Unternehmen CORE
Mann.
»Vielen Dank.«
»Sie hatten einen Unfall. Jemand anders könnte den selben Effekt absichtlich herbeigeführt haben. Die Einzelheiten Ihrer Untersuchungen zu dem Unfall wären uns sehr hilfreich.«
»Vergessen Sie es. Zum einen bin ich Bürger der Vereinigten Staaten, aber CORE ist eine internationale Gesellschaft. Ich habe den starken Verdacht, daß Sie mir nicht die ganze Wahrheit erzählt haben – wer Sie sind.«
Mann ließ die Kassette aus dem Recorder schnappen. Er faßte wieder in seine Mappe. »Kennen Sie diesen Mann?« Er hielt ihm eine mit einem Teleobjektiv gemachte Aufnahme hin; sie zeigte einen Mann mit einem schwerfälligen Gesicht, dessen nach hinten gekämmtes blondes Haar im Sonnenlicht weiß erschien, und der, so schien es, Wüstentarnkleidung trug.
»Keine Ahnung«, sagte Leidy.
»Sein Name ist Vasily Roginsky. Ein Geophysiker. Früher Mitglied der Sowjetakademie der Wissenschaften. Ein in Georgien geborener Russe. Er war Karrierekommunist in der Bürokratie, hatte einen hohen Posten in der Russischen Ölgesellschaft. Als die UdSSR auseinanderfiel, tauchte er unter, hier und da aber erscheint er wieder auf der Bildfläche. Wir glauben, daß er der Direktor der NS-Bohranlage ist.«
»Ich habe ihn nie gesehen, noch von ihm gehört.«
Mann zeigte ein weiteres Teleobjektivfoto, einen trotz der grauen Schläfen jugendlich wirkenden Mann mit schwarzem Haar. »Wie steht es mit diesem? Kennen Sie ihn?«
»Tut mir leid, nein.«
»Edward Samarri.«
Leidy blickte Mann finster an. »Ich kenne den Namen, ja. Das ist Samarri?«
»Er behauptet, der in den USA geborene Sohn von palästinischen Einwanderern zu sein, der den Großteil seiner Jugend in Israel verbrachte. Nichts davon kann bewiesen werden. Wir glauben, daß er das ist, vor zwanzig Jahren.« Mann legte ein weiteres Bild vor, die grobkörnige Vergrößerung eines feurig-blickenden, bärtigen jungen Mannes in einer schweren Segeltuchjacke; über das Foto zog sich der Stempel einer französischen carte de séjour, die seine Züge entstellte. »Ali Amin al-Mansur, Pariser Universität, wo er mit einem libyschen Studentenvisum eingeschrieben war. Er verschwand, als ihn die Pariser Polizei zu einem Bombenanschlag in der Metro befragen wollte. Hier ist er noch einmal.« Ein etwas besseres Foto, die Vergrößerung aus einem Führerschein von Massachusetts. »Abdel al-Husseini, besuchte ein Jahr lang mit einem algerischen Konsularvisum die Harvard Business School und tauchte dann unter. Wenn Samarri sein wirklicher Name ist, dann könnte er ein Iraki sein. Der Name bedeutet ›von Samarra‹.«
Mann hielt ihm ein weiteres Foto hin, ein eleganter Edward Samarri in einem Golf-Sweater und ein stämmiger Vasily Roginsky in einer seltsam bestickten Baumwolljacke; ihre Köpfe waren auf den Rängen eines Sportstadions einander zugebeugt.
»Wo ist das?«
»Im Houston Astrodome.«
»Gute Plätze«, sagte Leidy.
»Er und Samarri wurden in den achtziger Jahren in Houston gesehen – auf Geschäftskonferenzen, Cocktail-Parties, Tennisspielen. Samarri war damals für Noramar mit vertraulichen Forschungen beauftragt, laut einigen Quellen. Noramar streitet dies ab. Offensichtlich gab es ein großes Labor unten am Schiffskanal. Zu der Zeit, als wir es fanden, war es leer. Wir besitzen keine stichhaltigen Beweise, daß Noramar oder Shellabarger jemals von diesen Leuten gehört haben. Okay, hier ist ein anderes Foto.«
Als Leidy seinen Blick darauf warf, fühlte er das Blut aus seinem müden Kopf weichen. Er sagte nichts.
»Sie erkennen diesen Mann?« fragte Mann, etwas zu beiläufig.
Leidy sagte noch immer nichts, betrachtete aber aufmerksam das Foto, das anscheinend in der Lobby eines kleinen Hotels aufgenommen worden war. Indirektes Licht von der Rezeption, hell genug für ein grobes Foto, zeigte eine Person, die sich von der Rezeption ab- und der Kamera zuwandte – einen langen, gesund aussehenden alten Mann in einem leichten Geschäftsanzug, mit harten Augen unter einer hohen Stirn und grauem Haarwuchs; sein strenger Mund war von einem kurz geschnittenen Vollbart umgeben.
Leidy schaute von dem Bild auf. »Wissen Sie was, Mr. Mann? Sie sind ein wirklicher Hurensohn.« Er schlug an den Maschendraht. »Heggenburger! Hey, Sie!«
Heggenburger drehte sich um und schaute durch das Drahtgeflecht nach hinten, wandte sich aber schnell wieder nach vorne; die Augen des Fahrers wanderten nur kurz zum Rückspiegel. Leidy erfaßte die Situation und wandte
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