Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
scherzte sie „aber erwähne bitte Neil gegenüber nichts. Ich möchte nicht, dass er eifersüchtig wird.“
„Hätte er einen Grund dafür?“
Sabrina sah ihre Mum ernst an und sagte nichts dazu. Für sie war das Thema erledigt. Sie schlief in dieser Nacht sehr unruhig. Immer wieder dachte sie an Jeremy. Nein, ich habe einen lieben Mann. Er ist mir treu und ein guter Vater. Er ist arbeitsam und sparsam, was will ich noch. Ich habe mich für Neil entschieden, obwohl alle dagegen waren. Mir war bewusst, was auf mich zukommt. Ich liebe ihn. Er hat nur einen Fehler, man kann mit ihm nicht über Probleme reden. Er will keine Probleme haben, und darum werden sie auch nicht erwähnt. Was für ihn gilt, erwartet er natürlich auch von den anderen.
Erste Geheimnisse
Als Sabrina ausstieg, wurde sie von Neil freudig umarmt. „Du hast mir gefehlt, Liebling.“
„Aber ich war doch nur zwei Tage weg!“
„Eben, zwei Tage. In unserer Ehe waren wir noch nie getrennt.“
Sabrina lächelte ihn an. „Du fragst gar nicht, ob es etwas Neues gibt“, um vom Thema abzulenken.
Als er sie ansah, sagte sie: „Ich habe mit Mum drei Bungalows gekauft.“
„Was! Das ist ja toll. Aber warum so überstürzt?“
Sabrina zuckte mit den Achseln: „Mum hatte die Idee. Und sie hat den Preis sensationell gedrückt. Und dann konnte sie einfach nicht mehr anders.“
„Die Teile werden mit dem Flugzeug geliefert“, mischte sich lächelnd Franziska ein, die das Gespräch gehört hatte.
Kevin, der auch Zeuge dieser Unterhaltung wurde, sagte schmunzelnd dazu: „Das kommt davon, wenn man Frauen allein zum Einkaufen schickt. Die kommen erst wieder, wenn das Konto leer ist.“
Als Kevin mit seiner Frau allein war, sagte er: „Ich werde allerdings das Gefühl nicht los, dass in Brisbane etwas Unvorhergesehenes passiert ist.“
Franziska wurde sichtlich nervös über diese Bemerkung.
Sie wollte nicht darüber reden. Ihr stieg eine peinliche Röte ins Gesicht. Sie fühlte sich ertappt. „Es weht ein angenehmer kühler Wind. Lass uns spazieren gehen“, sagte sie zu ihm.
Er legte seine Hand um ihre schlanken Hüften. Sie gingen hinunter zum Fluss.
„Sabrina sagte mir, dass du ihr gezeigt hast, wo die Bungalows aufgestellt werden könnten. Ist das hier? Aber wie soll das Wasser, Abwasser und der Strom über den Fluss kommen?“
Kevin merkte, dass sie vom eigentlichen Thema ablenken wollte. Also drängte er sie nicht und erklärte ihr sein Vorhaben.
Sie gingen weiter auf den Hügel und setzten sich dort oben ins Gras. Die Sonne ging glutrot unter.
„Willst du mit mir nicht über deine Sorgen reden?“ drängte nun Kevin, da er merkte, dass Franziska ständig versuchte auszuweichen.
„Ich weiß nicht, ob es Sorgen werden, ich habe nur ein ungutes Gefühl.“ Sie erzählte ihm alles.
„Du machst dir sicher unnötige Sorgen. Neil und Sabrina lieben sich. Es gibt kein böses Wort zwischen ihnen, sie haben große Achtung voreinander. Du musst ihr einfach vertrauen. Ich weiß nur nicht, wie Neil darauf reagiert. Auf keinen Fall werden wir uns einmischen.
Sabrina entschied sich nun doch dafür, Neil von der Begegnung zu erzählen. „Ich habe in Brisbane einen ehemaligen Kommilitonen getroffen. Damals hatte ich dir von ihm erzählt. Vielleicht sagt dir der Name Jeremy noch etwas?“ Sie machte eine Pause, um seine Reaktion zu beobachten.
„War das nicht der, dem ich zu verdanken habe, dass ich dich bekam?“
Sie lachte: „Ja, so kann man es nennen. Wir wollen ein Klassentreffen organisieren. Was hältst du davon?“
Neil wusste nicht, wie er reagieren sollte. Natürlich war er eifersüchtig, aber er wollte es auf keinen Fall zeigen. Er vertraute seiner Frau. Nie gab sie ihm auch nur einen Grund, daran zu zweifeln. „Ich finde die Idee super. Vor allem nach so langer Zeit. Da ist man doch gespannt, was aus jedem geworden ist! Wie viele Jahre sind es?“
Sie überlegte laut: „1948 hatten wir das Abschlussfest, und nächsten Februar wollen wir uns treffen. Das wären dann äh, sechsundzwanzig Jahre! Hoffentlich finden wir alle!“
Neil hörte diese Frage gar nicht mehr. In seinem Kopf ging es drunter und drüber. Er ging raus, um frische Luft zu schnappen. Natürlich hatte ich bisher nie einen Grund, an ihrer Liebe zu zweifeln, dachte er, denn hier gab es ja auch keine Gelegenheit dazu. Wenn wir in der Stadt waren, dann immer gemeinsam. Wäre dieser Jeremy damals zu dem Abschlussball gewesen, würde sicherlich er ihr Ehemann
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