Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
drückte, um darin etwas zu erspähen. Sie fand sein Verhalten unmöglich, konnte ihm aber nicht böse sein, denn von Franziskas Erzählungen wusste sie, dass er ein sympathischer Mann war – armer Kevin.
Peter schaute sich auf Mozzie um und kam zu den Pferdeställen. Bob kannte seine Beziehung zu Franziska nicht und beantwortete somit, wortkarg wie er nun mal war, seine Fragen. „Das ist doch ein Haflinger?“, begann Peter ein Gespräch.
„Ja.“
„Die werden hier wohl gezüchtet?“
„Nein.“
„Wo ist er denn her?“
„Hat Kevin aus Sydney mitgebracht.“
„Es gefällt mir“, erwiderte Peter „aber ist es nicht für ihn zu klein?“
„Es gehört doch Sabrina.“
Nun war Peter sprachlos.
„Wieso hat er Sabrina ein Pferd geschenkt und noch dazu ein Rassepferd?“
„Er mag das Kind.“
Peter ging nachdenklich aus dem Stall. Dann dachte er: Warum nicht, schließlich mochte jeder, den er kannte, Sabrina.
Er setzte sich auf einen größeren Stein, der am Rand der Pferdekoppel lag und beobachtete das Treiben. Ein kleiner Mischlingsjunge spielte mit einem Hund. Peters Gedanken schweifen ab. Er dachte an die letzte Begegnung mit Franziska und Martin. Mein Gott, ist das lange her und was alles in der Zwischenzeit passiert war! Ich muss versuchen, eine Zeitung aufzutreiben. Vielleicht steht etwas über Deutschland drin. Peter hatte kein gutes Gefühl, wenn er an Deutschland dachte. Er war froh, allem entkommen zu sein. Das Klima hier ist wirklich wunderbar, nichts ist von der Kälte zu spüren, die im Winter in Deutschland herrschte. Zurzeit ist hier in Australien Winter. Ein heißer Winter, dachte er, ob Franziska sich sehr verändert hat? Hoffentlich empfindet sie für mich das gleiche wie ich. Oh, Franziska, wenn du wüsstest, wie sehr ich mich nach dir sehne. Schon immer habe ich Martin um dich beneidet. Es fiel mir schwer, meine Gefühle vor euch beiden zu verbergen. Nun endlich bin ich am Ende meiner Träume. Endlich bist du bald mein.
Ein junges Abo-Mädchen unterbrach Peter in seinen Gedanken. „Ich soll Sie zum Abendessen holen, Mister.“
„Danke, ich komme.“
Die junge Frau drehte sich um und nahm den spielenden Jungen mit.
Am Tisch lernte Peter den Mann der Farmbesitzerin kennen. Er war ein unangenehmer Tischnachbar. Aber er erinnerte sich an einen Brief von Franziska, in dem sie von einem ekelhaften Mann schrieb, mit dem diese Alina verheiratet war.
Das Ende der Odyssee
Die nächsten zwei Tage verbrachten alle noch gemeinsam im Abolager. Googana zeigte Franziska, was man alles mit der Pflanze des Teebaums anfangen konnte. Er zeigte ihr, wie Sabrina damit geheilt wurde. Sogar Sabrina konnte dazu einiges erklären, denn sie hatte gut aufgepasst, was Benala ihr über die Herstellung der Medizin gesagt hatte. Googana wusste inzwischen, dass diese Pflanze auf Mozzie bald das erste Mal geerntet würde. Am nächsten Morgen verabschiedeten sie sich, und Noura begleitete sie wieder zurück. Natürlich dauerte es länger, denn Franziska hatte es nun nicht mehr eilig, und außerdem konnte Sabrina nicht so schnell laufen. Sie machten öfter Pausen, und während dieser Zeit trennte sich Franziska nicht einen Moment von ihrem Kind, sie hatten sich doch so viel zu erzählen.
Nach einigen Tagen der Wanderung sprach Franziska ein Thema an, das ihr sehr am Herzen lag. „Ich habe auch eine besondere Neuigkeit für dich.“
Sabrina sah sie mit großen Augen an. „Was ist denn, Mum?“
„Onkel Kevin und ich – wir – wir mögen uns sehr!“
„Das weiß ich doch, Mum, und ich freue mich darüber, denn ich mag ihn auch sehr.“
„Das dachte ich mir, aber denke bitte nicht, dass ich deswegen deinen Papi vergessen habe. Ich habe wirklich lange überlegt, was ich tun soll. Aber das verstehst du sicher noch nicht, dafür bist du noch zu klein. Ich wollte dir eben nur sagen, dass mir diese Entscheidung nicht leicht gefallen ist.“
„Aber mir gefällt, wie du dich entschieden hast. Warum ist er nicht mitgekommen?“
„Er musste für Tante Alina nach Brisbane reiten, und als er weg war, erfuhr ich, dass du hier beim Stamm der Bundjalung bist. Er wartet sicher mit Spannung auf unsere Rückkehr.“
„Wie geht es Floh und Neil, ach Mum, ich bin so froh, wieder zu Hause zu sein. Obwohl es mir doch ganz gut gefallen hat, aber es ist dort alles so anders. Am schönsten ist es eben nur daheim.“
Franziska nahm ihr Kind in die Arme und drückte es innig, so, als könnte nichts auf der Welt
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