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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
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Scheibe. Das Schiff fing an zu schlingern, aber Franziska brachte es fertig, ruhig zu bleiben. Sie las Sabrina Geschichten vor. Erzählte ihr lustige Begebenheiten, die sie als Kind im Heim erlebt hatte, oder machte Spiele mit ihr. Aber Franziska stellte fest, dass es günstiger war, wenn Sabrina selbst tätig wurde. Ihr Lieblingsspiel war ‚ Ich sehe was, was du nicht siehst ’, da mussten ganz bestimmte farbliche Gegenstände gesucht werden. Immer wieder musste sie sich etwas Neues einfallen lassen. Franziska spielte als Kind gern ein Geschichtenspiel. Sie dachte bisher, dass Sabrina dafür zu klein war, aber weil ihr langsam die Ideen ausgingen, probierte sie es. „Sabrina, sage mir fünf Wörter, egal, welche das sind. Je außergewöhnlicher, umso besser und lustiger wird meine Geschichte werden. Du hast nun die Aufgabe aufzupassen, damit ich auch keins deiner genannten Wörter vergesse, während ich daraus eine Geschichte bastle.“
    Diese Art von Geschichten machte beiden sehr viel Spaß. Als Franziska ein Blick zum Bullauge wagte, stellte sie mit Entsetzen fest, dass das Bullauge unter Wasser war.
    Oben an Deck war die Hölle los. Das Schiff tänzelte auf dem Ozean umher, als wäre es ohne Führung. Es tauchte mit dem Bug sehr tief ein, um im nächsten Moment weit hochgehoben zu werden. Zusätzlich fiel es noch weit von Steuerbord zu Backbord. Franziska hörte, wie der Kapitän Kommandos schrie. Jeder auf der Marie-Ann kannte die Gefahr, kannte seine Aufgaben, wusste, was zu tun war. Der Kapitän konnte sich voll und ganz auf seine Mannschaft verlassen. Jeder gab sein Bestes. Der Sturm wurde immer stärker, und es folgte Blitz auf Blitz. Es donnerte ohne Unterbrechung. Selbst der Kapitän sagte später, so einen Sturm bei seinen vielen Seereisen noch nie erlebt zu haben. Haushoch kamen die Wellen über das schwankende Schiff, als wollten sie es verschlingen. Es legte sich Mal auf die eine Seite, bald darauf auf die andere Seite, wurde einmal hoch auf den Wellenberg gehoben, um im nächsten Augenblick in den tiefen Abgrund zu versinken.
    Franziska und Sabrina konnten sich nicht mehr auf den Füßen halten, und dabei wurde ihnen übel, und sie fühlten sich bald krank. Sie legte Sabrina, die inzwischen weinte, in ihre Koje. Sie selbst fand keinen sicheren Halt mehr und fiel hin. Dabei verletzte sie sich an der Tischkante und hatte eine Platzwunde an der Stirn. Franziska legte sich auch in ihre Koje und war nicht mehr in der Lage aufzustehen. Sie waren erschöpft und schliefen.
    Ganz allmählich ließ der Sturm nach. Der Kapitän konnte auf den Matrosen Rainer verzichten. Er wurde abgestellt, damit er sich um die zwei weiblichen Gäste an Bord kümmern konnte.
    Er sah die Kopfwunde von Franziska und verarztete sie. Franziska bekam davon nichts mit. Als sie wach waren, kümmerte er sich um ihr leibliches Wohl. „Hier habe ich für jeden eine kräftige Rinderbrühe, das bringt Sie wieder auf die Beine.“
    „Ich fühle mich so elend“, sagte Franziska „ist das Unwetter vorbei?“
    „Noch nicht ganz, aber die See wird schon ruhiger, das Schlimmste haben wir hinter uns.“
    „Meinen Sie? Es wackelt doch immer noch so sehr!“
    „Das stimmt, aber selbst die Tatsache, dass ich hier bin, muss Ihnen doch zeigen, dass wir das Schlimmste hinter uns haben. Vor ein paar Stunden hätte keiner nach Ihnen sehen können, da wurde jede Hand oben gebraucht.“
    Das überzeugte selbst Franziska.
    „Nun schlafen Sie noch ein wenig. Ihre Tochter schläft auch schon wieder. Wenn Sie das nächste Mal wach werden, wird es Ihnen schon viel besser gehen, und ich denke, dass das Wetter bis dahin auch angenehmer geworden ist.“
    „Ja, ich bin auch sehr müde.“
    „Schlafen Sie gut“, sagte Rainer und ging.
    Beide schliefen bis zum nächsten Mittag. Rainer und auch der Kapitän überzeugten sich öfters, ob es beiden gut ging. Leise wurde die Tür wieder geschlossen.
    Als Franziska wach wurde, stand sie langsam auf und ging zum Bullauge. Die Sonne schien, und die See war glatt wie ein Spiegel. Franziska stellte fest, dass das Bullauge etwas geöffnet war. Sie machte sich frisch und zog ihr neues Kleid an, was sie sich in Colombo auf dem Basar gekauft hatte. Für Sabrina legte sie ebenfalls das neue Kleidchen über den Stuhl. Es war rosa mit kleinen weißen Gänseblümchen. Sie drehte sich um und sah lächelnd zu ihrem schlafenden Kind. Doch plötzlich wurde ihr Blick ernst und voller Sorgen. Auf Sabrinas Stirn waren

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