Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
möchte ich, dass Sie alles für mich verwalten. Sollte es nämlich klappen, dass ich aufs Land ziehe, dann habe ich gar keine Gelegenheit mehr, mich um alles zu kümmern.“
„Das ist für mich und unsere Bank eine große Ehre. Ich werde Ihr Geld und Ihre Anlagen verwalten, als wären es meine Eigenen.“
„Das freut mich sehr, Mr. McArthur.“
„Sie können ganz sicher sein, dass mein Vater mit Arthursaugen über Ihre Angelegenheit wacht. Eigentlich heißt es Argusaugen, aber meine Familie hat den Begriff zu ihren Gunsten umgewandelt.“
Franziska war angenehm von dieser Offenheit überrascht. „Was sind eigentlich Opale?“
„Sie kennen keine Opale, Mrs. Winter? Warten Sie bitte einen Moment, ich werde Ihnen einige Prachtstücke aus dem Safe holen.“ Und schon eilte er aus seinem Büro. Franziska stand auf und besah sich die Urkunden, die an der Wand hingen. Ein Teil der Urkunden war auf den Vater John McArthur und ein anderer Teil auf Will McArthur ausgestellt. An Hand der vielen Urkunden stellte Franziska befriedigend fest, dass Ihr Geld hier in guten Händen sein würde.
Als plötzlich die Tür aufging, saß Franziska wieder auf ihrem Stuhl. Mr. McArthur kam mit einer Schatulle in der Hand herein, und als er sie öffnete, sagte er: „Ich glaube, dies hier sind die schönsten Stücke, die es überhaupt gibt.“
Franziska staunte, als sie die Steine sah. Die hellen sahen aus, als hätten sie Poren, obwohl die Oberfläche glatt war. Aber unter den Poren befand sich ein Feuer, das funkelte, sobald man den Stein bewegte. Die dunklen waren türkisfarben, aber mehr ins Bläuliche, und da funkelten die Poren wie Sterne am Abendhimmel.
„Ich muss sie wieder wegschließen, Mrs. Winter, denn sie sind ein Vermögen wert.“
Als er wiederkam, sagte Franziska: „Ich würde gern mein Geld für Opalminen arbeiten lassen, wenn sie solche Naturschönheiten beherbergen! Wie viele Aktien kann ich für mein Geld kaufen?“
„Ich würde an Ihrer Stelle neunzig Prozent des Vermögens für Sie arbeiten lassen. Und die restlichen zehn Prozent bleiben zu Ihrer ständigen Verfügung als Bargeld auf Ihrem Konto. Es erarbeitet Zinsen für Sie. Bei der Mine sind Sie natürlich auch an der Ausbeute beteiligt.“
Franziska staunte, wie schnell man in diesem Land reich werden konnte, wenn man nur ein wenig Mut zur Investition hat. Von Mr. McArthur erhielt sie alle notwendigen Papiere, die von beiden Seiten unterschrieben wurden. Nach dem sie ihr Bargeld hatte, verließ Franziska sehr zufrieden die Bank. Da es in der Bank angenehm kühl war, schlug ihr auf der Straße die Hitze unbarmherzig entgegen. Sie spürte gleich einen großen Durst, und der Hunger meldete sich mit Magenknurren. Sie entschloss sich, in einem kleinen Restaurant etwas zu essen. Instinktiv umschloss sie ihre Tasche, als wäre etwas Kostbares darin enthalten. Das war es auch, immerhin schleppte sie einiges an Bargeld mit sich herum und wichtige Unterlagen.
Im Chinarestaurant waren sehr viele Gäste, die zu Mittag aßen. In einer Ecke entdeckte sie den letzten freien Stuhl. An diesem Tisch gab es nur zwei Stühle. Ein alter Mann besetzte den anderen. Während Franziska aß, beobachtete sie im Augenwinkel den Mann. Sein langer weißer Bart war verfilzt, und Essensreste von den vergangen Tagen klebten darin. Er schien erkältet zu sein, weil er ständig sein Nasensekret lautstark hochzog. Franziska wurde übel. Ein Glück, dass ich das Essen schon bezahlt habe, dachte sie, und gleich gehen kann, sobald ich fertig bin. Warum man nur solche Menschen den anderen Gästen zumutet. Voller Ekel verließ Franziska das Restaurant.
Ungefähr drei Stunden lief sie schon zurück, um zum Pub zu kommen. Kurz vor ihrem Ziel kam sie an einem Markt vorbei. Ich werde für Marie und Bill einen schönen Blumenstrauß mitnehmen, weil sie uns so freundlich aufgenommen haben. Franziska suchte sich hübsche Blumen aus, und die Verkäuferin setzte gekonnt die verschieden Blumenarten, zu einem hübschen Gebinde zusammen. Als Franziska bezahlen wollte, starrte sie mit großen entsetzten Augen die Verkäuferin an. „Meine Tasche, meine Tasche ist weg, mein Geld.“
„Ruhig, Kindchen“, sagte die alte Dame beruhigend „überlegen Sie, wann Sie zuletzt ihre Tasche in der Hand hatten.“
Franziska konnte ihre Gedanken nicht ordnen. Sie setzte sich erschöpft auf den Rand eines Hochbeetes und weinte verzweifelt. Alle Unterlagen des heutigen Tages waren darin und für sie
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