Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Ich hätte mir gern die Oper ‚Krieg und Frieden’ von Sergej Prokofjew angeschaut.“
„Ja, Neil, das ist schade, aber trotzdem bin ich froh darüber.“
„Wieso?“
„Wer weiß, wofür das gut ist. Mit Sicherheit sind uns so peinliche Situationen erspart geblieben.“ Sie schaute ihn mitleidig an. „Neil, es gibt immer noch sehr viele Menschen, die andere Hautfarben nicht akzeptieren. Bisher hat man uns in Ruhe gelassen. Unser Leben wäre in der Nähe der Städte ganz anders verlaufen. Das darfst du nicht vergessen. Ich bin mir allerdings sicher, dass es eines Tages anders sein wird. Nur hoffe ich, dass wir das noch erleben dürfen.“
Er drückte sie an sich. „Was wäre ich ohne dich“, stellte er fest.
Durch eine organisierte Führung hatte jeder Besucher die Möglichkeit, dass Innere der Oper kennen zu lernen. So erfuhren sie, dass sich unter den riesigen weißen Segeln insgesamt fünf Theater verbergen. Dazu noch das eigentliche Opernhaus, drei kleinere Bühnen für Schauspiele und der Konzertsaal. Weiterhin beherbergt dieses Bauwerk noch fünf Probestudios, eine Empfangshalle, vier Restaurants, sechs Bars, sechzig Umkleideräume und Suiten, eine Bücherei, eine Kantine, Verwaltungsbüros und diverse Shops. Es war wie eine kleine Stadt für sich. Keiner hätte daran gedacht, dass sich soviel unter den weißen Segeln verbergen könnte.
Es wurde ein wunderschöner und ereignisreicher Tag. Es war schon dunkel, als sie müde und erschöpft am Anlegeplatz auf das Fährschiff warteten.
Wie gerädert fielen alle vier ins Bett und wachten erst gegen Mittag auf, als sie das Gekreische der Möwen weckte.
An diesem letzten Tag in Manly wollten sie so richtig faulenzen. Sabrina kochte heute nicht. Sie verbrauchten ihre Vorräte an Brot und Wurst. Dadurch konnten sie den ganzen Tag am Strand genießen.
Am nächsten Morgen fuhren sie gleich nach dem Frühstück wieder nach Hause. Sie hatten eine sehr lange Fahrt vor sich, ungefähr 1200 Kilometer. Sie wechselten sich öfters mit dem Fahren ab.
Die Pausen wurden so genutzt, dass sie im Meer baden konnten.
Es war schon dunkel, als sie auf der Farm ankamen.
Zu viel Neues
Kevin erklärte am folgenden Tag Neil und Sabrina, was sie vorhatten.
„Mum“, sagte Sabrina „ich traue mich nie, so ein Ding zu fliegen.“
„Ich glaube schon“, sagte Neil darauf. „Sie muss sich das erst durch den Kopf gehen lassen.“
Als beide allein waren, sagte Sabrina.
„Wie kannst du sagen, dass ich es mir noch überlege.“
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Doch, hast du. Durch den Kopf gehen lassen und überlegen ist bei mir das Gleiche.“
„Beruhige dich erst, so rede ich nicht mit dir.“
„Ich soll mich beruhigen? Sage mir, wie ich das machen soll.“
Obwohl sie sich sträubte, nahm er sie in die Arme und drückte sie zärtlich an sich.
„Wenn du echt Angst davor hast, werde ich das akzeptieren. Aber ich denke, du spielst dir nur selbst etwas vor. Du hast Auto fahren gelernt, warum nicht auch fliegen? Für uns kann das nur von Nutzen sein. Wir sind einen ganzen Tag bis hierher gefahren. Mit dem Flugzeug wären es nur wenige Stunden gewesen. Ich denke aber schon weiter, Bradley hatte da so eine Idee, ...“
„Und die wäre“, unterbrach ihn Sabrina schon etwas ruhiger.
„Wir könnten auf der anderen Seite des Flusses einige Bungalows für Urlauber bauen. Es soll einige geben, die das ruhige Landleben vorziehen. Mit einem eigenen Flugzeug holen wir sie von der Stadt ab, wo immer sie auch herkommen. Das wäre doch eine fantastische Einkommensquelle. Überlege dir seinen Vorschlag, ehe du dich endgültig gegen einen Flugschein entscheidest. Urlaub auf dem Bauernhof wird für Stadtmenschen die Zukunft sein. Wir können es ihnen bieten, vor allem ist der Markt noch nicht überschwemmt. Solltest du dafür sein, gehe ich sogar noch weiter, denn auch für Bradley wäre es gut, wenn er fliegen kann. Aber da hat deine Mum das Sagen, ich kann nur den Vorschlag machen. Schließlich finanziert sie es.“
Bei den letzten Worten hielt sich Sabrina die Ohren zu. „Neues, neues und immer wieder etwas Neues. Ich kann es nicht mehr hören. Warum kann es nicht so bleiben wie es war. Bisher waren wir doch auch glücklich und zufrieden!“ Sie ging hinaus. Sie musste allein sein, um in aller Ruhe nachdenken zu können. Unten am Fluss fand sie endlich die gesuchte Ruhe.
An dem Ufer zur Ansiedlung war die Plantage mit den Melaleuca Teebaumpflanzen.
Sabrina stellte
Weitere Kostenlose Bücher