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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Spray nicht mehr in Frage. Sie streuten kleine Plastikplättchen darüber. Linda und Luisa schauten gelegentlich herein; meistens aber hatten sie andere Dinge zu tun.
     
    Später am Abend standen sich Leidy und Marta in der Küche auf den Füßen, kollidierten miteinander und sprachen kaum ein Wort, als sie das Essen zubereiteten und es auf den Tisch stellten.
    »Kommt schon«, brüllte Marta.
    Stille oben, bis auf das Radio in Lindas Schlafzimmer, das eine Rockversion von »Greensleeves« spielte.
    »Linda!«
    »Ich habe keinen Hunger, Mutter«, rief sie die Treppe herunter.
    »Ich auch nicht«, rief Luisa aus ihrem Zimmer. »Mutter.«
    »Wiederhol nicht alles, was ich gesagt habe, du kleine schäbige …«, schrie Linda zu ihrer Schwester. Bis auf das letzte Wort, das wie Fnrzz klang, war sie so laut, daß sie auch in der Küche zu verstehen war.
    Marta erhob ihre Stimme. »Ihr beiden seid in zwei Minuten hier unten, oder ihr wißt schon was.«
    »Nein, das weiß ich nicht, Mutter, und es interessiert mich auch nicht.« Lindas Tür knallte so laut, daß die Fenster klapperten.
    Marta holte Atem. »Luisa!«
    »Ja?«
    »Wenn du jemals wieder in diesem Haus fernsehen willst -«
    Es gab nur eine kurze Pause, dann war Luisa zu hören, die die Treppe herunterstapfte. Schwitzend, mit rotem Gesicht, kam sie in die Küche und setzte sich an ihren Platz am Tisch.
    »Ihr zwei eßt«, sagte Marta. »Ich bin in einer Minute wieder zurück.«
    Leidy und Luisa saßen sich am Tisch gegenüber. Sie starrte mit einem Ausdruck von Abscheu auf ihren Teller. »Fischstäbchen.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich hasse Hackbraten. Warum können wir nicht mal wieder Fischstäbchen haben?«
    »Das nächste Mal«, sagte Leidy und nahm eine Gabel Succotash.
    Sie nahm eine Gabel Succotash. Sie war älter geworden und sie klammerte sich nicht mehr an sein Bein, aber niemals hatte sie zu verstehen gegeben, daß sie ihn mochte. Sie vermieden Blickkontakt, lauschten gespannt und versuchten zu hören, was oben vor sich ging.
    Lindas Tür wurde geöffnet und mit einem Knall geschlossen. Schrille Schreie von Linda ertönten und tiefere Erwiderungen von Marta, die unverständlich waren, aber genug Energie besaßen, um die Wände erzittern zu lassen.
    Luisa nahm eine weitere Gabel Succotash. Ihr Blick streifte durch das Zimmer und blieb – für einen Augenblick – an Leidy hängen, der sie mit feierlichem Gesicht anschaute. Er grinste und warf den Kopf in Richtung des oberen Stockwerks. Luisa schniefte und fiel in ein Grinsen.
    Sie hörte auf zu grinsen, als die Tür oben wieder aufgeschlagen wurde und Schritte auf den Stufen zu hören waren. Linda marschierte herein und setzte sich an ihren Platz am Tisch; ihr Gesicht war so rot und naß, wie das ihrer Schwester gewesen war. Hinter ihr kam Marta, zog ihren Stuhl vor und begann zu essen, ohne einen von ihnen anzusehen.
    Linda nahm einen Bissen von Leidys Hackbraten – eine seiner beiden Spezialitäten, die andere waren Spaghetti und kaute gewissenhaft, ohne dabei ihren verächtlichen Gesichtsausdruck abzulegen. Sie schluckte und legte ihre Gabel weg; ostentativ starrte sie aus dem Fenster, in eine Nacht, die von der Weihnachstbeleuchtung der Nachbarn fahl erleuchtet wurde.
    Leidy war beeindruckt. Lindas starrer Blick, der auf seine Weise schön war, schwankte nur kurz, um abschätzig auf ihre Schwester zu blinzeln. Seit Jahren waren die beiden Mädchen Verbündete gewesen gegen ihn, den Freund ihrer Mutter. Seit kurzem aber hatte Linda ihnen allen den Krieg erklärt.
    Marta sagte nichts. Vielleicht war dieser eine Bissen Teil ihres Vertrages. Ein Bissen, und Linda würde ihre Fernseh-Privilegien nicht verlieren. Leidy wollte nicht in die Einzelheiten ihres Kompromisses eindringen. Zu viele andere ungelöste Dinge könnten dabei zum Vorschein kommen.
     
    »Wie geht es Josie? Und Jane?« fragte Marta nachher, während sie zusah, wie er Wasser über die Teller laufen ließ und sie dann in den Geschirrspüler einräumte.
    »Gut«, sagte er. »Ich dachte darüber nach, ob wir uns über die Gestalt des Kontrollraums unterhalten könnten?«
    Sie stand in der Tür, zog heftig an einer Zigarette und beäugte ihn mit einem Ausdruck, der, wie er hoffte, nur übriggebliebene Enttäuschung wiedergab. »Wir sollten uns über andere Dinge unterhalten«, sagte sie. »Den Berylliumpreis, zum Beispiel.«
    Der Gedanke kam ihm, daß der Preis von Beryllium etwa vierhundert Mal so hoch war wie der Preis einer guten

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