Unternehmen CORE
Fortschritte«, fragte Dink.
»Wir haben nicht über ihre Arbeit gesprochen, sondern über ihre Kunst.«
»O Junge, Junge. Als Betriebsspion bist du eine totale Niete.«
»Ich habe über die Diamantmine nachgedacht, die ich den Marokkanern verkauft habe. Eine solche werde ich wohl nie wieder finden. Und ich habe darüber nachgedacht, was du mir gesagt hast, daß Aluminium einmal ein wertvolles Metall war.«
»Halt mich auf dem laufenden«, sagte Dink. »Joan läßt dir liebe Grüße ausrichten. Und vielen Dank für deine Hilfe bei dem Haus. Es war schön, dich um mich zu haben.« Es sollte herzlich klingen, klang allerdings nur nach Einsamkeit.
Leidy legte auf und dachte nach. Er rief Marta an. Die Leitung war besetzt. Er rief noch einmal an und noch einmal. Als sie schließlich nach zwanzig Minuten den Hörer abnahm, sagte er: »Gut, ich habe den Flug abgesagt. Genauer, er ist ohne mich gestartet.«
»Wirklich?«
»Wir sollten über einige Dinge reden, zu denen wir noch nicht gekommen sind. Kann ich Sie morgen sehen? Irgendwo, wo wir nicht gestört werden.«
»Ohne die Kinder, meinen Sie? Kommen Sie morgen nachmittag ins Labor. Ich werde am Tor Ihren Namen hinterlassen. Sie können mich zum Essen einladen.«
»Sie sollten doch nicht mit mir reden.«
»Zum Teufel damit.«
Das Mittagessen nahmen sie in der Pizzeria eines Einkaufszentrums ein. Während sie auf das Essen warteten, tranken sie Bier und schauten sich über den Tisch hinweg an. Auf der Fahrt hierher hatte er erfahren, daß sie nicht wußte, wie sein Vater das Hudderit fand; sie wußte nur, daß er in den Gibbs Laboratorien daran arbeitete. »Ich werde es Ihnen erzählen«, sagte er.
»Eine weitere Kostprobe Ihrer historischen Studien?« Ihr Lächeln war eine Herausforderung.
»Diesmal können Sie die Geschichte nachprüfen.«
»Wie?«
»Fragen Sie meine Mutter.«
April 1942, Chicago. Die Straßen draußen waren wie ausgestorben, die Temperatur lag unter dem Gefrierpunkt. Drinnen war das italienische Restaurant voller Menschen und aromatischer Dünste, es roch nach Knoblauch.
»Es wird mittels sogenannter ultramikrochemischer Methoden durchgeführt. Man benutzt dazu eine Waagschale aus einer einzigen Quarz-Fiber. Die Schalen bestehen aus Platinblättchen, die so klein sind, daß man sie praktisch nicht sieht. Legt man das Zeug auf die Schale, krümmt sich die Faser – die Abweichung wird dann mit Hilfe eines Lichtstrahls gemessen.« Der Typ gegenüber Cyrus unterstrich seine Sätze mit einem gelegentlichen Schlenker seiner Gabel, an der Würstchen aufgespießt waren. Er hielt die Gabel in seiner Linken, mit der Rückseite nach vorne. Er behauptete, so täte man es in Europa. »Alle Vorbereitungen muß man unter einem Mikroskop durchführen.«
Cyrus war noch nie zuvor hier gewesen, aber er mochte das Lokal. Eine Bedienung ging am Tisch vorüber und ließ aus ihren großen dunklen Augen einen heißen Blick zu ihm gleiten, und über dem Teller mit Pasta, den sie trug, hob sie ein wenig ihre Brüste. Er schaufelte eine weitere Gabel der fettigen Spaghetti in sich hinein.
»Jedenfalls habe ich dir alles, was ich kann, erzählt«, sagte der andere. »Vielleicht sogar mehr, als ich sollte. Wovon handelt deine Arbeit?«
»Das habe ich noch nicht entschieden. Irgendwas über Kristallografie.«
»Das liegt dir im Blut.« Der Typ, der Arnie hieß, nickte. »Ich habe ein Auge auf dich geworfen. Und nicht nur ich.«
»Wer noch?«
»Kennst du Fermi und Urey? Hast du schon mal von Seaborg gehört? Aus Berkeley?«
Cyrus nickte lebhaft mit weit aufgerissenen Augen, während er mit vollem Mund weiterkaute. Er hatte von allen gehört, wußte allerdings wenig über das neue metallurgische Laboratorium, das Met Lab, außer daß sie in den Squash Courts unter der Tribüne des Stagg Fields irgendwelche Experimente planten; alles verlief ziemlich heimlich. Es war zwei Spielzeiten her, daß Chicago sein Football-Team aufgelöst hatte.
»Es geht alles recht schnell. Sie brauchen Hilfe. Seaborg ist für einige Konferenzen in der Stadt. Willst du mit ihm reden?«
Nichts wollte Cyrus lieber.
»Ich bring dich morgen rein, damit du ihn sehen kannst. Ich weiß noch nicht, wann oder wo. Bleib zu Hause, bis ich dich abhole.«
Der nächste Tag war noch kälter, eine hohe hellgraue Wolkenschicht reflektierte das Licht des nördlich gelegenen Sees. Cyrus saß auf dem Wohnzimmerboden des Gamma-Alpha-Gebäudes, gegen einen klopfenden Heizkörper gekuschelt,
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