Unternehmen CORE
wir brauchen, ist ein Maulwurf, etwas, das ganz alleine gräbt«, sagte sie. »Energie und Richtungsanweisungen liefern wir von der Oberfläche aus.«
»Ich denke, da haben Sie recht.«
»Und dieser Maulwurf stößt einen beinahe vollkommenen Hudderit-Kristall hinter sich aus, während er sich vorwärtsbewegt.«
»Etwas in der Art.«
»Nun, das sollte nicht schwer sein«, sagte sie voller Freude. »Auf diese Art graben wir das Loch bis zum Kern. Und was dann?«
»Wir injizieren Instrumente in den flüssigen Eisenkern.«
»Wie kommunizieren diese Instrumente mit uns?«
»Auf die gleiche Weise, wie wir mit dem Bohrer kommunizieren, mit Glasfiberkabeln, die ständig von der Oberfläche nachgeschoben werden.«
»Wissen Sie, ich kann es richtiggehend vor mir sehen«, sagte sie. »Das ist das erste Mal, daß ich mir es bildlich vorstellen kann.«
»Die Technologie existiert bereits«, sagte er. »Wenn man sich die technischen Mittel vergegenwärtigt, dann kann man sich auch alles andere vorstellen.«
Sie verzog den Mund. Charmeur. »Welche Art von Instrumenten, die wir auf der Oberfläche konstruieren, können viertausendfünfhundert Grad Celsius standhalten?«
»Eine gute Frage«, sagte er. »Galliumarsenide?« fragte er hoffnungsvoll.
Sie war skeptisch.
»Wir müssen dann die Instrumente kühlen«, sagte er. »Die Energie beziehen wir von den Geothermen – und ebenso erhalten wir durch Geothermik die Kühlenergie.«
»Geothermik?«
»Wovon wir soeben gesprochen haben – die Erhöhung der Temperatur mit zunehmender Tiefe. Wenn wir erst eine gewisse Tiefe erreicht haben, steht uns das mächtigste Kraftwerk der Erde zur Verfügung. Temperaturen, die sehr viel höher liegen als in jedem Atomreaktor. Schickt man Wasser hinunter, kommt es als überhitzter Dampf herauf. Jedes Medium, das man nehmen will, kommt als Nebel herauf. Geothermik. Auf diese Art kühlen wir die Instrumente.«
»Sie meinen wirklich, diese Dinger schweben in flüssigem Eisen und haben in einigen Kilometern Entfernung unter sich einen Hitzetauscher …«
»Und über ihnen einen Heizkörper«, warf er ein.
»… im Grunde sind sie also angeleinte Ballone«, sagte sie. »Das Problem ist nur: Wie versenkt man einen Ping-Pong-Ball in einem Schmelztiegel mit flüssigem Stahl?«
»Wir brauchen einen Thermodynamiker, der sich damit beschäftigt«, sagte er.
»Nun, in diesem Fall sollte es wirklich einfach sein«, sagte sie und warf ihm einen seltsam unschuldigen Blick zu.
»Wir können unsere Modelle in einem Stahlwerk testen oder in einem Hochofen.«
»Ich würde lieber nach Hawaii gehen«, sagte sie zwinkernd. »Und sie in einem aktiven Vulkan eintauchen.«
»Wie wäre es statt dessen mit Island?«
»Nur im Notfall.«
Sie arbeiteten den ganzen Nachmittag durch. Sie konnte ihn nie länger als eine halbe Minute am Stück ernst nehmen, doch das tat nichts zur Sache. Gute Wissenschaft beruht nicht auf unablässiger Ernsthaftigkeit; wenn, dann könnten Wissenschaftler ebenso Krankenversicherungen verkaufen. Hin und wieder ertappte sie sich dabei, daß sie an seinen verrückten Plan glaubte.
Ich kann es machen, dachte sie, ich kann es. Dann kam sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Auf die Oberfläche der Erde.
»Wo beginnen wir das Loch? Wo stapeln wir das Gestein, das dabei nach oben kommt?«
»Wie lang ist Ihre Maschine?«
»Was hat das damit zu tun?«
»Als Anhaltspunkt. Wie lang also, ein Meter?«
»Weniger.«
»Sagen wir einen Meter. Wir lassen sie in das Loch hinunter, dazu benötigen wir ein Loch mit einem Durchmesser von einem Meter und einer Länge von dreitausend Kilometern. Das dazugehörige Volumen ist das eines Zylinders, Pi mal Durchmesser im Quadrat mal Höhe, Pi mal eins mal dreitausend, ergibt etwa dreieinhalb Millionen Kubikmeter. Das ist der Inhalt eines Kubus mit mehr als zwei Kilometer Seitenlänge, ein ziemlicher Berg.«
»Aber, wie Sie doch vorhin sagten, füllen wir einen Teil davon wieder in das Loch. Das, was Sie als Bohrschlamm bezeichneten.«
»Ja, richtig«, sagte er. »Daran habe ich nicht gedacht. Vielleicht können wir es abbauen, vermischen, einschmelzen und wieder zurückgießen. Das ergäbe weniger Abfall als eine Bergwerkshalde.«
»Trotzdem noch eine ganze Menge.«
»Dann müssen wir es dort tun, wo die Leute an Halden gewöhnt sind.«
»Wir könnten es im Meer machen.«
»Großer Gott, nein.« Seine Entrüstung war beinahe komisch.
»Ist es Furcht oder Respekt?«
»Das Meer ergibt
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