Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
Vom Netzwerk:
größer.“
    „Das ist wahr und es soll ja auch nur vorübergehend sein, ich möchte nicht in der Stadt bleiben.“
    „Wo wollen wir denn hin, Mami?“
    „Ich weiß es noch nicht, es soll hier in Australien viele Farmen geben, vielleicht wird dort eine Hilfe benötigt. Morgen werde ich in die Stadt gehen und die Bank suchen, auf die Onkel Peter das Geld eingezahlt hat. Jetzt müssen wir aber zum Hafen und unsere zwei Kisten hierher bringen lassen.“ Beide ließen sich viel Zeit im Hafen. Sie schauten sich alles an und entdeckten unweit davon einen schönen Badestrand.
    „Kann ich meine Schuhe ausziehen?“
    „Natürlich, komm, wir baden beide unsere Füße im Wasser.“
    Das war vielleicht ein Vergnügen. Sie rannten durch das seichte Wasser und passten auf, dass es nur bis zum Knöchel ging. Trotzdem waren sie am Ende klatschnass. Als sie am Abend zum Pub zurückkamen, waren bereits die zwei Kisten mit ihrem gesamten Hab und Gut eingetroffen. Zu Abend aßen sie gemeinsam mit den Coopers.
    „Sie waren aber lange weg, wir waren schon in Sorge“, sagte Mrs. Cooper.
    „Wir waren am Strand, es war herrlich“, und sie erzählten, manchmal gleichzeitig, ihre Erlebnisse von diesem Tag. Nach dem Abendessen brachte Franziska ihre Tochter ins Bett. Sie schlief auch sofort ein, sodass Franziska noch in die Küche konnte, wo sie sich beim Abwaschen nützlich machte.
    „Ich heiße Marie“ sagte Mrs. Cooper, „und ich Bill“, ertönte die Stimme ihres Mannes in der Tür.
    Franziska stellte sich auch vor, und Bill öffnete aus diesem Anlass eine Flasche Wein.
    Danach erklärten sie Franziska ihr neues Aufgabengebiet. „Mittags haben wir viele Gäste zum Essen. Durch die Nähe des Hafens und zu den Geschäften sind wir in der glücklichen Lage, täglich zwanzig bis dreißig Portionen zum Mittagstisch zu haben.“
    „Für so viele Menschen habe ich noch nie gekocht!“, stellte Franziska erschrocken fest.
    „Keine Angst, du bist doch nicht allein in der Küche, ich helfe doch auch mit“, wurde sie von Marie beruhigt.
    „Wir haben nebenan eine sehr nette Familie, deren Tochter bestimmt gern ihr Taschengeld aufbessern möchte, indem sie auf Sabrina aufpasst. Was hältst du davon, wenn sie sich um Sabrina kümmert, während du arbeitest?“
    „Ob die Idee gut ist, weiß ich nicht“, antworte Franziska zögernd „sie war noch nie allein, und hier ist doch noch alles so fremd für sie.“
    „Mädchen“, antwortete Bill „willst du, dass deine Tochter dir ständig am Rockzipfel hängt? Gib ihr doch die Gelegenheit, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, vor allem mit einer anderen Rasse. Das Mädchen von dem wir reden, ist ein Aborigines.“
    „Alles, was ich bisher von den Aborigines gehört habe, ist, dass sie im Busch leben. Ich wusste nicht, dass sie auch hier in der Stadt wohnen!“
    „Inzwischen sind viele sesshaft geworden, aber es gibt natürlich noch viele, die im Busch leben.“
    „Ich kann mir ja das Mädchen ansehen“, sagte schließlich Franziska.
    Am nächsten Morgen erzählte sie Sabrina von dem Mädchen, das mit ihr spielen wollte, während sie selbst arbeitete. Sabrina war von der Idee begeistert. Sie waren gerade mit dem Frühstück fertig, als es an die Tür klopfte. Bill öffnete sie, und herein trat ein schüchternes junges Mädchen.
    Was ist das für ein hässliches Mädchen, dachte Franziska.
    „Das ist Melinda“, sagte Bill „sie würde sich gern um Sabrina kümmern.“
    Franziskas Augen wurden immer größer.
    Da sie nichts sagte, meinte Marie: „Melinda ist dreizehn Jahre und hat sich schon öfters um die Kinder meiner Gäste gekümmert. Sie versteht sich sehr gut mit den Kindern.“
    Sabrina sprang von dem Stuhl auf „Guten Tag, ich bin Sabrina. Ich freue mich sehr, dass du mit mir spielen willst.“
    Franziska staunte, dass Sabrina soviel Vertrauen in ein Geschöpf hatte, was auf dem ersten Blick sehr fremd erschien. Kinder kennen eben keine Rassenunterschiede, das war ihr in diesem Moment klar geworden. Als sie sich gefasst hatte, stand sie auf und ging auf Melinda zu.
    „Entschuldige bitte mein Verhalten, aber ich habe noch nie einen Menschen wie dich gesehen. Es war für mich ungewohnt. Ich freue mich natürlich sehr, dass du dich um meine Tochter kümmern möchtest, während ich arbeite. Selbstverständlich werde ich dich dafür bezahlen.“ Zu Bill gewandt, sagte sie, „Apropos bezahlen, da fällt mir doch die Bank ein. Ich werde mich gleich auf die Suche machen.“

Weitere Kostenlose Bücher