt. Eine Gang traf sich dort, und er belauschte sie. Eigentlich nur, um rechtzeitig abzuhauen, falls diese vorhatten, in dieses Gebäude zu kommen. Viel verstand er allerdings nicht, weil sie miteinander tuschelten. Aber immer wieder drangen bestimmte Begriffe an sein Ohr wie, Chinesen, Opiumhöhle oder Opiumpfeife und Joint. Er hörte Begeisterung aus ihren Worten. Es dauerte nicht lange, bis sie weitergingen.
    Randy nahm sich für die nächste Nacht vor, dem eben Gehörten nachzugehen. Als die Dämmerung eintrat, stand er auf. Er wusste, wo sich ein Nachtlokal der Chinesen befand.
    Ohne Geld in den Taschen trat er ein. „Eh, Junge“, wurde er gleich angesprochen „das hier ist nichts für dich, verschwinde!“
    Randy wehrte mit einer beruhigenden Geste ab. „Ich suche jemand.“
    „So? Wen denn?“
    „Tja – äh – so genau weiß ich das auch nicht. Ich – habe von Opium gehört – äh – und wollte es auch probieren!“
    Der stämmige Chinese packte ihn am Kragen und schob ihn zur Tür.
    Das war es, dachte Randy, wollte aber nicht so leicht aufgeben.
    An der Hausecke blieb der Chinese mit ihm stehen, drehte ihn herum, sodass er ihm in die Augen sehen konnte, soweit das bei dem gedämpften Straßenlicht überhaupt möglich war. „Bist du verrückt, in meinem Lokal so laut von Opium zu reden? Du Idiot weißt wohl nicht, dass das illegal ist.“
    Mit unschuldigen Augen blickte Randy den Mann an.
    Der Chinese sprach weiter: „Hast du es schon probiert? Aber sag die Wahrheit, Kleiner.“
    Randy schüttelte den Kopf.
    „Und wieso willst du es dann probieren?“
    „Ich habe gehört, dass man dann keinen Hunger mehr spürt.“
    Nun lachte der Chinese und sagte: „Hast du Geld mit?“
    „Nein, aber ich kann welches besorgen!“
    „Lass schon gut sein. Die ersten zehn Mal sind bei mir umsonst. Aber nur, wenn du es schaffst, jeden Tag ein paar Minuten länger durchzuhalten. Machst du schlapp, verlange ich von dir, dass du mir alles bezahlst, was ich dir bis dahin geschenkt habe.“
    Randy war erleichtert. „Vielen Dank, aber ich werde das schon durchhalten. Keine Sorge, ich schaffe das, ganz bestimmt.“ Randy machte dabei ganz große Augen.
    Der dicke Chinese ging hinter Randy wieder in das Lokal, dadurch konnte Randy sein breit gezogenes Grinsen nicht sehen. In einem kleinen verqualmten Raum saßen einige Männer auf einem Teppich, manche lagen auch und bewegten sich unkontrolliert.
    Die wollen mir nur Angst machen, dachte Randy mutig.
    Der Chinese hielt eine große Pfeife in der Hand und zeigte Randy deren Gebrauch.
    „Du musst den Rauch tief in deine Lungen einatmen, dann machst du den Mund zu und atmest langsam den Qualm durch die Nase wieder aus. Nach einer halben Stunde hole ich dich wieder. Übrigens, ich heiße Lee.“
    Randy war sehr neugierig und staunte, wie leicht es für ihn war, an das Opium zu gelangen. Er bekam die Pfeife in die Hand, und plötzlich spürte er das erste Mal, seit man ihm sein ganzes Hab und Gut gestohlen hatte, das Gefühl der Stärke.
    Randy setzte die Pfeife an den Mund und zog vorsichtig den Qualm ein. Er musste husten. Da er sich nicht blamieren wollte, riss er sich zusammen und probierte es noch einmal. Langsam nahm er einen vollen Zug auf die Lunge.
    Was ist das? dachte er sich, das ist aber schön. Ich fühle mich so leicht, als ob ich fliegen kann.
    Er zog und zog immer wieder das Gift in seinen noch kindlichen Körper.
    „Ist gut für heute“, hörte Randy von weitem eine Stimme sagen. „Komm nächste Nacht wieder.“
    Irgendjemand nahm ihm die Pfeife aus der Hand, schnappte ihn und setzte ihn an frischer Luft unter einem Strauch ab.
    Ich muss in mein Haus, dachte er sich, aber wo ist es?
    Randy torkelte ziellos durch die Stadt.
    Als er am nächsten Abend wach wurde, staunte er nicht schlecht, dass er auf seinem Lager war. Wie er hierher gefunden hatte, wusste er nicht. Sofort waren auch die Erinnerungen an die letzte Nacht wieder da. Er fand es sehr aufregend.
    Da einige sehr große Kakerlaken über ihn krabbelten, wollte Randy sich aufsetzen und sie abstreifen. Diese Viecher sind ja viermal so groß als auf Mozzie. Doch was war das, in seinem Kopf drehte sich alles. „Ich darf jetzt nicht durchhängen. Es wird gleich dunkel, ich muss wieder

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