Unternehmen CORE
unten. Hinter dem Schreibtisch war ihre Hand nicht sichtbar. »Oh, Mann. Ich lehne mich einfach gegen die Tür. Für den Fall, daß jemand versuchen sollte, hereinzukommen.«
Er wurde rot. »Ich glaube nicht …«
»Männer. Ihr seid so leicht in Panik zu versetzen.« Sie lächelte, ihre kleinen, scharfen weißen Zähne blitzten. »Kein Grund zur Sorge.« Sie blieb sitzen. »Ich warte. Ich fürchte, es bleibt mir nichts anderes übrig.«
»Vielleicht auch nicht.«
Drei Wochen hatten Marta und er für sich. Sie machte ihn schwindlig. Sie veranlaßte ihn, nachzudenken. Vielleicht war dies auch umgekehrt so, aber er war sich dessen nicht sicher.
Eines Abends betrachtete er fasziniert, wie sie in ihrem Garagenatelier mit dem Schweißgerät hantierte. Sie sagte, es störe sie nicht, wenn er zusehe; was sie machte, war die Drecksarbeit, die zwar Geschicklichkeit erforderte, nicht aber kontemplatives Nachsinnen über platonische Ideale. Sie drängte ihm eine Schutzbrille auf, damit er nahe bei ihr sein konnte. Ihr blauweißer Bogen produzierte meteorgleiche Funken, während er langsam die glühendheiße Naht zwischen zwei Stahlplatten entlangfuhr; dämonische Schatten und zitternde Lichtbündel tanzten über die Garagenwände, die Decke und den Boden. Die Funken schlugen und verbrannten auf dem Beton. In der Garage roch es wie in der Unterwelt.
»Welche Form ist das«, fragte Leidy.
»Ich habe sie von Cyrus. Seine Notizbücher enthalten Abschweifungen, Träumereien, nichts über Hudderit. Über die Gitterstruktur von Eis, von Diamanten, Berylliumflourid, das Siliziumoxid durchdringt.«
»Gitterstruktur von SiO? Das wäre ein gewöhnliches Silikat, ein Kristobalit.«
»Das ist richtig.«
»Und BeF? Fluor ist das reaktivste aller Elemente.«
»Ich glaube, du setzt ihn herab. Tu das nicht. Er spielte herum, mit Variationen, neuen Strukturen. Die Eigenschaften neuer Verbindungen und Strukturen können in allen, in den meisten Fällen nicht aus den vorhandenen abgeleitet werden«, sagte sie. »Theorie führt hier nicht weiter.«
»Ich hoffe, du verschwendest nicht deine Zeit.« Das letzte, was er wollte, war, daß sie sich für neue Verbindungen zu interessieren begann.
»Im Gegenteil.«
»Was ist mit dem eigentlichen Zeug? Hast du was herausgefunden?«
»Es gibt interessante Notizen. Ich werde eine Reihe von Experimenten durchführen. Wenn du willst, kannst du zuschauen, obwohl es nicht viel zu sehen gibt.«
Sie lagen nackt auf den Laken ihres Bettes vor dem geöffnetem Fenster. Die Ulmen und Platanen waren mit dichtem Laub bedeckt, die Luft war ruhig und schwül. Die gelbe Straßenlampe warf sich langsam bewegende Schattenflecken an die Decke.
»Ich denke weiter, vorausgesetzt, es gelingt mir.«
»Du klingst zuversichtlicher«, sagte er, um die Leere zu füllen.
Sie nahm seine linke Hand und preßte sie an ihre Brüste. »Sei mir nicht böse für das, was ich dir sagen möchte. Ich habe das Gefühl, Cyrus spricht zu mir; er sagt mir, wie es zu machen ist.«
Er lachte, ohne daß ihm dazu zumute war.
»Du glaubst nicht, daß er tot ist«, sagte sie.
»Er ist fort.«
»Väter sind immer fort. Was ist daran so besonderes? Vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Was wir brauchen, sind Lehrer, keine Väter.«
»Redest du vor dir selbst?«
»Mein Vater verließ uns, als ich noch jung war, aber ich hasse ihn deswegen nicht. Er war im Auswärtigen Dienst. Er mußte zwischen Familie und Pflicht abwägen.«
»Manche machen sich nicht die Mühe«, sagte Leidy. Er dachte vielleicht an Cyrus oder an ihren Ex-Ehemann oder an sich selbst. »Wenn wir Glück haben, springen die Mütter ein.«
Sie biß an. »Cyrus war ein Visionär – rebellisch und unabhängig. Er besaß Integrität. Die Leute mochten ihn nicht. Schlecht für sie. Mein Vater hatte seine Pflicht. Mein Ex, der Hurenbock, hatte nur andere Frauen. Was immer Cyrus auch gewesen sein mochte, er war kein Lügner. Er war kein Betrüger.«
Leidy sagte nichts.
»Jedenfalls bin ich nicht abergläubisch«, sagte Marta. »Ich meine damit nicht, daß Cyrus ein Geist sei, der zu mir spricht.«
»Das habe ich nicht behauptet.«
»Die Notizen, die du mir gegeben hast, sind so interessant wie seine übrige Arbeit, die Aufzeichnungen, auf die ich bei Gibbs gestoßen bin. Ich sehe, wie sein Geist arbeitet. Er kommt auf verrückte Ideen, und einige von ihnen funktionieren. Er besaß Humor.«
»Leute, die ihn kennen, wären darüber verblüfft.«
Sie war
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