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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
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Lass uns erst den einen Schritt tun und danach den anderen. Alles auf einmal bringt Stress, und dafür sind wir zu alt.“
    Sie lachte und sagte: „Klar doch, alter Mann.“
    Es wurde schon dunkel, und die Nachtfalter fingen an, alle zu ärgern.
    Kevin stand auf, nahm den Katalog und den Schreibblock in die Hand. „Komm, gehen wir zu uns rüber.“
    „Maggi“, rief Franziska in das Haus hinein.
    Diese erschien kurz in einer geöffneten Tür.
    „Maggi, wir gehen zu uns, machst du hier alles zu?“
    „Ja, ja geht nur“, sagte Maggi.
    Bei einem Glas Wein diskutierten sie noch bis spät in die Nacht.

    Ein großer Tag für Sydney

    In Luftlinie gemessen war es von Manly bis zur neuen Oper nicht weit. Aber durch die vielen kleinen Buchten war der Strand sehr zerklüftet und teilweise sogar unpassierbar. Daher war es nicht möglich zu laufen, und sie beschlossen, mit dem Fährboot überzusetzen. Aber bis zur Anlegestelle mussten sie noch ein Stück laufen.
    „Dad, warum fahren wir nicht mit dem Auto?“, fragte Sarah.
    „Dort werden heute viele Menschen sein, und ganz sicher ist jeder bestrebt, so wenig wie möglich zu laufen. Ich vermute, dass alle Parkplätze voll gestopft sein werden. Warum wollen wir uns wegen eines Parkplatzes unter Stress setzen? Außerdem wird heute die Königin Elizabeth II anwesend sein, um das Opernhaus einzuweihen. Schon aus diesem Grunde wird es sehr voll sein.“
    „Was war denn vorher dort, wo jetzt das Opernhaus steht?“, wollte Shirley wissen.
    „Ich glaube, ein altes baufälliges Straßenbahndepot, aber was ich genau weiß“, erzählte Neil weiter „dass diese Landzunge, auf der die Oper heute steht, Bennelong Point heißt. Bennelong war der Name eines Aborigines, der als Erster die englische Sprache erlernt hatte. Der damalige Gouverneur Phillip nahm ihn 1792 mit nach England und stellte ihn der Londoner Gesellschaft vor. Bennelong erregte dort durch sein tadelloses Benehmen Aufsehen. Er konnte jedoch dem Alkohol nicht widerstehen. Als dieser 1795 nach Australien zurückkehrte, versackte er letztendlich und ging an den Folgen des Alkohols zugrunde.“
    „Was für ein armer Mensch“, erwiderte Sarah.
    „Ja, er brachte der Regierung als Vorzeigeobjekt Geld ein, und als man ihn nicht mehr benötigte, ließ man ihn fallen. So ist das leider heute noch und überall auf der Welt“, ergänzte Sabrina.
    Sie hatten die Sandalen ausgezogen und liefen durch die seichte Gischt des Ozeans am Strand entlang. Die Sonne war schon sehr warm, und die Schatten vor ihnen wurden immer kürzer.
    „Ist der Baumeister der Oper heute auch zu sehen?“, wollte Shirley wissen.
    „Tja, weißt du, das ist auch so eine Sache“, entgegnete Sabrina. „Wie wir es vorhin schon erklärt haben. Auch diesen Mann ließ man fallen.“
    „Warum denn? Er hat doch ein tolles Gebäude erbaut. Aber ich meine nicht den Baumeister sondern den Architekten.“
    „Manchmal ist der Baumeister auch der Architekt, und hier war es so“, sagte Neil.
    „Erzähl bitte, Daddy, was du darüber weißt.“
    „Das kann deine Mum sicher besser, sie hat sich die letzte Woche damit befasst.“
    „Also“, begann sie „1956 gewann ein dänischer Architekt namens Utzon den Wettbewerb für dieses Bauwerk, und 1959 war der erste Spatenstich. Drei Jahre waren ursprünglich für den Bau geplant, aber daraus wurden vierzehn Jahre. Natürlich reichten schon alleine dadurch die geplanten Gelder nicht aus. 10 Millionen Dollar waren geplant, und das Zehnfache hat der Bau verschlungen. 1966 gab Utzon auf, weil die Regierung im Laufe der Zeit soviel Änderungen einbrachte, wie zum Beispiel am Material für die Dächer und vieles mehr. Er zog die Konsequenzen daraus und kehrte Australien den Rücken. Ein australisches Architektenteam setzte dann die Arbeit fort und beendete sie. Aber Utzon verweigert man die Anerkennung für diesen Bau, und ich bin mir ganz sicher, dass er heute nicht dazu eingeladen wurde.“
    Auf dem Fährschiff gingen sie aufs Sonnendeck und stellten sich an die Reling. Schon von weitem erkannte man die großen Sonnensegel der neuen Oper. „Das sieht aus wie ein Haus aus der Zukunft“, stellte Sarah fest.
    „Ja“, bestätigte Shirley „oder auch wie ein uraltes Segelschiff.“
    Als das Fährschiff anlegte, rannten beide Mädchen voraus.
    Neil legte seinen Arm um Sabrinas Schulter. „Weißt du Liebling, was ich sehr bedauere?“
    „Sag schon.“
    „Dass wir keine Karten für die Erstaufführung bekommen haben.

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