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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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bleiben soll, darf man das Fleisch höchstens bei 70 Grad ziehen lassen.“
    „Also dann ist Nonne doch durchgekocht, man kann sagen. Ich komme.“
    „Ich dachte, bei dir geht es drunter und drüber?“, erinnere ich Vesna.
    „Drunter und drüber es geht auch ohne mich. Vielleicht dann noch mehr, aber kann ich ja auch krank sein. Dann bin ich auch nicht da. Also. Ich teile da ein, was man einteilen kann, und dann fahre ich in ,Beauty Oasis‘. Doch schade, dass ich Valentin nicht geheiratet habe. Aber wird keiner Urkunde verlangen. Bin ich Frau Freytag, Gattin von berühmtem TV-Serien-Entwickler. Gibt es doch auch diese Reality-Sendungen über Schönheitsoperationen, nicht wahr?“
    Ich grinse. „So etwas würde dein Valentin hoffentlich nicht produzieren.“
    „Natürlich nicht, aber weiß der Professor nicht. Kann auch eine Show etwas mehr seriös sein. Und sehr gut für Werbung. Ich denke mir auf Weg vielleicht eine aus“, überlegt Vesna weiter.
    „Du solltest bei Valentin einsteigen“, ätze ich.
    „Privat ich bin das ja. Auch wenn ich alte Wohnung vermisse. — Wir kennen uns natürlich nicht, ist klar, oder? Wenn Grünwald nicht sehr froh ist, dass du da bist und was über Mord schreibst, ist besser, ich bin nicht deine Freundin. Wenn ich da bin, ich rufe dich an. Wir vereinbaren Treffpunkt. Und: Du unternimmst gar nichts allein, ist klar, oder?“
    „Ich werde mit der Nonne reden“, widerspreche ich.
    „Ist sie echte Nonne? Du bist sicher?“
    „Hundertprozentig echt. Sie ist mit ihren Mitschwestern für einen Teil der Pflege in der Oase zuständig. Und sie ist sicher gegen achtzig.“
    „Nonnen um achtzig können sein sehr gefährlich, sind schon, wie soll ich sagen, ein bisschen jenseitig, schon näher bei ihrem Gott als da. Bei so viel Glauben man kann auf die Idee kommen, dass irdisches Gesetz nicht mehr so wichtig ist. Andererseits: Ich glaube, mit Nonne bist du besser als ich.“
    „Warum das?“, will ich wissen.
    „Weil du gerne glaubst an Sachen, die du nicht siehst. Auch Hokuspokus.“
    „Und was soll das jetzt wieder heißen?“, fauche ich.
    „Nichts Böses“, beruhigt Vesna. „Nur dass du nicht so hängst an Fakten wie ich.“
    „Hör mal, ich bin Journalistin. Ich recherchiere.“
    „Ja, und das sehr gut. Du schaust genau nach, ob Nonne wirklich echt ist. Kontrolliere, wie lange sie schon in ,Beauty Oasis‘ arbeitet. Und wenn lange genug, dann du gehst zu ihr. Wenn Polizei nicht bei ihr ist. Ich melde mich, wenn ich bin da. Wird Nachmittag sein.“ Nach einer kurzen Pause fügt Vesna hinzu: „Freue mich, dich zu sehen. Vielleicht wir können am Abend zu irgendeiner Buschenschank oder so. In Wien wir kommen ohnehin kaum zu was.“
    Eine gute Perspektive: Ein Abend mit Vesna in einer netten Buschenschank auf einem der Vulkanhügel.
    Kann dieses dreistöckige alte Wohnhaus neben dem Schönheitscenter ein Kloster sein? Sieht nicht so aus, wirkt eher wie ein sehr altes Schulgebäude. Andererseits ist es, abgesehen von einem kleinen Bauernhof, das einzige Bauwerk, das an Grünwalds Oase grenzt. Kein Kirchturm. Aber wer sagt, dass Nonnen neben einer Kirche leben müssen? An das Gebäude schließt ein hoher Bretterzaun an, an der Grundstücksgrenze gibt es ein Gartentor, das einen Spalt offen steht. Ich spähe hinein: Zwei Autos in Carports, Gras, ein großer Gemüsegarten und, wenn ich recht sehe, hinter dem Haus ein angebauter Glockenturm. Soll ich einfach an der Haustür läuten? Jedenfalls wirkt es nicht so, als wäre jemand von der Polizei hier. Sonst sehe ich allerdings auch niemanden. Soll ich doch durchs Gartentor gehen? Was, wenn die Nonnen dann meinen, ich schnüffle herum? Ich bewege mich langsam auf den Eingang zu, will gerade die drei Aufschriften auf dem Klingelbrett entziffern, als die Tür aufgeht. Schwester Gabriela starrt mich an.
    „Woher haben Sie gewusst, dass ich ...“, stottere ich.
    „Ich wollte hinüber“, erwidert die alte Nonne und deutet zur ,Beauty Oasis‘.
    Vesna hat offenbar recht, ich bilde mir Hokuspokus ein. Und Klosterfrauen schreibe ich anscheinend verdammt schnell übersinnliche Fähigkeiten zu. „Können wir über gestern Nacht reden?“, sage ich bittend. Sind Nonnen nicht auch da, um Menschen in Not beizustehen? Immerhin habe ich eine gegarte Frauenleiche gesehen.
    „Sie sind Reporterin. Beim ,Magazin‘“, lautet ihre Antwort. Ein „Nein“ hätte nicht deutlicher sein können.
    „Ich will keinen Unsinn schreiben“, erkläre

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