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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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dummes langes Wort, wer kümmert sich schon darum, sie leben nicht mehr«, fuhr Leidy fort, »aber die … die Geschichte, denke ich.«
    »Ja?«
    »Ich wollte, daß du dafür bezahlst. Wer immer du auch sein mochtest.«
    Mendez nickte langsam. »Okay. Nicht schön, aber wahr. Wir sind quitt.« Er stand auf, langsam, aber mit einer Grazie, die von langer Erfahrung zeugte.
    Leidy zog sich am Türgriff des Buick hoch. In den Beinen und im Rücken spürte er die Schmerzen. »Das ist alles?«
    »Wenn du willst«, sagte Mendez. Er war einige Schritte den Weg weitergegangen. Sein natürlicher Bewegungsablauf war durch ein Hinken beeinträchtigt.
    »Bist du okay?« Leidy war selbst über die Frage überrascht.
    »Normalerweise laufe ich in Mokassins nicht durch die Berge. Sie sind zum Fahren.«
    Leidy öffnete die schwere Fahrzeugtür und stand da. Er schaute Mendez hinterher. »Was machst du da oben«, fragte er heiser.
    Mendez wandte sich um. »Das, was du dir denkst. Diese Mine wurde 1882 geöffnet. Silber. Irgend jemand versuchte sich dann in den dreißiger Jahren und ließ es dann bleiben, ich weiß nicht warum. Ich habe ein paar Proben genommen – in der Hütte habe ich ein Labor –, und sie scheint ziemlich reich zu sein. Also werde ich sie auswaschen. Habe gestern und heute in meinem Truck das nötige Werkzeug gebracht.«
    »Du bist ein Schürfer?«
    »Nur zeitweise. Ich bin Geologe«, sagte Mendez. »Aber ich könnte einen Ichthyosaurierknochen nicht von einem Kuhknochen unterscheiden. Nicht mein Gebiet. Woher weißt du so viel?«
    »Ich weiß gar nichts.« Leidy zögerte.
    »Oh?«
    »Mein Großvater tat das gleiche wie du.«
    »Goldwaschen, meinst du?«
    »Ja.«
    »Hat er damit Geld gemacht?«
    »Ja, das hat er.«
    »Das ist ermutigend.«
    »Er hat alles wieder verloren.« Leidy zuckte die Schultern. »Ich kannte ihn nicht.«
    Mendez’ Blick war, während er zuhörte, unerschütterlich auf Leidy gerichtet. Leidy wurde nervös und wollte sich abwenden. Mendez sagte: »Willst du was essen? Ich wollte gerade Mittagessen machen. Reis und Bohnen, so viel du willst. Du kannst mir dann nachher helfen.«
    »Dir dabei helfen, die Grube anzulegen?« Es war eine Einladung, die Leidy am wenigsten erwartet und die er sich, zu seiner Überraschung, am meisten gewünscht hatte.
    »Ja. Du kannst aufpassen, daß ich nicht versehentlich Ichthyosaurier mit auswasche.«
     
    Einen Monat später, nachdem sie sich ein wenig besser kannten, sprach Mendez eine zweite Einladung aus, eine, die Leidy seinen Eltern vortragen mußte. Trotz seines Enthusiasmus – es war lange her, daß ihn seine Eltern so begeistert gesehen hatten – wollten sie keine sofortige Antwort geben. Sie hatten lange Diskussionen miteinander und vertrösteten Leidy.
    Und dann luden sie Mendez zum Dinner ein.
     
    »Professor Mendez, welch eine Freude …« Gretas Blick verlor sich für einen Moment, während sie damit beschäftigt war, das kantige braune Gesicht des Mannes und sein Haar, das glänzend grau war, zu betrachten.
    »Mrs. Hudder.« Seine Stimme war voll, sein Handschlag fest. »Nennen Sie mich Mendez – jeder macht das so.«
    »Ja. Sicher. Ich bin Greta.«
    »Dr. Hudder, es freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Cyrus – natürlich«, polterte Cyrus.
    Cyrus und Greta bestanden auf ungezwungene Umgangsformen. Greta – vierzig Jahre alt, eine gestylte Frau, mit langen, blaßgoldenen Haaren, die nach hinten gebunden waren, und den feinen, schönen Gesichtszügen – trug Wellington-Boots, Kordsamthosen und einen seidenen Cashmere-Sweater; sie glich eher einer Pferdezüchterin von der Ostküste als einer Hausfrau im Westen. Der hagere Cyrus in ausgebleichten Khakis und einem kurzärmeligen weißen Hemd, dessen Kragen ihm zu weit war, sah aus wie der müde Geschäftsmann, der er war.
    Sie hatten nun Zeit genug gehabt, sich an Mendez’ Lederjacke zu gewöhnen, seinen perlenbesetzten Gürtel und die Cowboy-Stiefel, die mit Türkisen besetzten Ringe an seinen Fingern und das Bola-Tuch mit der türkis- und silberfarbenen Spange, das um den Kragen seines Baumwollhemdes hing. Ihr Lächeln erstarrte in Erwartung eines langen Abends. Als er in das Wohnzimmer geführt würde, strich Mendez’ Blick zu Leidy, der im Küchenflur stand. Leidy rollte mit den Augen, sein Gesicht war heiß.
    »Oh, bevor ich es vergesse …« Mendez holte aus der Papiertasche, die er trug, eine Flasche Weißwein. »Die Kollegen aus der Önologie meinten, der Wein sei in Ordnung. Ich

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