Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
niedergeschlagene Stimmung seines Wesens.
„Kevin, ich merke doch auf einhundert Meter, dass hier etwas nicht stimmt. Falls du dir Sorgen um Franziska machst, kann ich dich beruhigen.“ Während sie erzählte, packte sie mit Kevin die Waren aus, die er mitgebracht hatte. „Sie ist mit Fred, Andy und Mamdy in die Berge. Ein Abo kam und fragte, ob wir ein Kind vermissen. Sie sind sofort aufgebrochen.“
„Wann war das?“
Plötzlich sah sie wieder das Leuchten in seinen Augen.
„An dem Tag, an dem du weggeritten bist. Aber sag doch endlich, was los ist!“
Kevin druckste noch ein wenig herum und erzählte schließlich alles. Die Eifersucht war deutlich herauszuhören. „Dieser Mann ist aus Deutschland und ist in meine Franziska verliebt. Er ist sicher, dass sie ebenso empfindet. Und das habe ich mir täglich zehn Stunden anhören müssen.“
Alina lachte, klopfte Kevin auf die Schulter und meinte: „Armer Kevin, es wird schon wieder. Vertrau auf Franziskas Liebe. Sie wird den Besseren von euch nehmen und vor allem den, der am tolerantesten ist.“ Etwas ernster meinte sie: „Lass ihr Zeit sich zu entscheiden und bedränge sie nicht. Nur so spürt sie, dass du sie liebst und ihr vertraust. Sie soll ohne Zwang frei entscheiden können.“ Dann ging sie auf den Neuankömmling zu, während Kevin die Pferde in den Stall schaffte und über Alinas Worte nachdachte.
„So, dann kommen Sie ins Haus. Sie müssen sich noch ein paar Tage gedulden, bis Sie Franziska sehen können.“
„Wieso, wo ist sie?“
Alina erzählte ihm die ganze Geschichte. Auch das Verhalten ihres Mannes verschwieg sie nicht. Sally hatte in der Zwischenzeit das Gästezimmer hergerichtet.
„Ich würde Ihnen jetzt gern Ihr Zimmer zeigen, denn ich habe noch etwas anderes zu tun.“
„Wieso Zimmer, das ist doch nicht nötig, ich kann doch in Franziskas Haus schlafen. Sie hätte sicher nichts dagegen!“
„Tut mir leid, darüber kann ich nicht entscheiden. Bis sie zurück ist, werden Sie wohl mit dem Gästezimmer vorlieb nehmen müssen.“
Enttäuscht zeigte sich Peter über das Verhalten der Hausdame.
Alina wusste nicht, was sie von diesem Mann halten sollte. Von Franziskas Erzählungen wusste sie, dass er ein liebenswerter, großzügiger und hilfsbereiter junger Mann war. Dieser Mann kommt ihr aber fordernd und dreist vor. Als Alina aus dem Fenster schaute, sah sie ein Auto von weitem kommen. „Nanu, wer ist denn das?“, sie lief nach draußen.
Peter, der ihr nachlief, sagte: „Und mir sagte man, dass kein Auto hierher fahren würde.“
„Bis vor einigen Minuten hätte ich das auch mit Sicherheit behauptet.“
„Hallo“, rief sie freundlich „bei dir ist wohl der Wohlstand ausgebrochen. Dieses Gefährt sieht toll aus!“
„Ja“, sagte der Postbote stolz „damit bin ich endlich vor plötzlichen Regengüssen sicher.“
Alina lachte: „Wo es hier doch so selten regnet!“
„Hier ja, aber an der Küste regnet es schon öfter, und so wird nun auch die Post nicht mehr nass. Über viele Creeks werden jetzt Brücken gebaut. Übrigens auch über euren.“
„Ist ja toll. Davon weiß ich noch gar nichts.“
„Doch, doch. Ich bin schon drüber gefahren.“
„Na prima, da kann man nun sogar bei Hochwasser sicher nach Brisbane reisen. Trinkst du eine Tasse Tee mit?“
„Da sag ich doch nicht nein, das weißt du doch!“
Alina erzählte ihm die ganze Tragödie von Sabrina und dem unerwarteten Besucher.
„Ich habe einen Brief für Franziska von der Schulbehörde, ein Einschreiben, auf dessen Antwort ich warten soll.“
„Tja, ich weiß nicht, wie lange es noch dauert, bis sie wieder da ist.“
Er strich sich gedankenverloren durch sein graues Haar. „Was soll ich nun tun? Ich glaube, in diesem Falle ist es richtig, wenn du den Brief öffnest. Hoffentlich legt Franziska keine Beschwerde ein.“
„Das wird sie sicher nicht tun. Ich werde mir Mühe geben, in ihrem Interesse zu handeln.“
Es war die Anmeldung für den Funkunterricht. Diesen Antrag konnte Alina bedenkenlos ausfüllen und gab die Funknummer an, unter der Sabrina am Unterricht teilnehmen wird. Bei der Unterschrift schrieb Alina ‚in Vertretung’.
„Ich denke doch, dass man es so akzeptiert.“
Der Postbote nickte zufrieden. „Franziska kann doch gleich dort anfunken, wenn sie kommt und die Richtigkeit bestätigen.“
„Ja, das wird am sichersten sein.“
Als Alina allein war, sah sie, wie Dr. Wagner sich die Nase an Franziskas Fensterscheiben
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