Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
notwendig. Zum erstenmal hatte sie ein Privatleben weit weg von Schreibtisch und Delphinbassin, und sie nahm sich das Recht, dieses kleine Geheimnis für sich zu behalten.
    So standen die Dinge, als Finley von David Abraham über Helens Miami-Ausflüge Kenntnis erhielt und dies Dr. Rawlings weitererzählte. Rawlings' Reaktion war typisch: Er sah nicht den menschlichen Konflikt, sondern dachte sofort an die Arbeit.
    »Was Helen auch in Miami in den Bars oder sonstwo treibt – über ihre Arbeit wird sie nie etwas erzählen«, sagte Finley, der sich verpflichtet fühlte, Helen zu verteidigen. »Wir kennen sie doch zu gut, Steve.«
    »Frauen sind in bestimmten Situationen unberechenbar.«
    »Wir Männer etwa nicht? Wo werden die meisten Geheimnisse ausgeflüstert? Im Bett der Politiker und Militärs! Der Einsatz toller Weiber ist bei allen Geheimdiensten eine Selbstverständlichkeit. Und obzwar wir das genau wissen, fallen wir Idioten immer wieder auf die nackte Haut herein.«
    »Um so mehr macht mir Helens überraschendes Verhalten, diese plötzliche Lebenslust, Sorge. Eben, weil wir sie so gut kennen. Diese Nachtausflüge passen nicht zu ihr.«
    »Hundert Jahre schläft ein Vulkan, und unversehens bricht er aus …«
    »Das sind alles dumme Reden, James!« Dr. Rawlings war tatsächlich sehr besorgt und außergewöhnlich unruhig. »Ich nehme deinen Vorschlag auf: Bei ihrem nächsten Ausflug schicken wir David Abraham hinter ihr her.«
    »Okay, Steve. Aber was ist, wenn David uns auslacht?«
    »Er ist ein viel zu guter Psychologe, um nicht sofort unser Problem zu erkennen.«
    An diesem Abend blieben Rawlings und Finley zusammen und warteten auf Rawlings' dunkler Terrasse. Wann würde Helen aus Miami zurückkommen? Die Geduld der beiden Männer wurde sehr strapaziert, aber als sie dann das Scheinwerferlicht von Helens Rabbit bemerkten, der über den Zufahrtsweg herankam und in der Garage verschwand, atmeten beide auf. Finley, durch etliche massive Drinks, mit denen er die Stunden überstanden hatte, schon deutlich angeschlagen, klopfte Rawlings auf die Knie:
    »Steve, unser Darling kommt zu Papa zurück.«
    »Laß den Blödsinn!« knurrte Rawlings. Er wartete darauf, daß in Helens Bungalow die Lichter angingen. Als sie dann wirklich aufflammten, sah er Helen an den großen, gardinenlosen Terrassentüren. Sie trug ein Abendkleid, und selbst auf diese Entfernung wirkte sie zauberhaft. In ihrem blonden Haar steckte eine große, rote Orchidee.
    »Den Jungen, der dieses Glück hat, könnte ich ersäufen!« sagte Finley, verabschiedete sich von Dr. Rawlings, ging zu seinem Bungalow hinüber, zog sich aus, setzte sich nackt vor seine Bar und soff so lange Whisky on the Rocks, bis er einfach umfiel und auf den Teppich rollte.
    Der nächste Morgen begann sehr friedlich. Helen Morero erschien in ihrem goldfarbenen Badeanzug und lief über den Rasen zum Delphinbassin. Ihren Bademantel – weißer Frottee mit drei aufgedruckten blauen Schwalben – warf sie über das Geländer eines zwei Meter hohen Trainingsbretts, an dem die neuen Delphine das Hochspringen aus dem Wasser, das Schnappen nach Fischen und das Anstoßen einer Glocke übten – die Vorstufen der Spezialausbildung als Kampfschwimmer. Sie begrüßte Dr. David Abraham Clark, der bereits mit seinen Meßinstrumenten am Beckenrand in einer Art schwimmendem Sessel saß und sich mit den Delphinen Jimmy und Barry beschäftigte. Dann winkte sie den anderen Wissenschaftlern und Trainern zu, die ihre Tiere sammelten. Drei Gruppen sollten heute ins offene Meer hinaus und in 260 Meter Tiefe einen für das menschliche Ohr nicht mehr wahrnehmbaren, tickenden Stahlkörper suchen.
    Finley, der sonst so strahlende Sportsmann, sah heute zerknittert und bleich aus. Rawlings bemerkte, daß er rote Augen hatte wie ein Kaninchen.
    »Es war nicht nötig, die ganze Nacht zu weinen«, meinte Rawlings spöttisch.
    »So gesoffen wie gestern habe ich mein ganzes Leben nicht.« Finley wischte sich über das Gesicht. »Auch die kalte Dusche nutzte nichts. Hab' ne halbe Stunde druntergestanden, bis ich zitterte. Aber gestern nacht mußte ich saufen.« Er blickte zum Bassin und zog die Unterlippe zwischen die Zähne. »Wie phantastisch das Weibsstück wieder aussieht. Sie erotisiert die gesamte Mannschaft, egal ob Mensch oder Tier.«
    »Ich spreche mit ihr«, sagte Rawlings.
    Finley nickte, wollte noch sagen: Viel Glück, Steve – aber er unterließ das und ging hinüber ins ›Sprachlabor‹, wo die

Weitere Kostenlose Bücher