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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Kraft erst so richtig los.
    Ich liege bäuchlings auf einer Massagepritsche und Sam bearbeitet mit wissenden Fingern meine Unterschenkel. Ich hatte gar keine Ahnung, wie viele Muskeln ich dort habe. Er streicht und drückt, sanft, so könne die Energie besser in Fluss kommen, erklärt er mit leiser Stimme. Das Erste, was sich entspannt, ist mein Gehirn. Es wird träge. Ich wollte Sam mit den Seidenhänden einiges fragen ... Über die Sauna ... Jetzt drückt er vorsichtig in die Vertiefung unter meinen Schulterblättern. Lass dich nicht einlullen, Mira. Ist dir klar, dass du ihm ausgeliefert bist? Na ja. Draußen sind immer wieder Schritte zu hören. Ich könnte schreien. Und wenn er den tödlichen Griff der amerikanischen Ranger kennt? Gibt es den überhaupt?
    „Was hat Sie in die Steiermark verschlagen?“, murmle ich.
    „Professor Grünwald hat eine Stelle ausgeschrieben.“
    „Davon hört man in den USA?“
    „Oh ja, wenn man sich interessiert, schon. Meine Mutter kommt aus Österreich. Es ist eine sehr gute Stelle hier. Ich spare auf mein eigenes Energetikstudio.“
    „Und es gefällt Ihnen in der ,Oasis‘?“, frage ich weiter, um nicht einzuschlafen.
    „Oh, ich mache meinen Job sehr gerne.“
    Da war ein Zwischenton, da bin ich mir sicher. Ich werde etwas munterer. „Sie haben nichts gegen Schönheitsoperationen und Faltenkorrekturen und all so was?“
    „Meine Aufgabe ist es, den Gästen ein Programm zu bieten, das ihnen Wohlbefinden bringt. Ich habe sieben Trainer in meinem Staff. Und zwei Physiotherapeutinnen.“
    „Passen chirurgische Eingriffe zu dem, was Sie tun? Sie machen es übrigens ausgezeichnet.“ Und das ist nicht gelogen. So viele entspannte Muskeln. Traumhaft.
    „Lassen Sie mich so sagen: In meinem Zentrum wird es so etwas nicht geben. Hier gibt es eben vieles gleichzeitig. - Sie wollen sich auch operieren lassen?“
    „Wo?“, will ich schon empört fragen, lache dann aber leise. „Sie wissen genau, dass ich Journalistin bin und hier bin, um eine Reportage zu schreiben. Ich konnte ja nicht wissen, wo sie hinführen würde.“
    Er lacht auch, es ist ein sympathisches Lachen. „Okay, gewonnen. Ich weiß das. Sie haben auch keine Operation notwendig. Hat eigentlich niemand, nebenbei gesagt. Der Professor will Sie gut stimmen.“
    „Der Professor hat dafür den bestmöglichen Weg gewählt“, gurre ich und genieße Sams Hände auf meinen Oberarmen. „Haben Sie Schwester Cordula eigentlich gekannt?“
    „Nicht gut, aber es sind ja nur sieben geistige Schwestern da, sagt man so?“
    „Geistliche Schwestern“, bessere ich aus und kichere ein wenig.
    „Oh Mann, wenn meine Mom das hören würde. Sie hat immer versucht, mich perfektes Deutsch zu lehren.“
    „Das hat sie auch sehr gut gemacht.“ Jetzt sind seine Hände an meinem Nacken. Was wollte ich ihn noch fragen? Ein Wirbel nach dem anderen wird umtanzt. Oh, gut. Sehr gut. „Schwester Cordula. Wie war sie so?“ Nicht eben eine präzise Frage. Du solltest dich genieren, Frau Chefreporterin.
    „Wie gesagt, ich habe sie nicht gut gekannt. Sie war freundlich. Und sie hat sich sehr gut mit der Hildegard-Medizin ausgekannt, denke ich.“
    „Sie wollte weg, sagen ihre Mitschwestern“, versuche ich dranzubleiben.
    „Sie hat mehr gegen diese Art von Operationen gehabt als ich. Ich hoffe, das hat sie nicht das Leben gekostet“, murmelt er und drückt vorsichtig meine Halswirbel.
    „Wie kommen Sie darauf?“
    „Keine Ahnung. Ich denke bloß, wer hätte jemand wie diese Schwester in die Sauna gesperrt?“
    Scheint mir alles nicht besonders schlüssig. „Sie halten den Professor für verdächtig?“
    Sam lacht, aber jetzt klingt es eine Spur unecht. „Da haben Sie mich völlig falsch verstanden, Missis Valensky. Ich habe keine Ahnung. Und ich danke, ich hoffe, Ihre Energie kann wieder fließen.“ Er bewegt sich einige Schritte weg von mir und ich fühle mich richtiggehend verlassen. Ist die Massage tatsächlich genau jetzt zu Ende oder habe ich etwas Falsches gesagt? Ich wickle das flauschige weiße Handtuch um meinen Körper, stehe auf. Sam wäscht sich die Hände. Wirkt so, als wäre er durch mich schmutzig geworden. Sei nicht kindisch, Mira. Etwas fällt mir noch ein. „Gibt es hier eigentlich auch diesen Hildegard-Saunaaufguss mit Lavendel?“
    „,Hildegard-Aufguss'?“, er sieht mich erstaunt an. „Nein, so etwas haben wir nicht. Aber die Produkte der Hildegard-Schwestern gibt es in der Lobby, ich kenne mich da nicht so

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