Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
spürte sie, wie er in sie drang. Sie versuchte sich mit aller Gewalt zu wehren, aber die Masse des Körpers presste sie auf ihr Lager. Plötzlich kam ihr ein Gedanke in den Kopf, den Lauf auf die Gefahr halten und abdrücken.
„Mami, Ma ...“
Franziska konnte nicht zu Sabrina sehen. Sie hörte nur ihre Stimme und bemerkte in ihrer Todesangst, dass auch ihrem Kind der Mund zugehalten wurde. Diese Schweine missbrauchen auch meine kleine Tochter, dachte Franziska, und dieser Gedanke gab ihr unsagbare Kraft. Es gelang ihr, die Waffe zu ergreifen. Ihr Vergewaltiger stöhnte und zuckte unter der Ejakulation, und deshalb bemerkte er nicht, wie eine Waffe direkt vor seinem Gesicht in Stellung ging. Franziska drückte ab, und im selben Augenblick ergoss sich in Strömen Blut auf ihrem Gesicht. Sie drehte sich schnell zu Sabrina und schoss noch einmal. Sabrina schrie auf. Unmittelbar danach kamen der Kapitän und andere Matrosen, die die Schüsse gehört hatten, zu Hilfe. Franziska hielt immer noch die Waffe in der Hand und schrie. Auf ihr lag eine Leiche mit zerschmettertem Kopf. Mit Hilfe der Matrosen wurde Franziska schnell aus ihrer misslichen Lage befreit. Sie hörte Sabrina schreien, und plötzlich wurde es ganz still und schwarz um sie herum. Franziska fiel in eine tiefe Ohnmacht.
Als sie wieder das Bewusstsein erlangte, wusste sie sofort, was geschehen war. Voller Sorge drehte sie sich zu Sabrinas Koje. Aber dort war ihre Tochter nicht. Sie wollte sich aufrichten, als eine Hand sie sanft in die Kissen drückte.
„Bleiben Sie noch etwas liegen Mrs. Winter, kommen Sie erst wieder zu Kräften.“
Franziska erkannte die Stimme von Rainer. „Was ist mit Sabrina?“
„Ihr geht es wieder gut. Sie hat einen Streifschuss am Arm, aber der Kerl, der Sabrina den Mund zuhielt, den haben Sie getroffen.“
„Den Mund zuhielt?“, wiederholte Franziska „ich nahm an, dass er sich an meiner Tochter verging, deshalb habe ich auf ihn geschossen. Ebenso gut hätte ich meine Tochter treffen können.“
„Also, zu Ihrer Beruhigung, er hat sich nicht an Ihrer Tochter vergangen. Wir vermuten, dass es auch nicht in seiner Absicht lag. Sie sollte nur nicht schreien. Aber machen Sie sich bitte deswegen keine Gedanken, denn er wäre sicher der Nächste gewesen, der Sie vergewaltigt hätte. Übrigens war ich sehr erstaunt, wie gut Sie schießen können. Dabei sagte mir der Kapitän, dass Sie niemals eine Waffe in der Hand hatten, stimmt das?“
„Ja, das war mein erster Schuss, und ich hoffe, es war das letzte Mal, dass ich eine Waffe zu meiner Verteidigung benutzen musste.“
„Das glaube ich nicht, denn eine Frau allein in Australien ...“, er sprach den Satz nicht weiter. Er verließ den Raum, um ihr etwas zum Essen zu holen.
Als Franziska allein war, kam ihr der Streifschuss in den Sinn. „Mein Gott, ich hätte fast meine Tochter getötet“, sagte sie laut, und der Kapitän, der gerade mit Sabrina den Raum betrat, antwortete ungefragt: „Es war doch nur ein Streifschuss, der bald verheilt ist. Dafür waren die zwei anderen Schüsse so genau platziert, dass ein geübter Schütze nicht hätte besser treffen können.“
„Mami“, Sabrina fiel ihrer Mutter um den Hals.
Nachdem Franziska sich gestärkt hatte und der Kapitän mit ihr alleine war, sprach er beruhigend auf sie ein, weil er spürte, dass sie das Gewissen plagte.
„Mrs. Winter, machen Sie sich um Sabrina keine Gedanken. Sie hat nichts mitbekommen, was ihr schaden könnte. Sie sagte nur, dass der Mann ihre Mami schlagen wollte. Es ist gut so, dass sie nichts weiter gesehen hat.“
„Ja, da bin ich auch froh darüber. Ich habe gehört, dass Kinder, die so etwas miterlebt haben, später sehr schwer Beziehungen zu Männern aufbauen können. Sie haben einen seelischen Knacks. – Kapitän, ich habe da noch ein Problem – Ich habe zwei Menschen umgebracht!“ Sie hielt sich beide Hände vors Gesicht und weinte.
„Ich bitte Sie, Mrs. Winter“, versuchte er, sie zu beruhigen „es waren Verbrecher. Die haben weder auf Sie, noch auf das Kind Rücksicht genommen, und außerdem hatten Sie gar keine andere Wahl. Es war das einzig Richtige, was Sie tun konnten. Machen Sie sich keine Gedanken um diese Verbrecher, die haben Ihre Gewissensbisse nicht verdient.“
Von nun an schlief Franziska nur noch mit der Waffe unter dem Kopfkissen ein. Die harte Stelle war für sie beruhigend.
Inzwischen hatte Franziska jedes Zeitgefühl verloren. Sie genoss die Wärme und
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