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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Krampf wegmassieren. Er trug ausgewaschene Jeans und ein verbleichtes schwarzes T-Shirt, auf dem »Rettet den Mono-Lake« zu lesen war.
    »Der Name ist Heggenburger.« Heggenburger war noch immer vom Anblick im Fenster eingenommen. Er konnte erkennen, was von der beinahe zugeschütteten Verkehrsinsel vor dem Bohrturm noch übrig war; Martas Monumentalskulptur aus Hudderitkristall war eingebrochen und verformt und lag nun unter schwarzen Felsen begraben. Das Wrack des Bohrturms, die Teile, die nicht entfernt werden konnten, lagen unter Lavageröll. Der wachsende Kegel bedrohte sogar das Hauptquartier; nur wenige Meter vor Leidys Fenster rollten rauchende Trümmer den Abhang hinab und dröhnten wie zerbrochenes Geschirr, das auf einen Aschehaufen geworfen wurde. »Sieht aus, als müßten sie hier bald ausziehen«, sagte er.
    »Wir hoffen, daß wir ihn vorher ausblasen können.«
    Ein kleiner Sandberg war hinter dem Aschekegel aufgeschüttet, der von Lastwagen und Eisenbahnwaggons ständig nachgefüllt wurde. Schwere Traktoren, die von Männern in schimmernden, hitzeabweisenden Anzügen gefahren wurden, kämpften sich die steilen Abhänge des Kegels hinauf, um ein freitragendes Förderband zu errichten, das den Sand in den Schlund des Feuers transportierte.
    »Warum geht es nicht aus?« sagte Heggenburger, vom Anblick fasziniert. »Es brennt nun schon seit Tagen.«
    »Es wird ausgehen, mit der Zeit. Aber wir haben intakte Instrumente dort unten, wußten Sie das? Nach unseren Berechnungen wird der Ausstoß mangels Druck aufhören, wenn ein sechshundert Meter hoher Lavaberg über uns aufgeworfen ist. Ich denke, wir sollten nicht so lange warten.« Leidy ließ seine Beine auf den Boden gleiten, drehte sich um und schloß die Rolläden. »Warum sagen Sie mir nicht, warum Sie hier sind, damit ich Sie wieder loswerden kann.«
    »Ja, natürlich.« Der junge Mann richtete seine Aufmerksamkeit auf Leidy. »Sie wissen über das große Erdbeben Bescheid, das in diesem Frühjahr Israel verwüstete. Die Schäden und Todesopfer in Tel Aviv und Jerusalem und vor allem in den umliegenden Dörfern waren immens. Auch in Jordanien. Vielleicht … ich meine, angenommen, Sie wissen Bescheid?«
    »Erstens, ich habe die Zeitungen gelesen. Zweitens zeichnen wir jedes Erdbeben weltweit auf. Wir sehen praktisch, wie sie sich entwickeln.«
    »Wir haben Gründe, anzunehmen, daß es kein natürliches Ereignis war.«
    »Wovon, zum Teufel, reden Sie?«
    »Nun, es hatte einen sehr tiefen Fokus, ein tiefes, äh …«
    »Hyperzentrum«, sagte Leidy. »Was ist mit ihm?«
    »Nun, das ist im allgemeinen keine geographische Gegend für Tiefenbeben.«
    »Oder überhaupt große Beben. In den heutigen Tagen findet man sie eher weiter westlich, in Italien und der Ägäis. Oder weiter im Osten, im Persischen Golf oder am Kaspischen Meer. Aber Sie erinnern sich vielleicht an das Rote Meer, das sich teilte? Die Mauern von Jericho? Sodom und Gomorrah? Oder, wenn Sie nicht bibelfest sind, an Kairo 1992? Es ist eine alte Grabenregion.«
    »Trotzdem, ein Beben in dieser Tiefe …«
    Leidy überhörte die Bemerkung. »Niemand versteht Tiefenbeben. Zehn verschiedene Theoretiker, zehn verschiedene Theorien. Die meisten Tiefenbeben stehen mit Plattenteilen im Zusammenhang, die an ihren Rändern absinken. Einige von ihnen sind alte Gräben. Manche entstehen an Orten, wo es keine Hinweise gibt, daß dort ein Graben oder eine Spalte vorliegt. Nur, weil sie selten vorkommen, sind sie nicht unnatürlich.«
    »Sir …«
    »Schauen Sie, ich habe Ihnen alles erzählt, was ich über das Thema weiß. Sprechen Sie mit Mattasow – er erzählt ihnen alle zehn Theorien. Und verschwinden Sie hier und lassen mich in Ruhe.«
    Heggenburgers Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Dr. Hudder, ich kann hier nicht Details diskutieren. Ich will, daß Sie mich auf ein Treffen mit anderen beteiligten Parteien begleiten. Wir werden es so kurz wie möglich machen.«
    »Wer ist wir? Das State Department?«
    »Das ist richtig.«
    »Die beteiligten Parteien?«
    »Darüber kann ich nicht sprechen.«
    Leidy mahlte mit seinen Kiefern. »Ich muß mit ihnen nicht reden, und ich habe auch nicht die Zeit dafür.«
    »Nicht heute«, sagte Heggenburger. »Aber wenn Sie es für nötig befinden, Dr. Hudder, dann werde ich morgen mit einem Statemarshal wiederkommen. Und einem Haftbefehl.«
    Leidy fluchte ausgiebig, während er sich erhob. »Lassen Sie es uns hinter uns bringen.« Er griff sich seine Cordjacke.

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