Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
beide Mädchen auf dem kleinen Handwagen gebettet, ein davor gespanntes Pferd zog sie zur Farm.
Kevin ritt mit Bradley voraus, um zu sehen, ob Randy da war, und um ein Gegengift aus dem Medizinkasten zu holen.
„Was soll nun geschehen“, fragte Bradley.
„Ich weiß es nicht, mein Junge. Das ganze hängt von Fred, Sabrina und Neil ab.“
„Haben die so etwas vermutet?“
„Bis heute Morgen nicht. Das hat sich alles erst ergeben, als wir Sabrina von dem Vorfall mit den Wombats erzählten. Sie brauchten nur noch Eins und Eins zusammenzuzählen.“
„Ist das nicht schrecklich? Wie kommt der Junge nur auch auf so eine Idee, die Mädchen zu fesseln?“
„Hat man dir jemals die Geschichte von Robin Smith erzählt?“
„Ja. Meinst du damit besteht ein Zusammenhang?“
Kevin zog die Schultern hoch. „Immerhin war er Neils Vater. Der Charakter wird nicht immer auf den nächsten vererbt. Manchmal können Generationen dazwischenliegen. Aber vielleicht holt Randy auch nur schnell Hilfe, und er kommt uns mit anderen entgegen. Ein Junge in seinem Alter handelt nicht immer richtig, das wäre fast normal.“
Aber Randy kam ihnen nicht entgegen.
Kevin hatte jahrelange Erfahrung mit Schlangenbissen, da diese oft auf Farmen vorkommen. Er nahm zielsicher die entsprechend nummerierte Flasche aus der Medikamentenkiste, zog eine Ampulle auf und schickte Bradley damit, so schnell er konnte zurück, damit Fred seiner Tochter das Mittel verabreichen konnte.
In die Enge getrieben
„Hallo Grandma“, sagte Randy zu Maggi. „Wo sind die anderen?“ Er tat so, als wäre nichts geschehen.
„Das weiß ich nicht, mein Junge. Heute Morgen waren noch alle da, und als ich vorhin aus dem Garten kam, waren sie weg. Solltest du nicht mit den Mädchen Steine holen?“
„Ja, aber ich habe mir gedacht, dass es doch besser wäre, wenn ich den Hund mitnehme, wir schaffen es wirklich nicht, den Wagen allein zu ziehen. Dad hatte eben wieder mal Recht“, log Randy, eigentlich hatte er nicht vor, wieder in den heißen Outback zu gehen.
„Und wo sind die Mädchen?“
„Die warten auf mich.“
„Junge, bist du von Sinnen, du kannst sie doch nicht allein da draußen lassen!“
„Was soll ihnen schon passieren“, sagte er gleichgültig.
Maggi schüttelte über so viel Sorglosigkeit den Kopf. „Ich mache euch noch ein paar Brote zurecht, wenn du den Hund so weit hast, kannst du sie mitnehmen.“
Randy war hinter dem Haus mit dem Hund beschäftigt und bemerkte nicht, dass Kevin und Bradley angeritten kamen. Er bemerkte auch nicht, wie Bradley wieder davon ritt.
Als er wieder in die Küche kam, saß Kevin am Tisch.
„Guten Tag“, sagte Randy „weißt du, wo mein Dad ist?“
„Ja, das weiß ich“, dabei stand Kevin auf und stellte sich vor die Tür. „Sie suchen nach euch. Wo sind die Mädchen?“
„Die warten auf mich, ich wollte nur den Hund holen. Ich muss mich beeilen, damit ihnen nichts passiert, denn sie sind allein da draußen.“
„Sooo, du hast wohl Angst um sie?“, fragte Kevin.
„Natürlich, lass mich jetzt durch.“
Kevin schob Randy einen Stuhl hin. „Setz dich, du wirst dir noch ein bisschen Zeit nehmen.“
„Was soll das, Jungs?“, meinte Maggi.
„Keine Sorge, Maggi, ich weiß schon, was ich mache.“
Randy fühlte sich in die Enge getrieben und fing an zu toben. Er brüllte und beschmiss Kevin mit Tassen und Tellern, die noch auf dem Tisch standen. Kevin packte Maggi und schob sie zur Tür hinaus, wo sie vorerst in Sicherheit war.
Randy nutzte die Gelegenheit, griff nach einem Küchenmesser und bedrohte Kevin damit. „Los, mir aus dem Weg“, brüllte er.
„Randy, beruhige dich, warum bist du mit einem Male so aus dem Häuschen? Ich will dir doch nur helfen.“
„Ich brauche keine Hilfe und von dir schon gar nicht.“
„Randy, leg bitte das Messer aus der Hand“, bat ihn Kevin „warum misstraust du mir? Ich bin doch dein Grandpa.“
„Babbelebab, lass mich endlich in Ruhe. Du gehst mir auf den Geist.“
Randy nutzte die Chance, als Kevin kurz von der Tür wegging. Er öffnete sie und war draußen. Als Maggi ihn mit dem Messer in der Hand sah, erschrak sie und blieb wie versteinert stehen. Er rannte an ihr vorbei.
„Randy“, sagte sie leise „Randy, mein liebes Kind, was ist mit dir los?“ Aber er konnte sie nicht hören. Maggi weinte.
Randy nahm Kevins Hengst und ritt mit ihm davon.
Kevin verzichtete darauf, Randy zu verfolgen, zuerst war es wichtiger, den Schlangenbiss
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