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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
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und hart. Wenn der Händler wüsste, dass er Ihr erstes Opfer war, würde er heute Abend vor lauter Wut nicht in den Schlaf finden.“
    Franziska fasste diese Worte als großes Lob auf, und so waren sie auch gedacht.
    Als sie wieder auf See waren, sagte der Kapitän: „Den nächsten Halt machen wir in Perth, das ist schon Westaustralien. Und mit etwas Glück bleibt uns der Wettergott hold.“
    Australien, dachte Franziska, bald haben wir es geschafft. Es war sicher richtig, diesen Schritt zu tun! sagte sie sich immer wieder. Franziska brauchte ständig eine Bestätigung, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Ihr Englisch war bereits sehr gut. Sie sprach inzwischen auch mit Sabrina oft englisch, und der Kapitän wählte auch diese Sprache bei fast jeder Unterhaltung. „Je früher Sie damit richtig vertraut werden, umso leichter wird es Ihnen in Australien fallen.“
    Sie überquerten zum dritten Mal den Äquator, und es war sehr heiß und schwül. Es regte sich kein Lüftchen, und alles Leben schien nur im Zeitlupentempo zu funktionieren. Jeder ging seiner Beschäftigung nach – aber eben nur schleppend. Die Kleidung klebte auf der Haut, und Franziska staunte, dass sie immer noch schwitzen konnte. Sie meinte: „Es dürfte eigentlich gar keine Flüssigkeit mehr in diesem Körper sein, soviel habe ich schon geschwitzt.“
    Der Kapitän betrachtete sorgenvoll das Barometer. Es fiel von Minute zu Minute. Wieder ging er hinaus, um den Himmel zu beobachten. Aber es war, wie schon vor zehn Minuten, kein Wölkchen am Himmel zu sehen. Da aber das Barometer weiter so stark fiel, ließ er zur Vorsicht alles Notwendige für einen Sturm vorbereiten. Das, was nicht auf Deck gehörte, wurde weggeräumt. Die Bullaugen wurden geprüft und fest verschlossen. Container, die auf dem Freideck abgestellt waren, mussten mit zusätzlichen Tauen fest verankert werden. Während dieser Zeit wurde es diesig, dann grau und bald darauf fast schwarz. Der Funker meldete dem Kapitän, dass sich südlich von Java ein Taifun gebildet hatte und in westliche Richtung zog.
    „Wir fahren genau in diesen verdammten Taifun hinein, und es gibt kaum eine Möglichkeit, ihm auszuweichen. Mit etwas Glück streift er uns nur“, sagte der Kapitän zum Funker. „Ich habe das kommen sehen. Zum Glück sind wir bereits auf alles vorbereitet.“ Der Kapitän beauftragte einen Matrosen, Mrs. Winter über das kommende Ereignis zu informieren.
    „Mrs. Winter, der Kapitän lässt Ihnen ausrichten, dass Sie für die nächsten Stunden in Ihrer Kabine bleiben sollen.“
    „Warum, was ist passiert?“, fragte sie ängstlich.
    „Na ja“, antwortete der Matrose zögernd „noch ist nichts passiert, aber wir werden mit Sicherheit einen Taifun streifen.“
    „Und was bedeutet bei Ihnen, bitteschön, streifen ?“, schrie Franziska aus Angst den ahnungslosen Matrosen an.
    „Er glaubt, dass das Zentrum des Taifuns weit genug vor uns den Weg kreuzt, sodass wir nur mit ein paar Ausläufern zu rechnen haben.“
    „Aber wieso sollen wir dann hier unten bleiben?“
    „Weil schon diese Ausläufer mehr als stürmisch sein können, schließlich handelt es sich um einen Taifun“, antwortete der Matrose ruhig und kontrollierte dabei das Bullauge, ob es richtig verschlossen war und ging dann.
    Franziska setzte sich mit ihrer Tochter an den Tisch und las ihr eine Geschichte vor, damit sie nicht unruhig wurde.
    Einige Zeit später klopfte es, und der Kapitän selbst sah nach ihr. „Ich wollte mich nur davon überzeugen, dass bei Ihnen alles in Ordnung ist. Hier sind zwei Schwimmwesten, legen Sie diese bitte an.“
    Franziska riss ihre Augen ganz weit auf und starrte ihn voller Entsetzen an.
    „Das ist Vorschrift, Mrs. Winter. Bei Sturm muss jeder an Bord eine Schwimmweste anlegen. Es dient der eigenen Sicherheit.“
    „Ich habe Angst, auch um Sabrina.“
    „Das glaube ich Ihnen gern, aber vielleicht hilft es Ihnen, wenn ich sage, dass ich noch nie ein Schiff im Sturm verloren habe, vertrauen Sie mir – bitte!“
    Franziska nickte. Sie hatte noch viele Fragen, konnte aber vor Angst keinen Laut hervorbringen.
    „Bleiben Sie mit Ihrer Tochter hier und beschäftigen Sie sie. Wenn Sie ruhig bleiben, wird auch Ihre Tochter keine Angst haben und kann alles besser verarbeiten. Sie schaffen das schon.“ Er verließ den Raum.
    Franziska sah ängstlich durch das Bullauge, wie schwarz der Himmel geworden war. Blitze durchzuckten ihn, und die Wellen klatschten gegen die

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