Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
zwei Erwachsene und ein Kind. Ihr Mann muss hier allerdings auch persönlich erscheinen.“
„Mein Mann kann nicht persönlich erscheinen, weil er unterwegs verstorben ist. Hier ist die Sterbeurkunde.“
„Tut mir leid, Mrs. Winter, mein Beileid. Aber trotzdem müssen Sie an einem Test teilnehmen. Sie haben doch sicherlich davon gehört, dass jeder erwachsene Einwanderer sich dieser Prozedur stellen muss.“
„Ja, vor fünf Minuten.“
Er lächelte Franziska über den Brillenrand an und legte ihr einen deutschen Text vor.
„Übersetzen Sie diesen bitte ins ...“ er schaute Franziska an, dann ging sein Blick zu Sabrina, die ihn anlächelte „hm, ins Englische.“
Bei Franziska hörte man fast das Herz vor Erleichterung in den Magen plumpsen. Es hätte auch chinesisch sein können. Sie ahnte aber, dass Sabrinas Lächeln dazu beigetragen hatte. In kürzester Zeit war sie mit der Übersetzung fertig und reichte diese dem Beamten. Er nickte zufrieden und übergab Franziska die Papiere, die sie zum Aufenthalt in Australien benötigte. Als nun endlich alles erledigt war, verließen sie das Hafengelände.
Ohne sichtlichen Übergang befanden sie sich in der Stadt. Man könnte denken, dass es eine Stadt in Deutschland ist, dachte Franziska und nahm den Zettel aus der Tasche, den der Kapitän ihr gegeben hatte. Den nächsten Passanten fragte sie nach der Adresse und fand diese auch bald. – Coopers Pub – stand in großen Buchstaben über einer Glastür.
An der Theke fragte Franziska: „Entschuldigen Sie, ist bei Ihnen vielleicht noch ein kleines Zimmer frei, mit einem Bett für mich und eins für das Kind?“
Die Frau schaute freundlich über den Tisch nach unten, um nach dem Kind zu sehen. „Ach, wer ist denn das? So ein hübsches kleines Ding. Sie können ein Einbettzimmer bekommen, mein Mann wird noch ein Kinderbett aufstellen. Für wie lange wollen Sie das Zimmer haben?“
„Ich weiß nicht genau, wir sind erst heute Vormittag mit dem Schiff aus Deutschland angekommen. Ich weiß, ehrlich gesagt nicht, wie es weitergehen soll.“
Sie griff in ihre Tasche und holte den Brief vom Kapitän heraus. „Der Brief ist für Sie, vom Kapitän Ignatz.“
„Bill“, rief sie ihren Mann „komm mal her!“
Mr. Cooper kam gemütlich angelaufen. „Was ist?“
„Die junge Frau hat eine Nachricht von Peter Ignatz.“
Schon war seine Stimmung besser. Das Ehepaar holte Franziska hinter in die Küche, und dort musste sie alles erzählen. Die Coopers gaben ihren beiden Gästen eine warme Mahlzeit, die köstlich schmeckte.
„Würden Sie uns im Pub helfen, bis Sie etwas anderes gefunden haben?“
„Gerne, ich wollte morgen sowieso auf Arbeitssuche gehen.“
„Na prima, dann wäre das geregelt. Ich dachte mir, dass Sie meiner Frau in der Küche helfen könnten. Sie bekommen freie Unterkunft und freies Essen dafür. Natürlich erhalten Sie einen Teil bar ausgezahlt. Sie haben Anspruch auf einen freien Tag in der Woche. Sind Sie damit einverstanden?“
„Ja, ich bin überglücklich über Ihr Angebot. Aber ich würde gern erst übermorgen anfangen, weil ich etwas Wichtiges zu erledigen habe.“
„Natürlich. Können wir Ihnen behilflich sein, weil Sie sich hier nicht auskennen?“
„Ich glaube schon, der Arzt und Freund meiner Familie, von denen ich Ihnen erzählte, hat hier auf meinen Namen ein Konto eingerichtet. Ich möchte mich gern dort vorstellen und fragen, wie es nun damit weitergeht.“
„Wissen Sie, welche Bank es ist, denn es gibt fünf in der Stadt.
„Nein“, sagte Franziska „ich wusste nicht, dass es mehrere gibt. Da muss ich eben alle abklappern.“
„Da wird Ihnen wohl nichts anderes übrig bleiben, kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.“
Als sie die Treppe in das obere Geschoss liefen, sagte Mrs. Cooper: „Wir zeigen Ihnen morgen auf dem Stadtplan, wo Sie die einzelnen Banken finden.“
„Danke“, antwortete Franziska, und die Zimmernummer Zwei wurde ihr geöffnet.
Es war ein schmales längliches Zimmer. Rechts stand der Ofen, dahinter war etwas Platz, und dann kam das Bett. Auf der gegenüberliegenden Seite war das Fenster. Links davon war eine Kommode mit einer Waschschüssel, sowie ein Tisch mit zwei Stühlen. Gegenüber ihrem Bett sollte das Kinderbett aufgestellt werden.
Franziska bedankte sich und wurde mit ihrer Tochter allein gelassen. „Sabrina, gefällt es dir hier?“
„Ein bisschen klein ist es schon, Mami, aber das Zimmer auf dem Schiff war auch nicht
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