Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Pfarrer hatte Recht.
„Da dem Kapitän Ihr Problem bekannt ist und er wieder ohne Arzt fährt, machte er mir folgenden Vorschlag. Sie werden auf dem Schiff als Arzt tätig werden, und er besorgt für Sie alle nötigen Utensilien. Sie werden für diesen Dienst nicht bezahlt, weil es sonst in den Büchern erwähnt werden müsste. Als Gegenleistung dürfen Sie später alle medizinischen Geräte mitnehmen. Somit haben Sie in Australien wieder eine komplette, hoch moderne ärztliche Ausrüstung. Ihr Diplom nehme ich an mich und auch Ihre Schiffspassage. Es ist sicherer. Fehlende Kleidung können Sie in jedem Hafen, den Sie anlaufen, ersetzen. Nur in London würde ich an Ihrer Stelle die Kabine nicht verlassen. Bleiben Sie unentdeckt, bis Sie in neutralen Gewässern sind.“
Nachdenklich sagte Peter: „Das hätte ich alles viel einfacher haben können, wenn ich damals mitgefahren wäre.“
„Ja, aber wer hätte die heutige Situation so vorhersagen können!“
„Na ja, erste Anzeichen waren da, aber man wollte es einfach nicht wahrhaben.“
Einen Tag vor ihrer Abreise erfuhr der Pfarrer, dass ab Januar auch in den ländlichen Gegenden allen Juden Berufsverbot erteilt werden sollte.
„Einen besseren Zeitpunkt hätten wir gar nicht treffen können“, meinte er zum Doktor „denn das heißt, dass ab Januar Ihre Praxis und das Haus beschlagnahmt werden.“
„Das ist nicht der beste Zeitpunkt, sondern die allerletzte Möglichkeit“, sagte Peter traurig.
„Ja, mein Junge, so kann man es auch sehen.“ Der Pfarrer legte zum Trost seinen Arm um ihn und betete ein Vaterunser.
Lichterfest und Sonnenhitze
Drückende Wärme liegt über der Farm. Dunkle Wolken ziehen mit der Dämmerung heran und bauen sich drohend am Horizont auf, und fernes Grollen kündigt die Regenzeit an. Die Menschen wirken müde und matt. Es donnert und blitzt ununterbrochen, dann fängt es endlich zu regnen an. Man spürt, dass die Erde wieder lebt. Franziska läuft allein durch den Regen. Die Schwüle der letzten Tage ist von der feuchten Luft verweht. Obwohl es immer noch donnert und blitzt, lugt bereits die Sonne wieder durch die Wolken. Das Unwetter scheint eine Pause einzulegen. Ein Regenbogen lässt sich langsam erkennen. Er will sich über den Himmel legen.
Durch die Trockenzeit war die Gefahr der Buschfeuer sehr hoch geworden. Franziska hörte von anderen, dass besonders die hohen Nadelbäume plötzlich anfangen können zu brennen. Die Nadeln sind dann so ausgetrocknet, dass sie in der Hitze regelrecht explodieren. Dieses Jahr hat die Regenzeit lange auf sich warten lassen. Das Hochwasser ist lebenswichtig für die Farmer. Nach dessen Abzug gibt es wieder grüne und saftige Weiden. Der Schlamm, den die Flüsse aus dem Norden mitbrachten, gab dem Boden wieder genügend Nahrung.
Auf Mozzie wurden, angeleitet von Alina, alle Vorbereitungen für das Hochwasser getroffen. Da die Schur vorüber war, bestand keine Gefahr für den Ertrag der Wolle. Die Tiere waren gesund und kräftig genug, um einige Entbehrungen zu überstehen.
Alina ritt mit Franziska zu den Mackenzies, um mit ihnen über eventuelle Evakuierungen zu reden. Es kam nicht oft vor, aber hin und wieder stand das Wasser so hoch, dass vor allem Kinder und Kranke in sichere Gebiete gebracht werden mussten. Während Alina mit Mel und Virginee alles klärte, suchte Franziska Sharon auf. Sie war gern mit ihr zusammen, obwohl Sharon immer traurig aussah.
Sharon war sehr hübsch. Ihr Haar war kurz geschnitten und kastanienfarben. Sie hatte tiefgrüne Augen. Beim nahen Hinsehen, leuchteten sie wie Smaragde.
„Hast du Probleme, Sharon?“ wollte Franziska wissen.
„Ja und nein. Eigentlich sind es keine Probleme, aber wenn ich an meine Zukunft denke, mache ich mir schon Sorgen.“
„Wieso?“
„Ich sehne mich nach einem lieben Ehemann und Kindern. Ich habe das Gefühl, dass mir die Jahre davonlaufen. Ich werde immer älter und hier in der Einsamkeit ist das Angebot an Männern sehr beschränkt. Zumindest welche, die mich interessieren.“
Liebevoll legte Franziska den Arm um ihre Schulter. „Erzwinge nichts, Sharon. So eine Ehe wie sie Alina hat, möchte ich nicht geschenkt haben, da wäre es schon besser, allein zu sein. Denke nicht daran, sonst leidest du zu sehr. Ich hörte, dass du von Männern nichts mehr wissen willst, weil du so viel Trauriges erlebt hast.“
„Das ist richtig, aber inzwischen ist Gras darüber gewachsen, und ich bin bereit für ein neues
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