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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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– und Cyrus und Leidy mit ihr. Sie hatte genügend Spannung auf den Kabeln und Leitungen, so hoffte sie jedenfalls, um ihre Kühlsysteme, wenn sie anfingen sich zu bewegen, intakt zu lassen. Für die Bombe konnte sie das nicht sagen.
    Vielleicht hielt es das Kühlsystem der Bombe aus, vielleicht auch nicht. Vielleicht hielt die Isolierung solange, bis die Bombe an der Oberfläche war. Vielleicht konnte die Bombe – wenn es denn eine war – einen Großteil der Hitze absorbieren, bevor sie losging. Vielleicht auch nicht. Und wenn, vielleicht war die Explosion nur eine leichte, wie bei Schießpulver, so daß die Verkleidung intakt bliebe, selbst wenn die Kapsel beschädigt würde. Aber vielleicht explodierte sie auch wie Nitroglyzerin und vernichtete alles und löste ein Erdbeben aus.
    Vielleicht würden Cyrus und Leidy sterben. Vielleicht auch Marta und der Sayeret, die unglücklicherweise genau auf dem Bohrloch saßen. Sie wußte es nicht. Sie drückte weitere Tasten.
    Die Monitore zeigten an, daß sich die Dinger nach oben in Bewegung setzten.
     
    Leidy spürte einen Stoß und wunderte sich über das, was passierte. Das waren nicht die Winden, die an den Kabeln zogen, aber es war auch keine Explosion unten im Loch, sonst wäre er zu Boden gedrückt worden.
    Eine halbe Minute verging. Die Beschleunigung ließ nicht nach. Seine Knie schmerzten höllisch. Er würde eine Woche lang nicht aufrecht gehen können, wenn das alles vorbei war. Seine Kapsel rauschte zur Oberfläche, mit jeder Sekunde schneller. Wahrscheinlich reiste sein Vater mit ihm. Er konnte die Kühlleitungen durch den diffusen Schleier seiner eigenen Kapsel sehen; sie waren hell und straff.
    Ihm wurde bewußt, daß er sich auf die leuchtenden Linien konzentrierte. Wenn sie hell blieben – die Leitungen, die die Kapsel seines Vaters kühlten und die Bombe vor der Explosion bewahrten –, dann könnten sie es vielleicht alle lebend überstehen.
     
    Marta sagte dem jungen Soldaten, was sie tat. Er gab es über Funk weiter. Zehn Minuten später krächzte das Gerät erneut, er sprach sehr schnell. Dann schrie er; einer der anderen Männer rannte davon. Der Leutnant erschien. Sie sprachen schnell auf Hebräisch, und der Leutnant stieß ein Fuck aus.
    Marta beäugte sie, nervös rauchte sie eine weitere Zigarette. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Druck und die Ventile.
    Etwas schlug in etwa einer halben Meile Entfernung in der Wüste ein; sie spürte die Detonation gleichzeitig mit dem Knall. »Was war das?«
    »Eine Rakete«, sagte der Leutnant. »Die Irakis …« Eine weitere Explosion unterbrach die Erklärung. »Der Kommandant meint, es seien alte Scuds. Sie mußten viele von ihnen versteckt haben. Wir hätten reingehen sollen und …«
    »In Ordnung.« Sie schnitt ihm das Wort ab. Solange niemand auf die Scuds schoß, würde ihnen nichts geschehen. »Was machen Sie mit den Panzern?«
    »Wir haben Männer dort draußen. Sie können sie aufhalten. Falls es schlimmer werden sollte, bringen sie die Hubschrauber.«
    Marta zog an ihrer Zigarette. Angenommen, die Scuds fielen weiterhin in die Wüste, dann hatte sie vielleicht noch eine Stunde, um Cyrus und Leidy rauszuholen. Sie konnte sie schneller hochbringen, indem sie den Druck im Loch erhöhte; sie mußte dann nur noch die Abbremsphase mitberechnen, wenn sie sie lebend empfangen wollte. Sie erstellte die Berechnungen und hämmerte auf die Tastatur ein.
    Der Junge schob ihr eine geöffnete Dose hin. Sie wußte nicht, wie sie das Essen nannten; es war in Ordnung, nahm sie an, aber es sah wie Katzenfutter aus.
     
    Leidy spürte einen weiteren Ruck, und dieses Mal bekam er Angst. Was als verdammt hohe Beschleunigung begonnen hatte, fühlte sich nun wie ein Ausbruch des Bohrschlamms an. Hatte Cyrus die Bombe verloren? War sie unter ihnen losgegangen? Was sonst konnte diesen unheimlichen Stoß verursachen, der sie wie eine Rakete zur Oberfläche katapultierte?
    Sie flogen durch eine enge Passage, die mit blutrotem Licht gefüllt war, hin zu einem ungewissen Zusammentreffen mit der Sonne.
     
    Marta drückte ihre letzte Zigarette in der unberührten Konservendose mit Katzen- oder Soldatenfutter aus und versuchte die Zahlen auf den Monitoren zu interpretieren. Das sollte ein kontrollierter Ausbruch sein. Cyrus hatte die Bohrlochverkleidung so konzipiert, daß er den Schlammdruck auf verschiedenen Tiefenstufen unabhängig voneinander kontrollieren konnte – das wurde auch vorher schon bei

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