Unternehmen CORE
versucht, Vasily davor zu warnen – wirklich, man konnte doch keine Theorien auf bunte Anekdoten aufbauen –, aber es blieb zwecklos. Vasily hatte seinen Sponsoren im Mittleren Osten einen großen Plan verkauft, der auf Golds Ideen beruhte; er war entschlossen, ein tiefes Loch zu graben, entschlossen, die Gasvorkommen anzubohren, die laut Golds Zusicherungen dort unten liegen mußten.
Und anscheinend machte das Projekt Fortschritte – was bemerkenswert war, bedachte man den bevorstehenden Zusammenbruch der Sowjetunion. Was vielleicht mit Vasilys Entscheidung zu tun hatte, sich wieder mit Gregor in Verbindung zu setzen; Gregor allerdings glaubte, daß die Dinge einfacher lagen, daß sie mit CORE zu tun hatten. Vasily hatte seinen alten Freund ein paar Tage, nachdem Science den ersten Forschungsbericht über CORE gebracht hatte, angerufen – eine Geschichte, die vielleicht im Tonfall ein wenig höhnisch war, in der allerdings Gregor ausführlich zitiert wurde …
Der schaukelnde Eisenwurm raste voran und brachte Gregor schließlich an sein Ziel. Er sprang aus dem Ding und floh die Stufen empor, hinaus in das winterliche Licht, das dünn zwischen den hohen Gebäuden einfiel.
»Vasily, mein Freund!« Gregor begrüßte ihn mit offenem Mantel und ausgebreiteten Armen. Sie umarmten sich herzlich.
Vasily, groß und elegant wie immer, mit sandfarbenem Haar, massivem Körper, gab Gregor einen zusätzlichen Schlag auf die Schulter und zog ihn dann fort, durch die vornehmen Straßen, vorbei an den alten Steingebäuden mit ihren gußeisernen Fassaden. »Wir essen gleich hier in der Nähe. Ein Lokal, von dem ich weiß, daß es dir gefallen wird.«
Die Wände des Restaurants waren mit modisch-monochromen Wandgemälden bedeckt, Werbegraphiker-Versionen der WPA-Bilder aus den dreißiger Jahren: heroische muskulöse Arbeiter, unerschrockene Frauen, die Schraubenschlüssel in den Händen hielten und bei ihren Männern standen. Gregor lachte, als er die Gemälde erblickte; Vasily hatte seinen Humor nicht verloren.
Vasily orderte für beide Wodka und wandte sich dem Geschäft zu. »Etwas Neues von CORE?«
»Nun, laß mich erzählen.« Gregor strahlte. »Dr. Hudder und Dr. McDougal sind ein dynamisches Team. Persönliche Gespräche, Tagungen, Insider-Seminare, die Gordon-Konferenzen – jede nützliche Gelegenheit, die sich ihnen bot, um sich ihren Kollegen vorzustellen, haben sie ergriffen. Nicht zu vergessen die Kongreß- und Regierungsabgeordneten. Viele leidenschaftliche Reden … Wo soll ich anfangen?«
Vasily lächelte. »Ich muß zugeben, mich interessiert die Wissenschaft mehr als die Politik.«
»Heutzutage geht das eine nicht mehr ohne das andere. Meine Freunde aus Washington erzählen, daß Hudder und McDougal kurz vor dem Erfolg stehen. Laß mich dir eines sagen, Vasily. Da niemand, der etwas auf die Beine stellen möchte, dem Energie-Department vertrauen kann – der sogenannten verantwortlichen Behörde für das CORE-Projekt –, hat sich der wissenschaftliche Berater des Präsidenten auf sehr effektive Weise eingeschaltet …« Gregors cherubisches Gesicht war rot vor Bewunderung. »… und ein Konsortium von Universitäten und privaten Institutionen zusammengebracht. Sie nennen sich University Association for Deep Earth Research. Berkeley, Caltech und das Carnegie-Institut in Washington und Harvard und Michigan und MIT und Stanford und Texas und UCLA und Yale und …«
»Da«, sagte Vasily. »Hör auf zu keuchen, mein Freund.«
»Und der Vorsitz geht an SUNY in Stony Brook – die sehr gute Geowissenschaftler haben. Wo Marta McDougal Professorin für Physik ist – bislang allerdings nur Zusagen, nichts Festes.«
Vasily grunzte. »Wunderbar, sehr geschickt.«
»Natürlich schrien einige Kongreßleute auf – andere applaudierten –, als CORE vom DOE zu diesem Konsortium transferiert wurde. Aber als der Vorsitzende von Dr. McDougals Institut entdeckte, daß er einem Komitee vorsteht, das das teuerste wissenschaftliche Projekt, das jemals unternommen wurde, leitet – und erkannte, daß er ihr den Job verdankte …«
»Also, Victor, doch eine bindende Vereinbarung.« Vasily lächelte erneut, ließ ihn jedoch wissen, daß es ihm einige Anstrengung kostete. »Die Welt fällt um uns herum auseinander, und du erzählst mir die bewegende Geschichte einer Frau, die sich ihre wissenschaftliche Karriere absichert. Es erschreckt mich – was du mittlerweile für ein Happy End hältst.«
Gregor nahm einen großen
Weitere Kostenlose Bücher