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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht mit dreißig teuren Spezialwagen und unter Militärschutz fast hundert Delphine von Miami nach San Diego und von dort halb um die Welt auf eine Pazifikinsel, wenn man sie nur für die Unterhaltung der Soldaten braucht.«
    »Es ist aber so, Leonid Fedorowitsch.«
    »Ich glaube nicht daran.«
    »Oberst Ischlinski auch nicht. Aber über den lacht man deswegen schon in Moskau. Passen Sie auf, daß Sie sich nicht ebenfalls lächerlich machen!«
    Tulajew schwieg, hob resignierend die Schultern, aß seinen Fisch und trank seinen Mai-Tai leer. Dann erhob er sich, sagte: »Ich werde mich um die Urlauber bemühen« und ließ seinen Besucher mit dem Gemäldehemd sitzen.
    Nun ist er doch böse, dachte der Kurier des KGB traurig. Was soll ich ihm denn anderes sagen als das, was man in Moskau denkt …
    Jakowlew hatte bittere Tage. Nach neunundvierzig Stunden konzentrierten Einsatzes aller Delphine und einer intensiven Suche rund um Wake erfaßte die Kompanie von Ronny das U-Boot der Charlie-Klasse in 274 Metern Tiefe. Sie umschwammen das still liegende Boot, durch dessen Stahlhaut die Geräusche für ihre Ohren laut und deutlich klangen: das Laufen der Männer, das Summen der Batterien, das Klappern des Geschirrs in der Kombüse, sogar das Spiel der Balalaikas in der gut abgeschirmten Mannschaftsmesse oder das Husten des Matrosen Ilja Nikolajewitsch, der sich erkältet hatte und dreimal am Tag gurgelte.
    Unbemerkt von der Mannschaft des sowjetischen U-Bootes, dessen Instrumente nur einen Fischschwarm registrierten, umschwammen die Delphine das Boot und gaben ihre Signale zum Mutterschiff weiter. Dort saß Admiral Crown mit roten Ohren neben Helen und Finley und kratzte sich nervös die Nase.
    »Neunzig Meter lang«, sagte er mit belegter Stimme, »zehn Meter breit, ein dicker spindelförmiger Bootskörper, der Kommandoturm gedrungen – das sieht ganz wie ein ›Charlie‹ aus. Du meine Güte!« Crown drehte den Kopf zu Rawlings. »Charlie ist das für uns rätselhafteste U-Boot der Sowjets. Wir haben keine Ahnung von der Bewaffnung. Die Feuerleit- und -lenkungssysteme von Charlie sind ebenfalls unbekannt. Charlie ist die stärkste Unterwasserwaffe der Russen. Wenn da wirklich ein Charlie liegt …«
    »Überzeugen Sie sich, Sir.« Helen zeigte auf die ausgewerteten Daten: »Die Maße bleiben. Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Es handelt sich auch keinesfalls um ein Wrack, denn die Delphine nehmen Innengeräusche wahr.«
    Admiral Crown akzeptierte diesmal ohne Widerspruch, was Helen ihm erklärte. Beim Verlassen des Kontrollraums sagte er nur zu Rawlings: »Ich bekomme Komplexe, Steve. Ich komme mir als Mensch saudumm vor.«
    »Daran gewöhnt man sich, Sir«, entgegnete Rawlings freundlich. »Ich habe mich in der ersten Zeit auch immer kritisch im Spiegel betrachtet.«
    Drei Tage nach der Entdeckung der ›Hechte‹ – noch wußte man allerdings bei den Amerikanern nicht, daß es sich um bemannte Miniboote handelte – überfuhr ein Zerstörer aus Crowns Flotte das Seestück, in dem der sowjetische Charlie liegen mußte. Da es internationales Gewässer war, konnte man nichts anderes tun, als den Genossen da unten zu zeigen, daß man sie erkannt hatte.
    Mit voller Kraft schickten die Amerikaner einen Echostrahl in die Tiefe, der im Horchgerät des sowjetischen U-Bootes wie ein Knall wirken mußte. Gleichzeitig ließen sie Übungsmunition im Wasser explodieren, damit die Schallwellen die feinen Apparate da unten durcheinanderrüttelten.
    Kapitänleutnant Igor Stephanowitsch Denisenkow reagierte nicht. Bis zur nächsten Nacht wartete er. Dann aber schoß er unter Wasser mit vollen 33 Knoten davon. Oben an Deck des Zerstörers und zweier noch hinzugekommener Meßschiffe schwenkte man die Mützen und schrie hipp-hipp-hurra! Man feierte es wie einen Sieg: Ein sowjetisches U-Boot wurde in die Flucht getrieben. Admiral Crown, wieder aus dem Bett geholt, hatte einen Augenblick den wahnsinnigen Gedanken, die Sea-Lords auszuzeichnen. Erst dann widerstand er dem Drang, indem er sich sagte: Es sind ja nur Fische!
    Jakowlew wurde bleich, als Denisenkow ihm die Flucht der Charlie meldete. Ohne jedes Anzeichen waren plötzlich die amerikanischen Schiffe erschienen und hatten fast punktgenau die U-Boot-Position erkannt. Der Warn-Krach war wie eine Verhöhnung, Jakowlew faßte ihn auch so auf.
    »Da stimmt etwas nicht!« sagte er mit seiner kalten Stimme. Er hatte auch das Steuerbord liegende Boot der Victor-Klasse zurückgerufen. Beide Boote

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