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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Mine herumstocherte; er hätte dort drinnen auch Leidy töten können. Es war ein Fehler, dem Jungen diesen verrückten Trip zu erlauben.
    Denn Leidy war nachher verändert. Sagte nichts mehr. Verschloß seine Zimmertür. Dramatisierte nicht mehr seine unsinnige Rebellion, wie er es vorher getan hatte. Blieb immer höflich. Ließ Cyrus nicht mehr an sich heran.
    Einige Zeit lang fiel es Cyrus nicht auf; was er bemerkte, waren Veränderungen zum Guten. Die Noten des Jungen verbesserten sich. Aber er trieb keinen Sport, spielte nicht am Theater oder nahm an den Debattierclubs der Schule teil, und er traf sich nicht mit seinen Mitschülern. Aber er hatte es mit den Büchern, bekam auf seine Essays laufend eine A und sammelte hundert Punkte bei den Prüfungen. Zu jedermanns Überraschung waren seine Semesternoten so gut, daß er in die Ehrengesellschaft der High School eingeladen wurde. Aber er lehnte dankend ab.
    Cyrus hatte sich damit abgefunden gehabt, daß sein Sohn nicht so intelligent war, wie er glaubte, zumindest nicht so intelligent wie Cyrus selbst. Aber das hier deutete auf das Gegenteil. Was die Prüfungsergebnisse anbelangte, schienen sie gleichauf zu sein.
    Jedes Wochenende, wenn er wegkonnte und es das Wetter erlaubte, lieh er sich den Jeep seines Vaters – lieh ihn sich eigentlich von der Mutter, da Cyrus unterwegs war – und fuhr in die Wüste, um an einem Ort, den er nicht preisgeben wollte, Metalle auszuwaschen. Erst sehr viel später, den folgenden Sommer, sah Cyrus das Ergebnis der zehn oder fünfzehn Wochenenden, an denen er fort war; er und Leidy stritten sich, ob er den Jeep haben konnte, und da zeigte ihm Leidy die zehn Pfund schweren Silberbarren, die er aus einer alten Minenhalde herausgewaschen hatte.
    Cyrus gingen tausend Fragen durch den Kopf. Zyanid? Woher wußte Leidy, wie so etwas gemacht wurde? War er sich sicher, daß er sich nicht selbst vergiftet hatte? Woher hatte er die Ausrüstung, die nicht ganz billig sein konnte? Wenn er wie Mendez einen Schacht hinabfallen sollte, wer würde das jemals erfahren? Wie schützte er sich gegen Vandalen und Diebe? Und was wollte er mit dem Geld machen?
    Leidy beantwortete schließlich alle Fragen und Cyrus wurde nur wütender und unglücklicher. Ein Teil der Ausrüstung hatte Mendez gehört, der ihm die praktischen Anwendungen von Großvater Max Hudders Theorien beibrachte. Leidy hatte sich von Greta Geld geliehen; er hatte ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt, was er damit wollte, aber es war bereits wieder zurückgezahlt, und er gab ihr etwas für die Benutzung des Jeeps. Wie er in den Besitz des Zyanids kam, wollte Cyrus gar nicht wissen; es gab genügend Chemikalien-Geschäfte in der Gegend, und er hatte es nicht gestohlen. Was sein Verhalten in der Wildnis betraf – er betrat niemals Minen oder Schächte, und er war ein ziemlich guter Gewehrschütze geworden, auch wenn es nur eine alte 22er Bolt-Action-Rifle war. Geld? Fünfundachtzig Prozent des Nettogewinns gingen an die Mendez-Familie.
    Fünfundachtzig Prozent? Cyrus verlor darüber die Fassung. »Was schuldest du diesen Leuten? Für sie ist hinreichend gesorgt, der Staat California kümmert sich darum. Und der Mann hatte Versicherungen, er war in diesen Dingen gerissen genug.«
    »Wir hatten einen Vertrag. Er und ich.«
    »Welchen Vertrag? Du machst die Arbeit, und sie bekommen den ganzen Gewinn?«
    »Nicht den ganzen. Wenn du mir nicht deinen Wagen geben willst, Dad, dann miete ich einen.«
    »Arroganter Kerl. Einen Wagen mieten? Zahl mir lieber für dein Leben.«
    Das war eine Bemerkung, die kein Bedauern mehr rückgängig machen konnte. Cyrus hatte niemals erfahren, ob Leidy sie seiner Mutter erzählt hatte; er hoffte nicht, aber wahrscheinlich machte es sowieso keinen Unterschied. Sie hatte sich längst auf die Seite des Sohnes und gegen ihn gestellt.
    Einige Wochen, bevor er von der High School graduierte, erhielt Leidy den Aufnahmebrief vom California Institute of Technology. Er verkündete die Neuigkeit kühl; es war das erste Mal, daß Cyrus erfuhr, daß sich sein Sohn an dieser Institution beworben hatte.
    Cyrus hätte die Chancen seines Sohnes geschmälert, wenn er sich geweigert hätte, den hohen Betrag zu zahlen, den die Schule als angemessen für die Eltern errechnet hatte. Sicherlich hätte Leidy es vorgezogen, für alles selbst aufzukommen – er hatte ein Stipendium gewonnen, das etwa ein Viertel der geschätzten Kosten deckte, und seine fünfzehn Prozent aus der

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