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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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er war nur noch müde und fühlte sich wund. Er war nicht mutig. Er wußte, daß er sein Bestes gegeben hatte – alles andere war Martas Problem.
    Dann spürte er das Aufsetzen, und er schrie in das Funkgerät: »Ich habe Kontakt.«
    Die Kapsel, in der er stand, mußte sich nun auf der Kapsel seines Vaters befinden, die unsichtbar unter seinen Füßen ruhte. Er hatte von Marta nichts gehört – der Lärm war unerträglich; er konnte nur hoffen, daß sie ihn gehört hatte.
    »Ich fahre die Klammern aus«, schrie er.
    Er drückte im stickigen Inneren seiner Kapsel die Kontakte und ließ die schweren Motoren an; er spürte, wie sich die Klammern langsam über die spitzzulaufende Decke der unteren Kapsel legten und festschraubten, wie sie über ein Material glitten, das sein Vater entworfen hatte und das bei 134000 Atmosphären Druck und tausendsechshundert Grad Celsius noch gleitfähig war. Die Geräusche dort unten, vor allem die höheren Frequenzen, waren so verzerrt, daß er nicht sicher sein konnte, durch das Brüllen der Kühlflüssigkeit hindurch überhaupt etwas zu hören; aber er redete sich ein, daß er hörte und das Kratzen der Klammern am Dach von Cyrus’ Kapsel spürte. Schließlich schlossen sich die Klammern; er war sich sicher.
    »Okay, ich hab ihn. Zieh mich hoch.«
    Nach einigen Sekunden krächzte das Funkgerät und gab eine Art Kreischen von sich. Er beugte sich so weit wie möglich nach unten, preßte seinen Rücken gegen die Wand des Zylinders – die Knie drückten gegen die gegenüberliegende Wand – um sein Ohr näher an den Lautsprecher zu bringen.
    »Ich kann dich nicht hören, hörst du mich? Ich sagte, zieh uns hoch.«
    Nach einer langen Pause gab das Funkgerät ein weiteres Kreischen von sich, aber er konnte nichts verstehen. Er glaubte einen Stoß oder Ruck am Zylinder zu verspüren. Bewegte er sich? Er vermochte es nicht zu sagen. Wenn, dann zu langsam, um es wahrnehmen zu können.
     
    Marta hatte ihn beim ersten Mal gehört. Sie betätigte die Maschinerie. Die Kabel waren straff gespannt, aber nichts bewegte sich.
    Leidy klang genervt, aber nicht in Panik. Marta konnte sich nicht vorstellen, daß er in Panik ausbrach. Aber es fiel nicht schwer, sich ihn vorzustellen, wie er die Fassung verlor. Hätte sie mit ihm reden können, dann hätte sie ihn zu überreden versucht, aufzugeben.
    Cyrus’ Kapsel schien so fest am seismischen Apparat zu hängen wie Leidys Kapsel an Cyrus. Wenn Cyrus tot oder bewußtlos war, dann würden er und die Bombe fest aneinandergehakt sein. Wenn Cyrus oder Leidy – lebend oder tot – hier wieder rauskommen sollten, dann lag das nun an ihr.
    Was immer auch der Grund sein mochte, warum sie festsaßen, es mußte mit der Bombe zu tun haben. In den letzten Stunden hatte sie viel darüber gelernt, wie Cyrus sein Bohrloch konstruiert hatte. Sie glaubte, das Problem erkannt zu haben. Sie war sich ziemlich sicher, daß die Bombe an der eigenen Kühlleitung festsaß.
    Cyrus’ Kühlsysteme waren so konstruiert, daß sie flach an der Bohrlochverkleidung anlagen; damit war genügend Platz für Werkzeuge, sich im Loch auf- und abzubewegen. Hudderit war unter normalen Bedingungen nicht besondern flexibel – weniger flexibel als Stahl bei normalen Temperaturen und Druck –, aber es war sehr viel flexibler bei den Temperaturen und dem Druck, der unten im Bohrloch herrschte. Sie nahm an, daß die Kühlleitung der Bombe geknickt war.
    Vielleicht nur einige Dutzend Mikrometer. Genug, um die Bombe im Loch festsitzen zu lassen. Genug, um Cyrus dort unten festsitzen zu lassen, wenn er nicht die Bombe abkoppeln konnte. Genug, um Leidy festsitzen zu lassen, wenn er sich nicht von Cyrus abkoppeln konnte – oder wollte.
    Sie starrte blind auf die Monitore und versuchte sich freizumachen, frei von allem Wissen, frei für die Inspiration. Dann hatte sie das bekannte Gefühl, als stehe Cyrus neben ihr, blicke ihr über die Schulter und flüstere ihr ins Ohr, was sie zu tun habe …
    Marta blickte auf, sie sah den jungen Soldaten, der ins Funkgerät sprach. Sie setzte sich an die angrenzende Konsole und drückte einige Tasten. Sie hörte das anschwellende Donnern mächtiger Pumpen, die in Betrieb genommen wurden – und als sie auf den Monitor blickte, sah sie die Zahlenkaskaden, die sie erhofft hatte und die sich verändernden Farbtönungen im falschen Bild des tiefen Lochs.
    Sie pumpte den Schlamm heraus. Sie wollte den Druck im Loch benutzen, um die Bombe nach oben zu drücken

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