Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
erst dreizehn Uhr! Solch zweifelnde Gedanken gingen ihm durch den Kopf.
Zu späte Klarheit
Franziska öffnete die Augen und erschrak, da der Platz neben ihr leer war. „Sabrina“ rief sie „Sabrina.“
„Ich bin hier, Mum“, kam die Antwort aus der Küche.
Erleichtert ließ sich Franziska wieder ins Kissen fallen. „Wie spät ist es, Schätzchen?“
„Acht Uhr, ich habe schon den Frühstückstisch gedeckt.“
Franziska stand auf, zog sich an, öffnete die Vorhänge und schloss die Tür auf. Dann hatten beide noch Gelegenheit in aller Ruhe zu frühstücken. Sie waren gerade fertig, als es klopfte. Franziska sagte nicht herein. Sie öffnete die Tür. Vor ihr stand Peter. Er hatte sich überhaupt nicht verändert. Ihr war es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Mit Peters Antlitz brachte sie sofort Martin wieder in Verbindung. Aber Martin gab es nicht mehr. Aus ihrer Verwirrung heraus hörte sie Peter sagen.
„Franziska, wie lange habe ich mich nach diesem Augenblick gesehnt!“
„Hallo, Peter, ich habe schon von Alina erfahren, dass du hier bist. Aber wir waren gestern so müde, dass wir froh waren, endlich im Bett zu liegen.“
„Ich verstehe das doch“, erwiderte Peter.
„Komm rein. Kann ich dir noch eine Tasse Kaffee anbieten?“
„Gern.“
Sabrina hatte das gehört und brachte, vorsichtig gehend eine Tasse mit heißem Kaffee.
„Guten Tag, Sir. Hier ist der Kaffee.“
Franziska nahm ihr die Tasse ab, und Peter sah in ein braungebranntes, gesund aussehendes Kindergesicht.
„Also, Sabrina – dich hätte ich auf gar keinen Fall wieder erkannt. Komm, lass dich anschauen.“
Artig ging Sabrina auf den ihr fremden Mann zu. Sabrina fühlte sich dabei gar nicht wohl und schaute Hilfe suchend zu ihrer Mum. Aber diese lächelte nur.
Peter fasste Sabrina mit beiden Händen an den Schultern und dachte: Was ist aus dem kränklichen, blass aussehenden Kind geworden?
„Mum, kann ich zu Neil gehen? Ich habe ihn schon solange nicht mehr gesehen.“
„Aber natürlich. Er wartet sicher schon auf dich.“
Als Sabrina die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte Peter: „Wer ist Neil?“
„Ihr kleiner Freund, ein Mischlingsjunge.“
„Den habe ich gestern bestimmt spielen sehen.“
„Kann schon sein, denn ein anderes Kind gibt es hier nicht.“
Franziska setzte sich zu Peter an den Tisch, und er erzählte ihr, wie er mit Hilfe von Pfarrer Thörel es gerade noch geschafft hatte, aus Deutschland herauszukommen und zwar, wie es der Zufall wollte, auf dem Schiff von Kapitän Ignatz. „Ich soll dich übrigens ganz lieb von ihm grüßen. Er war es auch, der mich bei den Coopers ablieferte. So, nun bist du dran, mir zu erzählen, was alles passiert ist.“
Er sah dabei Franziska tief in die Augen, und sie spürte, dass es bei ihm tatsächlich mehr als nur Freundschaft war. Das beunruhigte sie, und ihr war klar, dass sie es so schnell wie möglich aufklären musste.
„Ja, aber so schnell lässt sich das alles nicht erzählen. Es hat sich hier soviel ergeben, und jedes Ereignis hatte irgendwie Einfluss auf meine Persönlichkeit, auch wenn es mich meistens nur indirekt betraf.“
So erzählte Franziska ausführlich über den Tod von ihrem, über alles geliebten Martin und von allen Ereignissen auf dem Schiff, von den Coopers und von der Bank. Franziska stand auf und holte aus einer Schublade eine Urkunde und übergab diese Peter. „Das ist die Urkunde über dein Bankkonto in Brisbane. Du wirst feststellen, dass es viel mehr ist, als du uns geliehen hast. Ich habe bei dieser Bank einen besonderen Zinssatz als Stammkunde. Dieser Vorteil ist auch dir zugute gekommen. Somit hat sich im Laufe der Jahre die geliehene Summe um einiges erhöht. Ich denke, dass du damit zufrieden bist.“
Peter erkannte die sehr zurückhaltende Franziska kaum wieder. Wie sie sich mit Finanzen auskannte, war für ihn verblüffend.
„Ja, Franziska, das bin ich wirklich. Ich habe in Brisbane die Bank aufgesucht, auf die ich das Geld überwiesen hatte. Mr. Will McArthur hat mir bereits bestätigt, dass das Geld auf meinen Namen eingezahlt wurde. Er sagte mir nur nicht die Summe, weil er das Geschäftsgeheimnis wahren wollte.“
„Es hätte mich jetzt doch auch sehr gewundert, wenn es anders wäre!“, stellte Franziska mit einem ärgerlichen Unterton fest.
„Was ist“, fragte Peter, der das bemerkte.
„Tja, hast du wirklich geglaubt, ich würde dich betrügen? Oder warum bist du sonst als Erstes zur Bank
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