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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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vorbeischwirren, eine Minute lang, an zwei aufeinanderfolgenden Nächten, manche so hell wie Raketen …
    Am Tage hämmerten sie Steine vom Straßenrand los, kletterten auf eisenfarbene Mesas und sammelten versteinerte Nüsse und Samen, die der blaue Lehm der Canyons ausgewaschen hatte. Leidy war überrascht, Mendez bei der Ausübung seines Regierungsjobs ebenso leidenschaftlich ans Werk gehen zu sehen wie bei der Reaktivierung alter Minen. Fast so leidenschaftlich wie bei der Suche nach Forellenbächen. Dazwischen versuchte er, Leidys Kopf mit Fakten vollzustopfen. Die meiste Zeit gab Leidy vor, nicht hinzuhören.
    »Nenne mir noch einmal die Klassen.« Sie arbeiteten sich einen dunklen Abhang hoch, der mit zerbrochenen Lavafelsen, gekrümmtem Salbei und leuchtenden, gelbblühenden Goldastern überzogen war. Blasse vertikale Rinnen von ausgetrockneten Wasserfällen zogen sich streifenweise durch die Felsen.
    »Welche?«
    »Die Mineralklassen.«
    »O Jesus …«
    »Beginn mit den Elementen.«
    »Metalle«, sagte Leidy und gab dem neutralen Wort einen sarkastischen Unterton. »Semi metalle, Nicht metalle.«
    »Gut. Ein Beispiel eines Semimetalls?«
    »Äh … Antimon.«
    »Welches oft verwechselt wird mit …?«
    »Arsen.«
    »Richtig. Ein Nichtmetall?«
    »Diamant.«
    »Was ist ein Diamant?«
    »Kohlenstoff, meine ich.«
    »Richtig. Die nächste Klasse? Du mußt sie nicht in der richtigen Reihenfolge aufzählen, aber versuche es – es ist leichter so, auf lange Sicht.«
    »Ich habe es vergessen.«
    »Zum Beispiel Sulfide.«
    Leidy blies Luft aus seinen Backen. »Ich habe es vergessen, sagte ich.«
    »Also, dann hör noch einmal zu. Sulfide. Oxide. Nitrate … Was kommt als nächstes?«
    »Ich habe es vergessen.«
    »Du hast es vorhin bereits gesagt.«
    »Ah, Kohlenstoff. Carbonate.«
    »Richtig. Und die anderen -ate. Borate. Sulfate. Chromate. Molybdate, Phosphate, Arsenate, Vanadate und so fort. Und last …«
    »Ja.«
    »But not least …«
    »Ja, ja.«
    Mendez’ braunes Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck des Unmuts. »Was ist das?« Er bückte sich, faßte ein Stück eines rötlichbraunen Steins und hielt ihn Leidy vors Gesicht. Trotz der aggressiven Geste schien er die Grenzen des Jungen zu kennen.
    »Sieht aus wie versteinertes Holz.«
    »Vielleicht.«
    »Nein, es ist Hornstein.«
    »Hornstein«, sagte Mendez befriedigt, »ist eine Form von …?«
    »Du willst Silikat hören. Quarz. Der am häufigsten auf der Erde vorkommende Stein. Bist du nun glücklich?«
    »Das am häufigsten auf der Erde vorkommende Mineral. Mit ihm und Eisen und einer Handvoll anderem Zeug baut man einen Planeten. Und andere Leute davon überzeugen zu wollen, daß du dumm bist, kannst du dir sparen, Junge.« Der säuerliche Gesichtsausdruck des Indianers konnte nur von jemanden, der ihn wie Leidy in den vergangenen Wochen kennengelernt hatte, als ein glücklicher gelesen werden. »Du glaubst, sie mögen dich dafür. Das tun sie aber nicht.«
    »Woher hast du ihn?« wollte Leidy wissen.
    »Warum fragst du?« gab Mendez zurück.
    »Das weißt du.«
    »Was weiß ich? Was weißt du?«
    »Er stammt nicht von hier«, sagte Leidy. »Du hattest ihn bereits in der Hand.«
    »Was macht es?«
    »Warum?«
    »Um dich … zum eigenen Denken anzuregen. Jedenfalls hast du recht«, sagte Mendez und wartete nicht auf eine Erklärung. »Er stammt nicht von hier.« Er warf den Stein fort, hinab in die braune Basaltböschung. »Woher wußtest du das?«
    Leidy wußte es, da … nun, wenn er die richtigen Worte gefunden hätte … das Stück Hornstein kam ihm vor, als sei es unter Wasser gebildet worden, wo die meisten auch gebildet werden. Nicht hier.
    Hier, auf den Steens-Mountain, war der Basalt in dünnen Schichten über das trockene Land geflossen, eine Schicht über der anderen, wie übereinander gelegte Pfannkuchen. Der ganze Berg war eine Aufschichtung steinerner Pfannkuchen, die mit Eisenoxid verziert war. Der Grund, warum Mendez hierher kam.
    Da er ein praktisch veranlagter Mensch war, ließ Mendez Leidy die schweren Sachen schleppen, den großen alten Benzinmotor einer Kettensäge, einen Benzinkanister und, schlimmer noch, einen Pumpkanister und fünf Gallonen mit Wasser. Alles, was Mendez trug, waren ein Notizbuch, eine leere Leinwandtasche und einige Stahlzylinder mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern, deren oberer Rand eine Diamantauflage besaß.
    Mendez wandte sich zur Seite und drückte seinen Daumen gegen die Lavaschicht an der Wand

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