Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
so.“
„Du scherzt jetzt doch, acht Jahre ohne Regen?“ sagte Franziska ungläubig. „Es ist aber auf jeden Fall besser, als wenn einem vor Kälte und Feuchtigkeit die Kinder wegsterben“, fügte sie hinzu.
„Da hast du sicherlich Recht. Aber keine Angst, an diese Hitze gewöhnt man sich sehr schnell.“
Inzwischen stand die Sonne sehr tief, und Alina hielt ihr Gespann an.
„So, wir werden hier übernachten, es wird gleich dunkel.“ Alina legte unter den Wagen eine Decke und spannte das Pferd aus.
„Zieht euch etwas Warmes an!“
„Etwas Warmes?“ fragte Franziska ungläubig.
„Ja, wenn die Sonne weg ist, kühlt es sich sehr schnell ab, sodass die Nächte kalt sind.“
Sie schliefen fantastisch unter dem freien Firmament. Am Morgen, als die Sonne aufging, war der Horizont rötlich bis lila gefärbt. Viele Wolken waren zu erkennen.
„Das sieht nicht gut aus, packen wir schnell zusammen und sehen zu, dass wir schnell weiterkommen.“
Nach einem hektischen Frühstück, Brot mit Speck, ging es weiter.
„Ich glaube, wir bekommen Probleme“, meinte Alina.
„Wieso, so schlimm sieht der Himmel gar nicht aus?“
„Mag sein, dass er dir gefällt, aber ich rieche förmlich das schlechte Wetter. Vor uns liegt der Commoron Creek, das ist ein ausgetrocknetes Flussbett, aber wenn es im Landesinneren regnet, verwandelt er sich in einen reißenden Fluss, und er wird dann unpassierbar.“
„Gibt es denn keine Brücke über den Fluss?“
„Nein, aber normaler Weise hat er ja auch kein Wasser, nur wenn es viel regnet.“
„Schaffen wir es noch rechtzeitig?“
„Ich glaube nicht, denn wir sind noch lange nicht dort.“
„Und was machen wir, wenn wir nicht rüberkommen?“
„Ach, da gibt es schon einige Möglichkeiten. Entweder wir warten, bis der Wasserspiegel sinkt, oder wir suchen eine seichte Stelle. Manchmal kommen auch welche vorbei, die einem helfen könnten. Je mehr wir sind, umso leichter wird es.“
Das Wetter war nach wie vor heiß und trocken, aber der Horizont blieb diesig. Am Nachmittag kamen sie an den Commoron Creek, und das trockene Flussbett hatte sich tatsächlich in einen reißenden Fluss verwandelt.
„Ach, du meine Güte, wie wollen wir da rüberkommen?“ fragte Franziska nachdenklich „es regnet doch nicht, wo kommt dann das viele Wasser her?“
„Hier regnet es nicht, aber im Norden regnet es schon seit heute Nacht. Das erkennt man an den wolkenreichen Streifen am Horizont. Außerdem ist es kein normaler Regen, dort tobt bereits ein ausgewachsener Wolkenbruch.“
Franziska schaute in die Richtung. Sabrina bemerkte ihre Angst und drückte sich fest an ihre Mutter.
Alina unterbrach Franziska aus den trüben Gedanken. „Komm, wir gehen auf den Hügel, dort sind wir vorerst sicher.“
„Hier stehen wir doch auch im Trocknen!“ erwiderte Franziska.
„Ja, noch!“ war die kurze und knappe Antwort. Alina fing an, das Gefährt auf den Hügel zu schaffen, natürlich halfen die beiden mit. „Ich befürchte, wir müssen hier übernachten, richten wir uns darauf ein.“ Sie schliefen wieder unter dem Einspänner. In der Nacht fing es an zu regnen, aber Franziska und Sabrina schliefen tief und fest. Alina dagegen machte kaum ein Auge zu. Ihr gingen ständig Gedanken durch den Kopf, wie sie am besten auf die andere Seite kommen könnten.
Im Outback
Auf Mozzie regnete es schon den ganzen Tag. Die trockene rissige Erde nahm kein Wasser auf, und es bildeten sich bald kleine Seen. Zum Glück waren alle Gebäude höher gebaut als der kleine Flussarm. Aber dieser war schon über die Ufer getreten.
„Boss, sollen wir die Schafe auf eine höher gelegene Weide treiben?“
„Ist mir egal, wenn ihr unbedingt wollt, könnt ihr es tun“, und damit ging er wieder zu einer seiner vier Lieblingsbeschäftigungen über, schlafen. Die anderen Drei waren essen, trinken und dummtun.
„Fred, nimm dir ein Pferd und komm mit, wir wollen die Schafe umsetzen.“
„Kommt der Boss auch mit?“
„Nein, der schläft.“
„Na toll, dann dürfen wir wieder alles allein machen!“
„Reg dich nicht auf, war es schon einmal anders?“
Fred stimmte ihm zu und sattelte den Hengst. Kevin war vorausgeritten und wartete am Tor.
„Komm schon, beeil dich“, drängte dieser „das Hochwasser steigt ständig an, viel Zeit bleibt uns nicht.“
Kevin hatte die beiden Hunde mitgenommen. Sie ritten sehr schnell, und als sie über den Hügel kamen, sahen sie die Schafe schon im Wasser
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