Unternehmen Delphin
wollte eine Woche lang grübeln, Nuki. Jetzt wird es anders. Jetzt will ich eine Woche lang Schönheit tanken. Helfen Sie mir dabei?!«
»Nur, weil Sie so traurige Augen haben, James.«
»In Kupikikinupi – verdammt mit diesem Wort! – werden meine Augen lachen.« Finley schwang sich vom Barhocker, unterschrieb die Rechnung mit seinem Namen und seiner Zimmernummer und sah genießerisch zu, wie sich Nuki schlangengleich von ihrem Sitz gleiten ließ. »Können wir?«
»Wir können!«
Als sei es selbstverständlich, hakte sich Nuki-na-mu bei Finley unter und schwebte an seiner Seite durch den großen Innenhof hinüber zu der von einem künstlichen Bach umspülten Freitreppe, die als Seitenausgang diente und zu den Parkplätzen führte. Ein dicker Portier in weißer Uniform grüßte ehrerbietig, als sie an ihm vorbeigingen und den Hotelkomplex verließen.
An einem Tisch im Innenhof, zwischen blühenden Büschen, erhob sich der Sowjetspion Tulajew, nachdem Finley mit Nuki-na-mu die Bar verlassen hatte. Er reckte sich ein wenig, strich sich mit beiden Händen über das Gesicht und war zufrieden. Nur noch eine Frage der Zeit konnte es sein, bis man erfuhr, was die dreißig Spezialwagen mit Delphinen auf der Insel Wake machten, welche Aufgabe sie hatten. Auf Nuki-na-mu war Verlaß; sie hatte im Bett auch die Zeichnung neuer amerikanischer Sprengköpfe für Boden-Luft-Raketen beschafft.
In einem kleinen Zimmer des Gasthauses bei den Korallenriffen von Kupikipikio, umrauscht von der Brandung des Pazifiks und willenlos geworden durch Nukis Körper und ihr singendes Flüstern, durchlebte Finley einen erotischen Rausch, der ihn völlig von seiner bisherigen Welt entfernte. Vor allem begriff er nicht, daß ausgerechnet ihm so etwas widerfuhr … diese Leidenschaft, diese Ekstase. Und damit sie sich nicht so schnell wieder in den Alltag verlor, umklammerte er diese schönste Frau der Welt mit Armen und Beinen und wünschte sich, sie für immer in sich aufzunehmen.
In dieser Nacht sprach man nicht von Delphinen …
Sergeant Ted Farrow, der einsame Mann in der Stahlkugel, noch vor kurzem 250 Meter tief im Meer nur von den Delphinen versorgt, in seiner ›Überwasserzeit‹ Betreuer von zwei Sea-Lords-Kompanien, war trotz Urlaubsstimmung in einer vernünftigeren Verfassung als Dr. Finley. Für Farrow war dies schon der zweite Honolulu-Urlaub seit seiner Ankunft auf Wake. Wer tagelang unter Wasser auf Horchposten hängt, hat ein Recht darauf, beim Urlaub bevorzugt zu werden.
Ted hatte bereits beim ersten Ausflug nach Waimea Bay, wo die höchsten Wellen von Hawaii sein sollten, auf denen man haushoch reiten kann, unverschämtes Glück: Im Pupukea Beach Park lernte er Yumahana kennen.
Yumahana, zwanzig Jahre alt, war die Tochter eines armen Fischers von Mahuka und verkaufte im Beach Park aus einem von ihr selbst gezogenen Kühlhandwagen vier verschiedene Sorten Eis. Sie trug eine weiße Uniform, hatte das lange schwarze Haar hochgesteckt, die vollen Lippen rot geschminkt und hinter ihr linkes Ohr eine Orchidee gesteckt. Wenn sie mit großen, braunschwarzen Kulleraugen die Mitmenschen anschaute, war noch soviel Kindhaftes an ihr, daß Ted Farrow sofort den Drang verspürte, sie gegenüber einigen herzlosen Kameraden von der Marine und von der Army zu beschützen.
Während Yumahana den schweren Eiskarren mühsam durch den Sand- und Kiesboden zog und die Gruppen der herumliegenden Badegäste abging, beobachtete Ted, wie die Kerle das Mädchen mit eindeutigen Angeboten bedrängten, ihr unflätige Bemerkungen nachriefen oder sie sogar unzüchtig befummeln wollten. Da erhob er sich von seinem Badelaken und ging hinüber zu dem Eiskarren. Gerade hatte ein Bursche von der Marine dem Mädchen den Weg verstellt und wedelte mit einem Einhundertdollarschein vor ihrer Nase herum.
»Ich kauf dir den ganzen Rotz ab«, sagte der Kerl frech und grinste breit. »Alles! Wenn du mit mir hinter die Büsche gehst …«
Ted Farrow trat näher, nahm dem Mariner die Hundertdollarnote ab, spuckte drauf und klebte ihm den Schein mit einem patschenden Handschlag auf die Augen. Sofort schlug der Kerl zurück – aber wer Farrow kannte, der wußte, daß er unter anderem auch in Kung Fu ausgebildet war und sich gegen jeden Angriff zu wehren wußte. Der Schlag fuhr deshalb auch ins Leere. Der Tritt indessen, den der Mariner gegen die Brust erhielt, schleuderte ihn meterweit durch die Gegend und nahm ihm völlig die Luft weg.
»Bleib liegen, Boy«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher