Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
die Sache. Sei ganz natürlich so wie immer, dann mögen dich auch alle.“
Mit einem Seufzer stand Franziska auf und schaute aus dem Fenster.
Eigentlich wollten sie früh aufstehen, aber der lange Ritt vom vergangenen Tag forderte seinen Tribut. Als sie sich nun endlich auf den Weg machten, wollte Franziska laufen, weil ihr vom gestrigen Ritt das Gesäß wehtat. „So weit kann es doch nicht mehr sein. Ich laufe!“
„Schwing dich aufs Pferd, sonst hast du morgen nicht nur Blasen am Po, sondern auch noch an den Füßen!“
Nach ungefähr einer Stunde kamen sie an eine merkwürdige Landschaft. Franziska staunte: „Mein Gott, was ist denn das?“
Alina lächelte. „Sagtest du nicht, ‚da sind nur Löcher im Sand’? Das ist hier ist eine typische Opalminenlandschaft.“
Vor ihnen erhoben sich künstlich aufgeschüttete Halden und an anderer Stelle tief ausgehobene Gruben.
„Wenn man da Wasser einfüllen würde, wäre hier ein riesiger künstlicher See, und alle würden sich freuen, weil sie sich in der Hitze abkühlen könnten.“
„Lass das nur keinen hören, sonst würde dir keiner abkaufen, dass du hier der Boss bist.“
Als sie näher kamen, sahen sie ein richtiges kleines Dorf. Baracken, in denen die Arbeiter untergebracht waren, Sanitär- und Verwaltungsgebäude. Sogar einen Pub gab es. Wahrscheinlich nur deshalb, damit die Arbeiter Gelegenheit hatten, den soeben errungenen Verdienst dort wieder auszugeben. Große Kipper fuhren den Abraum weg. Franziska staunte nicht schlecht, was alles zu einer großen Mine gehörte. Es gab kaum Vegetation, sodass die Temperaturen unerträglich wurden. Im Schatten kletterte das Thermometer auf sechsundvierzig Grad Celsius. Da es jedoch auf den Minenfeldern keinen natürlicher Schatten gab, war es keine Seltenheit, dass die sechziggrad Marke erreicht wurde.
Sie kamen an eine Schranke.
„Tut mir Leid, Madam, hier dürfen Sie nicht weiter!“
Freundlich antwortete sie dem Wachmann: „Mein Name ist Winter, Franziska Winter. Ich bin die Eigentümerin dieser Mine.“ Sie staunte über sich selbst, dass sie so sicher und bestimmend antworten konnte. Sie zeigte dem sichtlich verstörten Mann ihre Papiere, die sie von Mr. McArthur erhalten hatte.
Ein Blick auf die Unterlagen überzeugte ihn schließlich von der Richtigkeit ihrer Worte. „Verzeihen Sie bitte, das konnte ich nicht wissen, aber bei solch wertvollen Steinchen, die wir hier aus der Erde holen, kann man nicht vorsichtig genug sein.“
„Das ist richtig. Ich freue mich, dass Sie Ihre Aufgabe so genau nehmen.“
Er rief einen Arbeiter zu sich: „ Gerry, komm mal her!“
Ein vor Schweiß und Staub triefender Mann mit rotem Bart und Igelschnitt kam auf sie zu.
„Darf ich vorstellen?“, er zeigte auf den Mann: „Das ist der Vorarbeiter Gerry Jahns, er kann Ihnen alles zeigen.“ Er wandte sich an Gerry und sprach weiter. „Gerry, das ist Mrs. Winter, die Eigentümerin. Die Papier sind in Ordnung.“
„Ich bin sehr erfreut, Sie kennen zu lernen.“
Als erstes zeigte er den beiden Frauen die Bücher. Die Einnahmen durch den Verkauf der Opale, die Ausgaben der Löhne, Versicherungen, Arbeitsmaterialien und anderes, alles war korrekt aufgeführt. Die Mine schrieb von Anfang an schwarze Zahlen. Das wunderte Franziska. „Wieso hat der letzte Eigentümer verkauft, wenn die Mine so gut läuft?“
„Tja, wenn keine Erben da sind, verkauft man doch lieber und genießt die letzten Jahre in Saus und Braus, eh es der Staat bekommt! Und außerdem ist der Staat an solch kleinen Minen nicht interessiert.“
„Klein? Gibt es noch größere Minen?“
„Oh ja, die ist klein im Gegensatz zu den staatlichen Minen.“
„Mir sind sie groß genug“, sagte Franziska scherzend.
Mr. Jahns nahm die beiden Frauen mit auf einen Rundgang durch die Minen. Beide waren verzaubert von der Vielfalt des Farbenspiels.
„Die richtige Schönheit und den echten Handelswert erhalten die Steine erst nach dem Schleifen und Polieren“, erklärte Mr. Jahns „man nennt sie Milchopale.“
„Die schillern, als haben sie den Regenbogen eingefangen“, sagte Alina zu ihrer Freundin.
„Und ich sagte damals zu Mr. McArthur, dass man Feuer unter dem Stein sehen kann.“
„Ja, meine Damen, mit genügend Fantasie stimmt beides.“
Es war gerade Schichtwechsel, und sie konnten durch eine Fensterscheibe beobachten, wie jeder Einzelne, der aus der Mine kam, kontrolliert wurde. Franziska und Alina schämten sich des Anblickes. „Ist
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