Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
sich nun das gegenüberliegende Ufer mit den Bungalows vor, bis jetzt waren dort nur Weiden. Über die kleine Brücke, die über den Nebenarm geht, kam sie damals mit ihrer Mum hier an. Sie konnte sich kaum daran erinnern. Urlauber hier, dachte sie, wird die Idylle damit vorbei sein, oder bringt mir das die Abwechslung, die man braucht? Sie fand keine Antwort. Sie setzte sich auf einen größeren Stein, der am Ufer lag und baumelte ihre Füße im klaren Wasser.
„Du siehst so nachdenklich aus, Sabrina!“ stellte Kevin fest.
Sie drehte sich erschrocken um. „Ja, das bin ich auch.“
„Immer noch wegen dem Flugschein?“
„Ja und nein.“
„Na, was nun?“
„Eigentlich hat Neil mich schon überzeugt, dass ich das schaffe, aber gleichzeitig hat er mich mit einem anderen Problem konfrontiert.“
„Und das wäre? Vielleicht kann ich dir helfen?“
„Hast du schon von der Idee gehört, die Bradley hatte, hier Urlauber herzubringen?“
„Ja, aber diese Idee stammt nicht von Bradley, sondern von Fred. Er hatte davon im Radio gehört.“
„Aha“, machte Sabrina.
„Was stört dich daran?“
„Ich weiß nicht“, sagte sie „Urlauber! Ist es dann nicht mit der Ruhe hier vorbei?“ Sie schaute Kevin nicht an, sie sah auf ihre Füße, die im Wasser kleine Wellen schlugen.
„Willst du Ruhe oder ein gutes Einkommen?“
„Eigentlich beides.“
Kevin zog seine Augenbrauen hoch. „Weißt du, die Zeiten verändern sich, man muss mit dem Strom mitschwimmen, sonst geht man unter. Früher sagten die Alten ‚Das war schon immer so, und es wird auch immer so bleiben’, das gilt aber heute nicht mehr. Die Welt ist schnelllebiger geworden. Wo das hinführt, kann dir heute keiner sagen, aber wenn man weiterkommen will und neugierig ist, muss man es versuchen.“
„Du meinst also, wir sollen da drüben“, sie zeigte mit der Hand zur anderen Seite des Flusses „einige Bungalows bauen?“
„Ja, die Stelle würde mir ganz gut gefallen und sicherlich auch deiner Mum.“
„Danke, Kevin.“ Nun schaute sie ihm direkt in die Augen.
„Wofür?“
„Für das Gespräch. Du hast mir geholfen. Ich kam allein einfach nicht weiter.“
„Wie denkst du nun über das Fliegenlernen? Deine Mum und ich, wir sind wirklich zu alt dazu, obwohl es mich schon in den Fingern juckt, wenn ich nur daran denke, so wie ein Vogel fliegen zu können.“ Er lachte Sabrina an.
Sie lächelte zurück. „Na gut, vielleicht habt ihr alle Recht, dass sich ungeahnte Dimensionen für uns auftun werden.“
Sie standen beide auf.
„An wie viele Bungalows habt ihr gedacht?“
„So genau haben wir das noch nicht besprochen, aber ich würde erst mit drei Stück anfangen. Sollte es sich nicht rentieren, kannst du die Saisonarbeiter dort unterbringen. Dadurch wären die Ausgaben nicht umsonst.“
Das hörte sich für Sabrina wirtschaftlich gut an.
„Und wie soll das nun mit dem Flugschein ablaufen?“
„Das frage doch am besten deine Mum, denn sie hat die finanziellen Fäden in der Hand. Ich stehe in dieser Sache nur beratend zur Seite.“
Nickend schlug Sabrina einen anderen Weg ein. Sie wollte noch ein bisschen allein sein. Noch konnte sie sich kein Bild von all dem Neuen machen. Sie überlegte: „Wenn wir rund ums Jahr drei Familien mehr beköstigen, brauche ich mindestens noch zwanzig Hühner, dann müssten in der Küche noch zwei Leute eingestellt werden und eine, die für die Reinigung der Bungalows verantwortlich ist. Oder kann ich das alles mit dem vorhandenen Personal abdecken? Ja, das wäre mir allerdings lieber. Die Reinigung könnte ich übernehmen, das wäre durchaus zu schaffen. Ob Maggi in der Küche mit hilft? Mal sehen, was Neil dazu sagt. Vielleicht wäre Maggi sogar froh, wieder eine richtige Aufgabe zu haben? Sie könnte noch zwei schwarze Mädchen anlernen. Ja, das könnte so klappen, und sollte wirklich alles Bestens laufen und wir noch mehr Bungalows bauen, dann kann man ja immer noch Leute einstellen. Aber vorher möchte ich unbedingt, dass wir mit dem gleichen Bestand an Personal auskommen. Auch muss daran gedacht werden, dass jemand für Neil einspringt und seine Aufgaben hier übernimmt. Da er mit Sicherheit oft unterwegs ist, um die Urlaubsgäste abzuholen oder wieder wegzubringen. – Das wäre was für Bradley, oder ist das zu viel für ihn? So ein Mist“, schimpfte nun Sabrina laut „ich komme einfach nicht weiter.“ Nachdenklich lief sie wieder nach Hause.
„Na“, sagte Neil „hast du
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