Unternehmen Delphin
Barinsel mit der runden Theke und den lauschigen, blumenumstandenen Tischchen und Stühlen. »Am Sonntag kommt ein neuer Urlaubertransport von Wake herüber. Ein Dr. David Abraham Clark ist dabei, einer aus dem Forscherteam der verdammten Delphine. Er könnte gesprächiger sein.«
»Warum?«
»Er ist ein Neger. Und wenn eine Frau wie du mit einem Schwarzen zusammenprallt – du lieber Himmel, das muß doch zischen wie ein Geysir.«
»Gut, ich übernehme ihn«, sagte Nuki-na-mu kühl. »Wo wohnt er?«
»Es ist für ihn ein Zimmer im Surfrider-Hotel gebucht. Du hast das Zimmer Nummer 376. Er hat 392. Am besten lernt ihr euch beim Surfen kennen. Wenn du mit deinem Brett umkippst, wird er dich aus dem Wasser fischen und dir helfen, wieder hoch zu kommen. Zieh deinen roten Bikini mit den Goldfäden an und verlier das Oberteil, sobald er dich rettet.« Tulajew schluckte wieder ein Stückchen Torte. »Muß man auch das noch alles vorsagen?«
»Nein! Außerdem kommt es aus der Kiste mit den uralten Tricks. Man merkt, Sie sind von mir noch nicht verführt worden, Leonid, das ist es!«
Tulajew hob die Schultern, leckte wieder seine Kuchengabel ab und trank einen Schluck Rum-Kaffee. Sein Verhältnis zu Nuki-na-mu war wirklich nur rein geschäftlich. Er hatte sie von dem Kollegen Tutmarow übernommen, der nach Odessa in Pension gegangen war, nachdem er neunzehn Jahre in Honolulu gelebt hatte. »Sie ist das Beste, was wir im ganzen pazifischen Raum haben«, hatte Tutmarow zu Tulajew gesagt, als dieser den Bezirk übernahm. »Satans Tochter, sage ich dir. Sternenschön, aber auch so unerreichbar, fremd und kalt wie ein Stern. Warum sie für uns gegen die Amerikaner arbeitet? Das alte Schicksal, Leonid Fedorowitsch: Ein Kerl hat sie mit einem Kind sitzen lassen, ein Offizier der Navy, und dann starb das Kind auch noch, als sie in einem Shop einkaufte. Ein Amerikaner, total besoffen, überfuhr den Kleinen. Und wenn Sie wissen, wie solche Frauen hassen können … Also, Genosse, Nuki-na-mu wird Sie nie enttäuschen! Sie erfährt einfach alles …«
»Gehen wir noch einmal alle Fragen durch«, sagte Tulajew. »Auch scheinbar unwichtige Kleinigkeiten sind vielleicht bedeutsame Steinchen im Mosaik der Erkenntnis …«
Mit Helen hatte es Finley in den ersten Tagen nach seiner Rückkehr aus Honolulu sehr schwer. Das heißt: Sie blieb eine Woche draußen auf dem Pazifik, und diese Woche benutzte Finley, um sich über seine Gefühle klar zu werden. Er hatte Helen über alles geliebt – aber nun war Nuki-na-mu in sein Leben getreten, und ihr Zauber eröffnete ihm völlig neue Dimensionen des Gefühls. Ihre Hingabe brannte noch tagelang in ihm, und da nutzte es auch nichts, daß er mit den Delphinen Ronny und Barry und ihren Kompanien in der Lagune schwamm, mit ihnen außerhalb der Riffe immer wieder das Anbringen von Magnetladungen übte oder bei ihnen hockte und ihre Sprache auf Tonbänder aufnahm. Was er auch tat – er spürte leibhaftig die Gegenwart von Nuki-na-mu. Und wenn ein Windstoß über seinen Nacken strich, dehnte er sich wohlig, als hätten ihre Lippen über seinen Rücken getastet.
Mit regelrechter Angst wartete Finley auf Helens Rückkehr. Als sie dann kam mit ihren im Wind flatternden blonden Haaren, in engen Shorts und fast durchsichtiger Bluse, die deutlich erkennen ließ, daß sie keinen BH trug – da hatte er, als sie ihm entgegenlief und ihn wie einen Bruder auf die Wange küßte, keinen Mut mehr, ihr zu sagen: Ich liebe eine Frau auf Honolulu.
Später, dachte er. Später … da wird sich bestimmt eine Gelegenheit ergeben. Sie freut sich jetzt so, da kann ich ihr doch nicht eine Ohrfeige versetzen …
Dr. Clark, der ebenfalls mit dem Delphinschiff zurückkam, setzte sich am Abend zu Finley auf die Terrasse des Clubhauses der Navy-Offiziere und spendierte einen Drink, eine Blue Lady. Helen war noch bei den Delphinen am Bassin; sie beschäftigte sich mit Jimmy und Harry. Die beiden ›Chefs‹ hatten Hervorragendes geleistet: Sie waren zwei Tage und Nächte allein im Pazifik gewesen und hatten ein weites Umfeld abgesucht. Captain Hugh Yenkins hatte am zweiten Tag gesagt: »Die sehen wir nie wieder, Helen. Die sind weg. Wenn die ein Delphinweib erwischt haben …«
»Genau das ist der Unterschied zwischen Mensch und Delphin, Hugh«, hatte Helen geantwortet. »Ihr Menschenmänner dreht bei einer Frau durch – aber Harry und Jimmy werden wiederkommen!«
Und sie kamen wieder. Als Helen und Clark an die
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