Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
machen können. Ein Glück für dieses Kind, dass Sie angefangen haben. Für mich gibt es hier nichts mehr zu tun. Ich werde oben bei dem Kapitän auf Sie warten“, damit ging er wieder hinaus.
Als Rainer sich nach seiner erfolgreichen Operation beim Kapitän meldete, wartete der Arzt tatsächlich noch dort. Er besprach mit Rainer einige Tipps hinsichtlich der Wundpflege. Auch sprach er Probleme der Wundinfektion an, beziehungsweise verschiedene Möglichkeiten von Komplikationen, die eintreten könnten. Rainer erhielt von ihm wirksame Medikamente, die Penizillin enthielten und verabschiedete sich dann. Die Schiffe nahmen wieder ihren eigentlichen Kurs auf.
Franziska wachte die ganze Nacht an Sabrinas Bett. Gegen Morgen schlief sie auf ihrem Stuhl ein.
Rainer kam ganz leise herein und weckte sie. „Legen Sie sich hin, ich werde mich um Ihr Kind kümmern. Es geht ihr besser, sie hat kein Fieber mehr.“
Ohne etwas darauf zu erwidern, legte sich Franziska in ihre Koje und schlief auf der Stelle ein.
Als sie gegen Mittag aufwachte, hörte sie, wie sich Rainer mit Sabrina unterhielt.
„Wie geht es dir, mein kleiner Sonnenschein?“
„Mein Bauch tut noch weh, aber nicht mehr so toll wie vorhin!“ Sabrina wusste nicht, dass sie einen ganzen Tag geschlafen hatte.
Rainer antwortete: „Das ist die Wunde, die weh tut, aber du wirst sehen, dass es von Tag zu Tag besser wird!“
Als der Kapitän nach seiner kleinen Patientin sehen wollte, schlief sie schon wieder.
Nach wenigen Tagen merkte man Sabrina nichts mehr an. Sie war ein munteres und aufgewecktes Kind, wie zuvor. Die Narbe verheilte gut, und es gab auch keinerlei Komplikationen, von denen der Arzt gesprochen hatte.
Es trat endlich wieder ein normales Leben an Bord ein. Eines Tages kam der Kapitän zu Franziska und sagte: „Morgen sind wir in Perth!“
Australien
Wenn Franziska mit ihrer Tochter an der Reling stand, staunte sie jedes Mal über das tiefe Blau des Ozeans. Das Wasser war so klar, dass man die größeren Fische in der Tiefe schwimmen sah. Bei Untiefen konnte sie sogar die Unterwasserwelt erahnen. Sie sah nachdenklich auf ihre Tochter und dachte an die Entwicklung ihres Kindes in der Zeit an Bord von diesem Schiff. Was für ein zartes blasses Kind in Bremerhaven dieses Schiff betrat und jetzt, bald am Ziel, sieht sie kernig und gesund aus. Ihre Haut ist braun gebrannt. Früher war sie so blass, dass ihre Haare dunkler wirkten als ihr Körper. Jetzt sind ihre Haare genau noch so blond, aber viel heller als der braungebrannte Körper.
Als Sabrina bemerkte, dass ihre Mami sie ansah, lächelte sie und sagte: „Mami, es ist so schön hier!“
Franziska drückte sie an sich. Es ist das Richtige, was ich tue, dachte sie, weil sie wie schon so oft eine Bestätigung für ihr Handeln brauchte.
Von dem Kapitän erfuhr Franziska sehr viel über ihre neue Heimat. Es waren interessante Gespräche. Er erzählte ihr von Australien, von den Ureinwohnern – den Aborigines – und von dem sehr unterschiedlichen Klima. Franziska erfuhr zum ersten Mal, dass es sogar Schnee in Australien gibt. „Man erzählte mir, es sei überall warm in Australien. Da haben diejenigen sich allerdings sehr geirrt“, erwiderte sie stirnrunzelnd.
„Morgen legen wir in Perth an, das ist der westlichste Hafen von Australien. Sie müssen sich dort unbedingt die schwarzen Schwäne ansehen, wenn Sie wieder mit Rainer von Bord gehen. Nach dieser seltenen Art wurde der Fluss benannt, der durch Perth fließt, er heißt – Swan River.“
Als Franziska, wie bisher gewohnt, mit Sabrina und Rainer in Perth von Bord ging, hatte sie ein eigenartiges Gefühl. Dieses Land heißt Australien, dachte sie, unsere neue Heimat.
Es war heiß und stickig im Hafen von Perth. Und es gab keinen Basar, wie sie ihn von Kapstadt oder Colombo her kannte.
Rainer führte sie zum Swan River und zeigte ihnen die schwarzen Schwäne.
„Sie sehen ungewöhnlich – unecht aus“, bemerkte Franziska. „Kann man die auch füttern?“
„Natürlich, ich habe etwas trockenes Brot aus der Kombüse stibitzt. Wenn ihr mich nicht verratet, gebe ich etwas davon ab“, sagte Rainer schmunzelnd.
„Ich verspreche, dass ich kein Wort verraten werde, ganz ehrlich!“, erwiderte Sabrina mit großen Augen.
Sie bekam das versprochene Stück Brot und warf den Schwänen kleine Stückchen hin.
Rainer ermahnte sie: „Geh nicht zu nah ran, denn sie reagieren genau so wie ihre weißen Verwandten.“
Sabrina hielt
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